• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Augustinus von Hippo (354-430) De doctrina christiana

Übersetzung ausblenden
Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)

23. Kapitel: Beim Aberglauben ist oft Teufelsspuk mit im Spiel. — Vom Verhalten des Christen gegenüber dem Aberglauben

35. Daher kommt es, daß infolge eines geheimen göttlichen Gerichtes solche Menschen, die nach bösen Dingen lüstern sind, zur Strafe für ihre schlimmen Absichten dem Hohn und der Täuschung preisgegeben werden. Es verhöhnen und täuschen sie aber jene bösen Engel, denen nach der so schönen Ordnung der Dinge der unterste Teil der Welt durch das Gesetz der göttlichen Vorsehung unterworfen ist. Dieser (teuflische) Hohn und Trug ist daran schuld, daß durch solche abergläubische und verderbliche Art von Weissagung gar S. 82manches Vergangene und Zukünftige ganz nach dem wirklichen Verlauf angegeben wird und daß manches nicht anders eintrifft, als wie es (von diesen Wahrsagern) geweissagt wurde. Durch diese vielen Beobachtungen, mit denen sie sich immer beschäftigen, werden sie dann immer noch neugieriger und verstricken sich immer mehr in die vielfältigen Schlingen eines höchst verderblichen Irrtums. Von dieser Art geistiger Buhlerei hat die Heilige Schrift zu unserem Heil nicht geschwiegen und zu unserem heilsamen Schrecken uns nicht bloß vor ihr gewarnt, weil von den Ausübern solcher Künste die Unwahrheit ausgesagt wird, sondern sie spricht auch: „Wenn sie (die falschen Propheten und Traumdeuter, die zum Dienste fremder Götter auffordern,) euch etwas, sagen und es trifft wirklich so ein, so glaubt ihnen nicht1!“ Denn deshalb, weil das Schattenbild des verstorbenen Samuel dem König Saul die Wahrheit vorhergesagt hat2, sind solche gottesräuberische Beschwörungen, wodurch es berufen wurde, nicht weniger verabscheuungswert. Und deshalb, weil in der Apostelgeschichte3 ein bauchrednerisches Weib den Aposteln des Herrn ein wahres Zeugnis gab, verschonte der Apostel jenen (bösen) Geist nicht, sondern er tadelte vielmehr jenen Teufel, trieb ihn aus und reinigte so das Weib.

36. Der Christ hat also alle derartigen Künste durchaus zu verschmähen und zu fliehen, und zwar ganz gleich, ob es sich um einen mehr spaßhaften oder mehr schädlichen Aberglauben handelt; denn letzten Endes geht er ja doch auf eine Art von verderblichem, gewissermaßen auf einer treulosen und verschlagenen Freundschaft beruhendem Übereinkommen zwischen Menschen und bösen Geistern zurück. Der Apostel sagt: „(Ich behaupte nicht, daß) ein Götze etwas sei. (Ich sage nur:) Was die Heiden opfern, das opfern sie Dämonen, aber nicht Gott; ich will aber nicht, daß ihr euch S. 83mit Dämonen in Verbindung setzt4.“ Was hier der Apostel von den Götzenbildern und den Opfern, die zu ihrer Ehre dargebracht werden, sagt, das ist von allen bildlichen Zeichen zu verstehen, die entweder zum Dienst der Götzen oder zu göttlicher Verehrung eines Geschöpfes oder seiner Teile verführen oder die zur Besorgung abergläubischer Heilmittel und Beobachtungen gehören. Sie sind alle insgesamt nicht von Gott zum Zweck der Gottes- und Nächstenliebe gewissermaßen allgemein angeordnet worden, sie dienen vielmehr nur dem Streben einzelner nach zeitlichen Dingen und zerstören so die Herzen der Unglücklichen. Bei all diesen (abergläubischen) Lehren hat man also die Gemeinschaft mit den Dämonen zu fürchten und zu fliehen, die mitsamt ihrem Fürsten, dem Teufel, nur unsere Heimkehr (zu Gott) verschließen und verriegeln wollen. Wie aber von den Sternen, die Gott erschaffen und geordnet hat, von den Menschen rein menschliche und trügerische Wahrsagungen abgeleitet worden sind, so ergeht es auch mit allen anderen Dingen, die nach der Ordnung der göttlichen Vorsehung entstehen und irgendwie existieren. Wenn sich da irgendwie etwas Ungewöhnliches ereignet, wie wenn z. B. eine Mauleselin Junge bekommt oder wenn etwas vom Blitz getroffen wird, dann haben viele Menschen auf bloß menschliche Mutmaßungen hin gleich viele Deutungen schriftlich aufgezeichnet (und zwar mit einer solchen Sicherheit), als wären sie ganz regelrechte Schlußfolgerungen.


  1. Deut. 13, 2. ↩

  2. 1 Kön. 28, 17. ↩

  3. Apg. 16, 16 ff. ↩

  4. 1 Kor. 10, 19 f. ↩

Edition ausblenden
De doctrina Christiana

CAPUT XXIII.-- Cur repudianda genethliacorum scientia.

35. Hinc enim fit ut occulto quodam judicio divino, cupidi malarum rerum homines tradantur illudendi et decipiendi pro meritis voluntatum suarum, illudentibus eos atque decipientibus praevaricatoribus angelis; quibus ista mundi pars infima, secundum pulcherrimum ordinem rerum, divinae providentiae lege subjecta est. Quibus illusionibus et deceptionibus evenit, ut istis superstitiosis et perniciosis divinationum generibus multa praeterita et futura dicantur, nec aliter accidant, quam dicuntur; multaque observantibus secundum observationes suas eveniant, quibus implicati curiosiores fiant, et sese magis magisque inserant multiplicibus laqueis perniciosissimi erroris. Hoc genus fornicationis animae salubriter divina Scriptura non tacuit; neque ab ea sic deterruit animam, ut propterea talia negaret esse sectanda quia falsa dicuntur a professoribus eorum, sed etiam si dixerint vobis, inquit, et ita evenerit, ne credatis eis 1. Non enim quia imago Samuelis mortui Sauli regi [P. 0053] vera praenuntiavit 2, propterea talia sacrilegia, quibus imago illa praesentata est, minus exsecranda sunt: aut quia in Actibus Apostolorum ventriloqua femina verum testimonium perhibuit Apostolis Domini, idcirco Paulus apostolus pepercit illi spiritui, ac non potius feminam illius daemonii correptione atque exclusione mundavit 3.

36. Omnes igitur artes hujusmodi vel nugatoriae vel noxiae superstitionis, ex quadam pestifera societate hominum et daemonum, quasi pacta quaedam infidelis et dolosae amicitiae constituta, penitus sunt repudianda et fugienda christiano: Non quod idolum sit aliquid, ait Apostolus, sed quia quae immolant, daemoniis immolant, et non Deo; nolo autem vos socios daemoniorum fieri 4. Quod autem de idolis, et de immolationibus, quae honori eorum exhibentur, dixit Apostolus, hoc de omnibus imaginariis signis sentiendum est, quae vel ad cultum idolorum, vel ad creaturam ejusque partes tanquam Deum colendas trahunt, vel ad remediorum aliarumque observationum curam pertinent; quae non sunt divinitus ad dilectionem Dei et proximi tanquam publice constituta, sed per privatas appetitiones rerum temporalium corda dissipant miserorum. In omnibus ergo istis doctrinis societas daemonum formidanda atque vitanda est, qui nihil cum principe suo diabolo nisi reditum nostrum claudere atque obserare conantur. Sicut autem de stellis, quas condidit et ordinavit Deus, humanae et deceptoriae conjecturae ab hominibus institutae sunt; sic etiam de quibusque nascentibus vel quoquo modo divinae providentiae administratione existentibus rebus, multi multa humanis suspicionibus, quasi regulariter conjectata, litteris mandaverunt, si forte insolite acciderint, tanquam si mula pariat, aut fulmine aliquid percutiatur.


  1. Deut. XIII, 1-3  ↩

  2. I Reg. XXVIII, 14-20; Eccli. XLVI, 23  ↩

  3. Act. XVI, 16-18 ↩

  4. I Cor. X, 19, 20 ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
De doctrina Christiana
Übersetzungen dieses Werks
De la doctrine chrétienne vergleichen
Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung: Vier Bücher über die christliche Lehre

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung