5.
Wie kommt es dann, daß sie diesen Hymnus aus den kanonischen Schriften zu erklären suchen? Denn S. 820 wenn er deshalb nicht in den kanonischen Schriften steht, weil diese Schriften für die Fleischlichen, der Hymnus aber für die Geistigen geschrieben ist, wie kann der Hymnus, der nicht für die Fleischlichen bestimmt ist, aus Schriften erklärt werden, die für die Fleischlichen bestimmt sind? Wenn zum Beispiel in diesem Hymnus deshalb gesungen und gesagt wird: „Ich will lösen und gelöst werden“, weil nach ihrer Erklärung dieser Worte Christus uns von dem irdischen Wandel erlöst, so daß wir nicht wieder von diesem gefesselt werden, so lernen wir auch aus den kanonischen Schriften, daß Christus uns von dem irdischen Wandel erlöst und daß wir von diesem nicht wiederum gefesselt werden dürfen. Was will die Stelle: „Du hast meine Bande zerrissen“1 oder: „Der Herr löst die Gefesselten“2 anderes sagen? Daß wir schon erlöst sind, daran erinnert uns der Apostel mit den Worten: „Stehet also fest, damit ihr nicht wiederum vom Joche der Knechtschaft niedergehalten werdet“3. Auch sagt der Apostel Petrus: „Wenn jene, die den Unlauterkeiten der Welt durch die Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes entkommen waren, nochmals von diesen sich umstricken und überwinden lassen, so sind ihre letzten Dinge ärger als ihre ersten geworden“4; er zeigt also, daß wir, nachdem wir gelöst worden sind, uns nicht wieder von der Welt binden lassen dürfen. Wenn sich dies also aus den kanonischen Schriften, sei es aus den angeführten Stellen oder aus sehr vielen anderen, die unaufhörlich gelesen und gepredigt werden, klar ergibt, wie kommt es, daß nach ihrer Behauptung dieser Hymnus, dessen Ausdrucksweise, um ihre Worte zu gebrauchen, sehr dunkel ist, sich deshalb nicht in den kanonischen Büchern findet, damit er den Fleischlichen verborgen bleibe? Wir sehen ja in den kanonischem Büchern enthüllt, was in diesem Hymnus verschleiert ausgesprochen ist. So sagen sie wenigstens. Aber man muß vielmehr glauben, daß S. 821 es nicht gerade dies, sondern irgend etwas anderes ist, was sie mit einer solchen Erklärung verhüllen wollen und zu enthüllen sich scheuen.