20. Kapitel: Viele Menschen können nicht an die Tugend biblischer Personen glauben, weil sie selbst deren nicht fähig wären
29. Solche Leute könnten gerade so gut auch sagen, man dürfe gute und heilige Menschen nicht einmal mehr ehren und loben, weil sie selbst immer gleich von Hochmut aufgeblasen werden, sobald sie geehrt und gelobt werden. Und zwar sind sie um so begieriger nach dem nichtigsten Ruhm, je öfter und von je mehr Seiten her sie die schmeichelnde Stimme (des Lobes wie ein an genehmer Luftzug) umfächelt. Daher kommt es dann, daß sie so leicht werden, daß der Windhauch des Rufes, mag er nun für günstig oder für ungünstig gelten, sie in alle Strudel jeglicher Schandtat treibt oder an die Felsen der Übeltaten schleudert. Diese Leute mögen daher zusehen, wie viele harte Schwierigkeiten sie selbst noch zu bestehen haben, bis sie weder vom Köder des Ruhmes angelockt, noch vom Stachel der Schmach durch bohrt werden und sollen nicht an andere ihren eigenen S. 133Maßstab anlegen1. Sie sollen vielmehr glauben, daß unsere Apostel weder aufgeblasen wurden, wenn sie sich von den Menschen geachtet sahen, noch auch zermalmt, wenn sie verachtet wurden. Und doch blieb diesen Männern keine von diesen Versuchungen erspart: denn sie wurden gefeiert durch das Lob der Gläubigen und mit Schmach überhäuft durch die Beschimpfungen ihrer Verfolger. Wie daher diese Männer alle diese Wechselfälle an sich herankommen ließen, so wie sie eben kamen, und nicht dadurch verderbt wurden, so haben auch die oben erwähnten Männer der alten Zeit von ihren Frauen einen ihrer Zeit entsprechenden Gebrauch gemacht, ohne jene Herrschaft der bösen Lust ertragen zu müssen, der diejenigen dienen, die daran nicht glauben.
Die Maurinerausgabe beginnt hier erst das 20. Kapitel. ↩
