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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
4. Kapitel: Der Begriff des Genießens und Gebrauchens
4. Genießen heißt, einer Sache um ihrer selbst willen in Liebe anhangen; gebrauchen aber heißt, die zum Leben notwendigen Dinge auf die Erreichung des S. 17Gegenstandes der Liebe beziehen, wenn der Gegenstand überhaupt Liebe verdient. Denn der unerlaubte Gebrauch ist eher ein Verbrauch oder ein Mißbrauch zu nennen. Wenn wir Pilger wären, die nur in ihrem Vaterland glücklich leben könnten und gerade durch die Wanderschaft sich unglücklich fühlten, so würden wir, um dem Unglück ein Ende zu machen, ins Vaterland zurückkehren wollen. Wir brauchten dann Wagen oder Schiffe, um ins Vaterland, das Ziel unseres Genusses, zu gelangen. Träfe es ich nun, daß uns die Annehmlichkeiten der Reise oder der Gang unserer Fahrzeuge so ergötzten, daß wir uns dem Genusse derjenigen Dinge zuwenden, die wir bloß hätten gebrauchen sollen, so würden wir die Reise nicht schnell beendigen wollen; wir würden uns vielmehr, von falscher Lust verführt, dem Vaterlande entfremden, dessen Süßigkeit uns glücklich machen könnte. So ist es auch in unserem sterblichen Leben: wir befinden uns da auch auf einer Pilgerschaft ferne vom Herrn1. Wenn wir nun ins Vaterland zurückkehren wollen2, wo wir allein unser Glück finden, so müssen wir diese Welt zwar gebrauchen, aber nicht genießen, damit wir so das Unsichtbare an Gott durch das erschaffene Sichtbare schauen3, das heißt von den körperlichen und zeitlichen Sachen eine geistige und ewige Ernte halten.
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De doctrina Christiana
CAPUT IV.-- Frui et uti, quid sit.
4. Frui enim est amore alicui rei inhaerere propter seipsam. Uti autem, quod in usum venerit ad id quod amas obtinendum referre, si tamen amandum est. Nam usus illicitus, abusus potius vel abusio nominandus est. Quomodo ergo, si essemus peregrini, qui beate vivere nisi in patria non possemus, eaque peregrinatione utique miseri et miseriam finire cupientes, [P. 0021] in patriam redire vellemus, opus esset vel terrestribus vel marinis vehiculis quibus utendum esset ut ad patriam, qua fruendum erat, pervenire valeremus; quod si amoenitates itineris, et ipsa gestatio vehiculorum nos delectaret, et conversi ad fruendum his quibus uti debuimus, nollemus cito viam finire, et perversa suavitate implicati alienaremur a patria, cujus suavitas faceret beatos: sic in hujus mortalitatis vita peregrinantes a Domino 1, si redire in patriam volumus, ubi beati esse possimus, utendum est hoc mundo, non fruendum; ut invisibilia Dei, per ea quae facta sunt, intellecta conspiciantur 2, hoc est, ut de corporalibus temporalibusque rebus aeterna et spiritualia capiamus.