3.
Wenn dir zu wenig ist, was ich vom Gebete der Kirche und vom Märtyrer Cyprianus gesagt habe, so wage noch mehr, tadle den Apostel, der gesagt hat: „Wir beten zu Gott, daß ihr nichts Böses tut“1. Denn du wirst nicht behaupten wollen, daß derjenige nichts Böses tut, der nicht an Christus glaubt oder den Glauben Christi aufgibt: wer also sagt, ,daß ihr nichts Böses tuet', der will auch dies nicht geschehen lassen. Es ist ihm aber nicht genug, dies vorzuschreiben, sondern er bekennt, zu Gott zu beten, damit es nicht geschehe; weiß er doch, daß der Wille des Menschen von ihm im Zaume gehalten und gelenkt wird, so daß er solches nicht tut. Denn „vom Herrn werden die Schritte des Menschen gelenkt, und er wird seinen Weg wollen“2. Es heißt nicht ,er wird seinen Weg erkennen oder ,er wird ihn festhalten' oder »wandeln' oder sonst etwas Ähnliches, wovon du sagen könntest, es werde zwar vom Herrn gegeben, aber nur dem Menschen, der schon den guten Willen hat; dann würde der Mensch der Gnade Gottes, die die Schritte des Menschen lenkt, damit er seinen Weg erkenne, festhalte und wandle, mit seinem Willen vorausgehen und diese Gnade durch seinen vorausgehenden guten Willen verdienen. Darum heißt es also: „Vom Herrn werden die Schritte des Menschen gelenkt, und er wird seinen Weg wollen“, damit S. 770 wir einsehen, es sei der gute Wille selbst, durch den wir beginnen, glauben zu wollen — denn was ist der Weg Gottes anderes als der rechte Glaube? —, das Geschenk dessen, der unsere Schritte in erster Reihe deshalb lenkt, damit wir wollen. Denn die Schrift sagt nicht: „Vom Herrn werden die Schritte des Menschen gelenkt, weif er seinen Weg gewollt hat“, sondern „sie werden gelenkt, und er wird wollen“. Also nicht weil er gewollt hat, werden sie gelenkt, sondern weil sie gelenkt werden, wird er wollen.