27. Kapitel: Manche Schriftstellen lassen sich recht wohl auch in verschiedenem Sinne deuten
38. Wenn aber aus denselben Worten der Schrift nicht ein eindeutiger, bestimmter, sondern ein doppelter S. 140oder mehrfacher Sinn gefunden wird, so entsteht doch, selbst wenn der vom Verfasser selbst beabsichtigte Sinn verborgen bleibt, daraus keine Gefahr, wenn nur aus anderen Stellen der Schrift nachgewiesen werden kann, daß jeder dieser Sinne mit der katholischen Wahrheit übereinstimmt. Es haben die Schriftforscher jedoch den Versuch zu machen, zum Sinn des Verfassers zu gelangen, durch den der Heilige Geist jene Schrift gemacht hat. Mag er nun diesen Sinn herausfinden oder mag er aus jenen Worten zwar einen anderen, aber dem rechten Glauben nicht widersprechenden Sinn herausbringen: er mag seine Ansicht immerhin herausarbeiten, wenn er nur aus irgendeiner anderen Stelle der göttlichen Aussprüche einen Beleg dafür aufweisen kann. Denn vielleicht hat der Verfasser in den Worten, die wir verstehen wollen, auch diesen Sinn gesehen; wenigstens hat der durch ihn wirkende Heilige Geist ohne allen Zweifel vorhergesehen, daß auch dieser Sinn dem Leser oder Hörer entgegentreten kann; ja er hat selbst dafür Sorge getragen, daß er ihm begegne, weil sich ja auch dieser Sinn auf die Wahrheit stützen kann. Ja, wie hätte Gott in reichlicherem Maße Vorsorge treffen können als gerade dadurch, daß ein und dieselben Worte in mehrfachem Sinne verstanden werden, dessen Richtigkeit andere ebenso göttliche Zeugnisse beweisen.
