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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)

5. Kapitel: Für den christlichen Redner ist es von größerer Bedeutung, weise als beredt zu sprechen. Das Ideal ist aber die glückliche Mischung beider Fähigkeiten

7. Alles, was ich eben gesagt habe, das beobachten fast alle Menschen unaufhörlich in ihrer rednerischen S. 166Tätigkeit. Aber während es die einen stumpf, unschön und kalt tun, tun es die anderen scharfsinnig, formenschön und begeistert. Muß nun einer an die von uns beabsichtigte Aufgabe herantreten, der wenn nicht gerade beredt, so doch wenigstens weise zu disputieren und zu sprechen vermag, so nützt er dann doch auch wirklich seinen Zuhörern, wenn der Nutzen auch nicht so groß ist, als wenn er auch redegewandt (und nicht bloß weise) zu sprechen versteht. Wer aber eine bloß unweise Beredsamkeit im Überflusse hat, vor dem muß man sich um so mehr hüten, je mehr der Zuhörer von ihm in nutzlosen Sachen ergötzt wird und meint, der Redner spreche deshalb auch schon wahr, weil er ihn beredt sprechen hört. Diese Wahrheit kennen selbst jene recht gut, die einen eigentlichen Unterricht in der Rhetorik für notwendig halten: sie geben zu, daß Weisheit ohne Beredsamkeit einer Gemeinde allzu wenig nütze, daß aber Beredsamkeit ohne Weisheit meistens geradezu sehr viel schade ohne jemals zu nützen. Wenn sich also schon die Lehrer der Beredsamkeit gerade in den hierauf bezüglichen Büchern unter dem Zwange der Wahrheit zu diesem Bekenntnis genötigt sehen, obgleich sie doch die wahre Weisheit, die von oben vom Vater des Lichtes1 kommt, nicht kennen, um wieviel weniger dürfen wir, die Söhne und Diener dieser Weisheit, einer anderen Ansicht huldigen? Weise aber spricht ein Mann in einem höheren oder tieferen Grade, je nachdem er in den heiligen Schriften größere oder geringere Fortschritte gemacht hat. Dies will ich aber nicht vom vielen Lesen und Auswendiglernen, sondern von ihrem guten Verständnis und ihrer sorgsamen Erforschung gesagt haben; denn es gibt auch solche, die sie zwar lesen, aber nicht verstehen, und solche, die sie lesen um sie zu behalten, die es aber versäumen, sie auch verstehen zu lernen. Solchen Leuten sind zweifelsohne jene anderen bei weitem vorzuziehen, die den Wortlaut zwar weniger genau behalten, aber den Kern der Worte mit den Augen des Geistes schauen. Den Vorzug vor diesen beiden Menschenklassen verdient aber der, welcher die S. 167heiligen Schriften anführen kann, wann er will, und sie versteht, wie er soll.

8. Für den also, der auch über das, was er nicht beredt behandeln kann, weise sprechen soll, ist es höchst notwendig, die Worte der Schrift zu behalten. Je ärmer er sich an eigenen Worten weiß, um so reicher muß er an Schriftworten sein; dann kann er mit diesen Worten beweisen, was er mit seinen eigenen schon gesagt hat, und durch das Zeugnis der großen Worte wächst dann sozusagen, was er an den eigenen zu klein ist. Denn der ergötzt darin wenigstens durch die (Kraft seiner) Beweisführung, der es nicht durch die (Schönheit seiner) Rede kann. Wer aber nicht bloß weise, sondern auch beredt sprechen will, weil er in der Tat mehr nützen wird, wenn er beides kann, den weise ich an, viel lieber gleich beredte Männer zu lesen oder zu hören und sie dann durch eigene Übung nachzuahmen, als sich lange mit Lehrern der Rhetorik zu beschäftigen. Es müssen jedoch die Männer, die man liest oder hört, wirklich das Lob verdienen, daß sie nicht bloß beredt, sondern auch weise gesprochen haben und noch sprechen. Wer nämlich bloß beredt spricht, der wird zwar mit süßem Behagen, wer aber auch weise spricht, der wird mit Nutzen angehört. Daher sagt die Schrift nicht, daß die Menge der Wohlredner, wohl aber, daß die Menge der Weisen die Gesundheit des Erdkreises sei2. Wie man aber oft auch ein bitteres Heilmittel nehmen muß, so muß man auch immer eine verderbliche Süßigkeit meiden. Was gibt es aber Besseres als eine Süßigkeit, die zugleich heilsam, oder eine Heilsamkeit, die zugleich süß ist? Je mehr man nämlich in diesem Falle nach Süßigkeit verlangt, um so leichter kann ja die Heilsamkeit nützen. Es gibt also Männer der Kirche, welche die göttlichen Aussprüche nicht allein weise, sondern auch beredt behandelt haben. Wollte man sie alle lesen, so würde es denen, die sie lesen und studieren wollen, eher an der nötigen Zeit mangeln, als daß die Zahl der Schriftsteller nicht mehr ausreichte.


  1. Jak. 1, 17. ↩

  2. Weish. 6, 26. ↩

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De doctrina Christiana

CAPUT V.-- Interest magis ut sapienter dicat christianus orator, quam ut eloquenter. Unde consequi id valeat.

Sed cum alii faciant obtuse, deformiter, frigide; alii acute, ornate, vehementer; illum ad hoc opus unde agimus, jam oportet accedere, qui potest disputare vel dicere sapienter, etiamsi non potest eloquenter, ut prosit audientibus, etiamsi minus quam prodesset, si et eloquenter posset dicere. Qui vero affluit insipienti eloquentia, tanto magis cavendus est, quanto magis ab eo in iis quae audire inutile est, delectatur auditor, et eum quoniam diserte dicere audit, etiam [P. 0092] vere dicere existimat. Haec autem sententia nec illos fugit, qui artem rhetoricam docendam putarunt: fassi sunt enim sapientiam sine eloquentia parum prodesse civitatibus; eloquentiam vero sine sapientia nimium obesse plerumque, prodesse nunquam 1. Si ergo hoc illi qui praecepta eloquentiae tradiderunt, in eisdem libris in quibus id egerunt, veritate instigante coacti sunt confiteri, veram, hoc est, supernam quae a Patre luminum descendit, sapientiam nescientes; quanto magis nos non aliud sentire debemus, qui hujus sapientiae filii et ministri sumus? Sapienter autem dicit homo tanto magis vel minus, quanto in Scripturis sanctis magis minusve profecit. Non dico in eis multum legendis memoriaeque mandandis, sed bene intelligendis, et diligenter earum sensibus indagandis. Sunt enim qui eas legunt, et negligunt; legunt ut teneant, negligunt ne intelligant. Quibus longe sine dubio praeferendi sunt qui verba earum minus tenent, et cor earum sui cordis oculis vident. Sed utrisque ille melior, qui et cum volet eas dicit, et sicut oportet intelligit.

8. Huic ergo qui sapienter debet dicere, etiam quod non potest eloquenter, verba Scripturarum tenere maxime necessarium est. Quanto enim se pauperiorem cernit in suis, tanto eum oportet in istis esse ditiorem; ut quod dixerit suis verbis, probet ex illis; et qui propriis verbis minor erat, magnorum testimonio quodammodo crescat. Probando enim delectat, qui minus potest delectare dicendo. Porro qui non solum sapienter, verum etiam eloquenter vult dicere, quoniam profecto plus proderit, si utrumque potuerit; ad legendos vel audiendos et exercitatione imitandos eloquentes eum mitto libentius, quam magistris artis rhetoricae vacare praecipio: si tamen ii qui leguntur et audiuntur, non solum eloquenter, sed etiam sapienter dixisse vel dicere veraci praedicatione laudantur. Qui enim eloquenter dicunt, suaviter; qui sapienter, salubriter audiuntur. Propter quod non ait Scriptura, Multitudo eloquentium; sed, Multitudo sapientium sanitas est orbis terrarum 2. Sicut autem saepe sumenda sunt et amara salubria, ita semper vitanda est perniciosa dulcedo. Sed salubri suavitate, vel suavi salubritate quid melius? Quanto enim magis illic appetitur suavitas, tanto facilius salubritas prodest. Sunt ergo ecclesiastici viri qui divina eloquia non solum sapienter, sed eloquenter etiam tractaverunt: quibus legendis magis non sufficit tempus, quam deesse ipsi studentibus et vacantibus possunt.


  1. Cicero, lib. 1 de Inventione ↩

  2. Sap. VI, 26 ↩

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