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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)

21. Kapitel: Selbst so große alttestamentliche Sünder wie David können nicht mit jedem beliebigen Sünder der Gegenwart auf die gleiche Stufe gestellt werden

30. Diese Zweifler würden sich gegebenenfalls nicht enthalten können, mit unversöhnlichem Hasse die Söhne zu verfolgen, von denen sie erfahren müßten, sie hätten ihre rechtmäßigen Gemahlinnen oder auch nur ihre Nebenfrauen versucht und sich an ihnen vergriffen. Der König David aber mußte diese Schmach von seinem gottlosen und unnatürlichen Sohn erdulden1, und doch ertrug er nicht bloß dessen Übermut, sondern betrauerte auch noch seinen Tod. Der Mann war doch gewiß nicht in den Fesseln fleischlicher Eifersucht verstrickt, den nicht der erlittene Schimpf ergrimmte, sondern bloß die Sünde des Sohnes erschütterte. Darum hatte er auch für den Fall des Sieges verboten, seinen Sohn zu töten, um dem Überwundenen Gelegenheit zur Buße zu geben; weil er das nicht konnte, so klagte er bei dessen Tod nicht über den Verlust eines Sohnes, sondern deshalb, weil er die Strafen kannte, denen die Seele eines Ehebrechers und Vatermörders übergeben wird. Denn für S. 134einen anderen Sohn hatte er sich früher schon bloß während dessen Krankheit gehärmt, weil eben dieser Sohn ein unschuldiges Kind war; als er aber dann starb, da hatte er sich über den Tod dieses (unschuldigen) Sohnes gefreut2.

31. Daraus erhellt ganz deutlich, mit welch maßvoller Enthaltsamkeit jene Männer ihre Frauen gebrauchten. Als derselbe König sich sozusagen von der leidenschaftlichen Glut seines noch jugendlichen Alters und von seinem zeitlichen Glück verführen ließ, in unerlaubter Weise gegen ein Weib zu entbrennen und darum ihren (rechtmäßigen) Gatten töten ließ, da wurde er von dem Propheten angeklagt. Dieser kam zu ihm, um ihn seiner Sünde zu überführen, und stellte ihm zu diesem Zwecke das Gleichnis von einem armen Manne vor, der nur ein einziges Schaf besaß, während sein Nachbar deren viele hatte. Als nun ein Gastfreund zu diesem Nachbarn auf Besuch kam, da bot dieser trotzdem lieber das einzige Schäflein seines (armen) Nachbarn (dem Gaste) zum Mahle an. David ergrimmte gegen diesen Reichen und befahl ihn zu töten und dem armen Mann sein Schaf vierfach zu ersetzen. Mit diesem Urteil sollte derjenige unwissentlich seine eigene Verurteilung aussprechen, der wissentlich gesündigt, hatte. Als ihm nun dieser Zweck (vom Propheten) kundgetan und die über ihn vom Himmel verhängte Strafe verkündet worden war, da tilgte er seine Sünde durch Reue. In diesem Gleichnis wurde ihm aber durch das Schaf des Nachbarn nur sein Ehebruch angedeutet; über den Mord des Gatten seines Weibes, beziehungsweise über den Mord des Armen, der nur ein Schaf besaß, wurde David durch das Gleichnis deshalb nicht verhört, weil er nur das Verdammungsurteil über seinen Ehebruch aussprechen sollte. Daraus ersieht man doch, wie maßvoll er im Gebrauche seiner vielen Frauen gewesen sein muß, da er wegen einer einzigen, um derentwillen er das rechte Maß überschritt, sich selbst strafen mußte. In diesem Manne konnte die unmäßige S. 135Lust keinen bleibenden, sondern nur einen vorübergehenden Aufenthalt nehmen; daher redete auch der tadelnde Prophet von jenem unerlaubten Verlangen bloß unter dem Bilde des Gastfreundes; denn er sagt nicht, der reiche Mann habe seinem König, sondern seinem Gastfreunde das Schaf des Armen zur Speise geboten. In Davids Sohn Salomon dagegen hatte die böse Lust nicht bloß vorübergehenden Aufenthalt wie ein Gast, nein, sie besaß die dauernde Herrschaft über ihn. Von ihm schweigt die Schrift nicht, sie beschuldigt ihn vielmehr, er sei ein Liebhaber der Weiber gewesen3. Die Anfänge (seiner Regierung) hatten erglüht von Verlangen nach der Weisheit4: als er diese Tugend aber durch geistige Liebe erlangt hatte, da verlor er sie wieder durch fleischliche Liebe.


  1. 2 Kön. 18, 33 ff. ↩

  2. 2 Kön. 12, 5 ff. ↩

  3. 3 Kön. 2, 1. ↩

  4. Vgl. 2 Chron. 1, 10. ↩

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De doctrina Christiana

CAPUT XXI.-- David quanquam in adulterium lapsus, longe fuit a libidinosorum intemperantia.

Rex autem David cum hoc ab impio atque immani filio passus esset, non solum ferocientem toleravit, sed etiam planxit exstinctum 1. Non enim carnali zelo irretitus tenebatur, quem nullo modo injuriae suae, sed peccata filii commovebant. Nam ideo, si vinceretur, eum occidi prohibuerat, ut edomito servaretur poenitendi locus: et quia non potuit, non orbitatem doluit in ejus interitu, sed noverat in quas poenas tam impie adultera et parricidalis anima raperetur. Namque alio prius filio qui innocens erat, pro quo aegrotante affligebatur, moriente laetatus est.

30. Et ideo isti sese nullo modo cohiberent ab inexpiabili odio filiorum, a quibus vel uxores vel concubinas suas attentatas, aut attrectatas esse cognoscerent, si eis forte tale aliquid accidisset.

31. Ex hoc maxime apparet qua moderatione ac temperantia illi viri feminis utebantur, quod cum in unam illicite irruisset rex idem, aestu quodam aetatis et temporalium rerum prosperitatibus abreptus, cujus etiam maritum occidendum praeceperat; accusatus est per prophetam: qui cum ad eum venisset convincendum de peccato, proposuit ei similitudinem de paupere qui habebat ovem unam, cujus vicinus cum haberet multas, ad adventum hospitis sui unicam potius vicini sui pauperis oviculam exhibuit epulandam. In quem commotus David occidi eum jussit, et quadruplicari ovem pauperi; ut se nesciens condemnaret, qui peccaverat sciens. Quod cum ei manifestatum esset, et divinitus denuntiata vindicta, diluit poenitendo peccatum 2. Sed tamen in hac similitudine stuprum tantummodo designatum est de ove vicini pauperis; de marito autem mulieris interempto, hoc est, de ipso paupere, qui unam habebat ovem, occiso, non est per similitudinem interrogatus David, ut in solum adulterium diceret sententiam damnationis suae. Ex quo intelligitur quanta temperantia multas mulieres habuerit, quando de una in qua excessit modum, a seipso puniri coactus est. Sed in isto viro immoderatae hujus libidinis non permansio, sed transitus fuit: propterea etiam ab arguente Propheta ille illicitus appetitus hospes vocatus est. Non enim dixit eum regi suo, sed hospiti suo vicini pauperis ovem ad epulandum exhibuisse. At vero in ejus filio Salomone, non quasi hospes transitum habuit, [P. 0078] sed regnum ista libido possedit: de quo Scriptura non tacuit, culpans eum fuisse amatorem mulierum 3. Cujus tamen initia desiderio sapientiae flagraverant 4; quam cum amore spirituali adeptus esset, amore carnali amisit.


  1. II Reg. XVIII, 33 ↩

  2. II Reg. XII, 1-14  ↩

  3. III Reg. XI, 1  ↩

  4. II Paralip. I, 7-12 ↩

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