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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De doctrina christiana

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De doctrina Christiana

CAPUT XXVI.-- In unoquoque dicendi genere intendere debet orator, ut intelligenter, libenter et obedienter audiatur.

56. Illa itaque tria, quae supra posuimus, eum qui sapienter dicit, si etiam eloquenter vult dicere, id agere debere, ut intelligenter, ut libenter, ut obedienter audiatur, non sic accipienda sunt tanquam singula illis tribus dicendi generibus ita tribuantur, ut ad submissum intelligenter, ad temperatum libenter, ad grande pertineat obedienter audiri; sed sic potius ut haec tria semper intendat, et quantum potest agat, etiam cum in illorum singulo quoque versatur. Nolumus enim fastidiri, etiam quod submisse dicimus; ac per hoc volumus non solum intelligenter, verum etiam libenter audiri. Quid autem agimus, divinis testimoniis docendo quod dicimus, nisi ut obedienter audiamur, id est ut credatur eis, opitulante illo cui dictum est, Testimonia tua credita facta sunt valde 1? Quid etiam cupit nisi credi, qui aliquid, licet submisso eloquio, discentibus narrat? et quis eum velit audire, nisi auditorem nonnulla etiam suavitate detineat? Nam si non intelligatur, quis nesciat nec libenter eum posse, nec obedienter audiri? Plerumque autem dictio ipsa submissa, dum solvit difficillimas quaestiones, et inopinata manifestatione demonstrat; dum sententias acutissimas de nescio quibus quasi cavernis, unde non sperabatur, eruit, et ostendit; dum adversarii convincit errorem, et docet falsum esse quod ab illo dici videbatur invictum; maxime quando adest ei quoddam decus non appetitum, sed quodammodo naturale, et nonnulla, non jactanticula, sed quasi necessaria, atque, ut ita dicam, ipsis rebus extorta numerositas clausularum; tantas acclamationes excitat, ut vix intelligatur esse submissa. Non enim quia neque incedit ornata, neque armata, sed tanquam nuda congreditur, ideo non adversarium nervis lacertisque collidit; et obsistentem subruit ac destruit membris fortissimis falsitatem. Unde autem crebro et multum acclamatur ita dicentibus, nisi quia veritas sic demonstrata, sic defensa, sic invicta delectat? Et in hoc igitur genere submisso iste noster doctor et dictor id agere debet, ut non solum intelligenter, verum etiam libenter et obedienter audiatur.

57. Illa quoque eloquentia generis temperati apud eloquentem ecclesiasticum, nec inornata relinquitur, nec indecenter ornatur: nec solum hoc appetit ut delectet, quod solum apud alios profitetur; verum etiam in iis quae laudat, sive vituperat, istis appetendis vel firmius tenendis, illis autem devitandis vel respuendis, [P. 0118] vult utique obedienter audiri. Si autem non auditur intelligenter, nec libenter potest. Proinde illa tria, ut intelligant qui audiunt, ut delectentur, ut obediant, etiam in hoc genere agendum est, ubi tenet delectatio principatum.

58. Jam vero ubi movere et flectere grandi genere opus est auditorem (quod tunc est opus, quando et veraciter dici et suaviter confitetur, et tamen non vult facere quod dicitur), dicendum est procul dubio granditer. Sed quis movetur, si nescit quod dicitur? aut quis tenetur ut audiat, si non delectatur? Unde et in isto genere, ubi ad obedientiam cor durum dictionis granditate flectendum est, nisi et intelligenter et libenter qui dicit audiatur, non potest obedienter audiri.


  1. Psal. XCII, 5 ↩

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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)

26. Kapitel: Man darf nicht mit einer bestimmten Stilgattung ausschließlich ein bestimmtes der drei rhetorischen Ziele erreichen wollen

S. 21856. Die drei oben angeführten Punkte, daß der weise Redner, wenn er auch beredt sprechen will, darauf schauen müsse, mit verständigem, willigem und gehorsamem Herzen gehört zu werden, sind nicht so zu verstehen, daß sie sich genau auf die drei Redestile verteilen und daher zum niederen Stil nur ein verständiger, zum gemäßigten nur ein williger und zum erhabenen nur ein gehorsamer Sinn gehöre, sondern der weise Redner hat immer alle drei Punkte ins Auge zu fassen und nach Kräften anzustreben, auch wenn er nur in einem einzelnen Stil spricht. Wir wollen ja nicht, daß dasjenige Widerwillen errege, was wir im niedern Stil sagen, und daher wollen wir, daß die (durch den einfachen Stil vermittelte) Wahrheit nicht bloß mit verständigem, sondern auch mit willigem Herzen angehört werde. Was haben wir dann, wenn wir unsere Lehre durch göttliche Zeugnisse bekräftigen, für eine Absicht, als daß wir gehorsamen Herzens angehört werden, das heißt, daß man unter dem Gnadenbeistand dessen, von dem es heißt; „Deine Zeugnisse sind sehr glaubhaft gemacht worden1“, unseren Worten Glauben schenke? Was anders als Glauben wünscht derjenige, der auch im niederen Stil den Lernbegierigen etwas erzählt? Wer aber wollte ihn hören, wenn er nicht auch durch einige Anmut die Zuhörer fesselte? Wenn er natürlich gar nicht verstanden wird, so kann er selbstverständlich weder willigen noch gehorsamen Herzens gehört werden. Wenn aber der niedere Stil sehr schwierige Fragen löst und mit unerwarteter Klarheit darlegt, wenn er die scharfsinnigsten Gedanken wider Erwartung aus kaum geahnten Winkeln herbeizieht und vorzeigt, wenn er den Irrtum des Gegners widerlegt und das als falsch nachweist, was jener ganz unwiderleglich gesagt zu haben schien, vor allem wenn er nicht gesuchte, sondern S. 219gleichsam natürliche Anmut und einigen nicht prahlerischen, sondern notwendigen und, um mich so auszudrücken, den Dingen selbst abgerungenen Rhythmus der Schlußglieder hat, so erntet selbst dieser Stil so große Beifallsbezeigungen, daß man kaum bemerkt, daß er bloß der niedere Stil ist. Denn obgleich dieser Stil nicht im Festschmuck einhergeht und obgleich er nicht bewaffnet, sondern gleichsam nur nackt kämpft, so erdrückt er doch den Gegner mit seinen nervigen Armen, wirft den Widerstrebenden über den Haufen und zerstört mit seinen riesenstarken Gliedern das Gebäude der Falschheit. Warum wird denn solchen Rednern häufig und laut Beifall geklatscht, wenn nicht darum, weil die auf solche Weise nachgewiesene, verteidigte und unbesiegte Wahrheit auch ergötzt? Darum soll unser Lehrer und Redner auch durch den niederen Stil zu bewirken suchen, daß er nicht bloß mit verständigem, sondern auch mit willigem und gehorsamem Herzen gehört werde.

57. Die Beredsamkeit des gemäßigten Stiles läßt der geistliche Redner weder ungeschmückt, noch ziert er sie in ungeziemendem Maße, Er hat nicht wie die andern einzig die Absicht zu ergötzen, sondern er will bei Lob und Tadel mit gehorsamem Herzen gehört werden, damit das Lobwürdige angestrebt oder kräftiger festgehalten und das Tadelnswerte gemieden oder verabscheut werde. Wird er aber nicht verständigen Sinnes gehört, so kann er auch nicht mit willigem Herzen gehört werden. Daher muß man auch bei diesem Stil, wo doch eigentlich die Ergötzung den ersten Rang einnimmt, nach dem dreifachen Zweck streben, daß die Zuhörer verstehen, sich ergötzen und gehorchen.

58. Wo es aber gilt, den Sinn des Zuhörers durch einen erhabenen Stil zu rühren und zu beugen, was dann der Fall ist, wenn er zwar die Wahrheit und Anmut der Rede zugesteht, gleichwohl aber das Gesagte nicht tun will, da muß ohne Zweifel auch wirklich erhaben gesprochen werden. Wer läßt sich aber rühren, wenn er nicht weiß, was gesagt wird? Oder wer kann überhaupt bloß S. 220zum Anhören der Rede vermocht werden, wenn er dabei keine Ergötzung findet? Daher kann selbst bei diesem Stil, wo das harte Herz durch die Erhabenheit des Ausdruckes zum Gehorsam gebeugt werden muß, das Anhören nur dann mit gehorsamem Herzen erfolgen, wenn der Redner auch mit verständigem und willigem Sinne gehört wird.


  1. Ps. 92, 5. ↩

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