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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
11. Kapitel: Es kommen in der Heiligen Schrift manche Ausdrücke über Gott und die Heiligen vor, die man für hart und grausam halten könnte
17. Alles, was man in den heiligen Schriften von Gott und seinen Heiligen Hartes, ja gewissermaßen Grausames in Wort und Tat liest, zielt dahin, das Reich der Begierlichkeit zu zerstören. Klingt es klar und verständlich, dann darf man es nicht als bloß figürliche Ausdrucksweise auf etwas anderes beziehen. Dazu gehören z. B. die Worte des Apostels: „Du häufest dir nur das Maß des Zornes (Gottes) für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken. Wer sich im Guten standhaft bewährt, den wird er mit den herrlichen Gütern des ewigen Lebens, mit unvergänglicher Glorie belohnen. Über jene aber, die aus Streitsucht der erkannten Wahrheit widerstreben und der Ungerechtigkeit dienen, wird sein Zorn und Grimm entbrennen. Trübsal und Angst wird dann alle befallen, die Böses getan haben, die Juden zunächst und die Griechen (= Heiden)1.“ Diese Worte schrieb der Apostel an solche, mit denen die Begierlichkeit, die sie nicht besiegen wollten, zugleich selbst vernichtet wird. Wenn aber das Reich der Begierlichkeit in einem Menschen, den sie beherrschte, einmal gestürzt wird, dann gilt jener Ausspruch: „Diejenigen aber, die Christus angehören, haben ihr Fleisch mitsamt den Leidenschaften und S. 124Begierlichkeiten gekreuzigt2“ Auch unter diesen Ausdrücken finden sich übertragene Worte, wie „der Zorn Gottes“ und „sie haben gekreuzigt“; aber sie sind nicht so groß an Zahl und so gebraucht, daß sie den wahren Sinn verhüllten und eine Allegorie oder ein Rätsel bewirkten: und nur diese nenne ich im eigentlichen Sinne übertragene Redeweisen. Wenn aber an Jeremias die Worte gerichtet werden: „Siehe, ich habe dich heute über Völker und über Reiche gesetzt, daß du sie ausrottest und niederreißest, zerstörest und zerstreuest3“, so haben wir ohne Zweifel eine figürliche Redeweise, die wir auf die von mir angegebene Art aufzufassen haben.
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De doctrina Christiana
CAPUT XI.-- Regula de iis quae saevitiam redolent, referunturque nihilominus ex persona Dei vel sanctorum.
17. Quidquid ergo asperum et quasi saevum factu dictuque in sanctis Scripturis legitur ex persona Dei vel sanctorum ejus, ad cupiditatis regnum destruendum valet. Quod si perspicue sonat, non est ad aliud referendum quasi figurate dictum sit. Sicuti est illud Apostoli: Thesaurizas tibi iram in die irae et revelationis justi judicii Dei qui reddet unicuique secundum opera sua: iis quidem qui secundum sustinentiam boni operis, gloriam et honorem et incorruptionem quaerentibus, vitam aeternam; iis autem qui ex contentione sunt, et diffidunt veritati, credunt autem iniquitati, ira et indignatio. Tribulatio et angustia in omnem animam hominis operantis malum, Judaei primum et Graeci [^125]. Sed hoc ad eos, cum quibus evertitur ipsa cupiditas, qui eam vincere noluerunt. Cum autem in homine cui dominabatur, regna cupiditatis subvertuntur, illa est aperta locutio: Qui autem Jesu Christi sunt, carnem suam crucifixerunt cum passionibus et concupiscentiis [^126]. Nisi quia et hic quaedam verba translata tractantur, sicuti est, ira Dei, et, crucifixerunt: sed non tam multa sunt, vel ita posita, ut obtegant sensum, et allegoriam vel aenigma faciant, quam proprie figuratam locutionem voco. Quod autem Jeremiae dicitur, Ecce constitui te hodie super gentes et regna, ut evellas, et destruas, et disperdas, et dissipes [^127]; non dubium quin figurata locutio tota sit, ad eum finem referenda quem diximus.