4.
Während wir uns also über diesen Vorsatz freuten, fuhrest du über die See und nahmst ein Weib. Daß du zu Schiffe gingest, erforderte der Gehorsam, den du nach den Worten des Apostels deinen höheren Vorgesetzten S. 795 schuldig warst1; ein Weib aber hättest du nicht genommen, wenn du nicht die vorgenommene Enthaltsamkeit preisgegeben und dich von der Begierlichkeit hättest überwinden lassen. Als ich davon erfuhr, geriet ich, ich muß es gestehen, in staunende Verwunderung. Zwar tröstete es mich teilweise in meinem Schmerze, als ich hörte, du habest jenes Weib nicht eher zur Ehe nehmen wollen, als bis es katholisch geworden sei; desungeachtet aber hat der Irrglaube jener, die an den wahren Gottessohn nicht glauben, in deinem Hause so großen Einfluß gewonnen, daß du von ihnen hast deine Tochter taufen lassen. Und wenn die uns hinterbrachte Nachricht nicht unrichtig ist — o möchte sie es doch sein! —, daß nämlich auch gottgeweihte Frauen von diesen Häretikern wiedergetauft worden sind, mit welchen Tränenströmen muß man dann ein so großes Verbrechen beweinen! Auch sagen die Leute, deine Frau habe dir nicht genügt und du habest dich durch Umgang mit irgendwelchen Nebenweibern befleckt; vielleicht ist dies aber eine Lüge.
-
Röm. 18, 1. Bonifatius war vom Kaiser, d. i. von der Kaiserin-Mutter abberufen worden. ↩