11. Kapitel: Eine klare Ausdrucksweise braucht nicht anmutslos zu sein
26. Die Beredsamkeit, die belehren will, stellt sich nicht die Aufgabe, daß nun das wohlgefalle, was bisher abschreckte oder daß nun das getan werde, wovor man bisher Abscheu hatte, sondern sie besteht durchweg darin, daß klar gemacht werde, was bisher unbekannt war. Geschieht dies aber auf eine anmutslose Art, dann ziehen daraus nur ein paar Leute mit besonders großem Lerneifer einen Nutzen, die einen Gegenstand kennen lernen wollen, selbst wenn er mit ganz gewöhnlichen und ungebildeten Worten dargelegt wird. Haben sie diesen Zweck erreicht, so finden sie in der Wahrheit selbst einen ergötzenden Genuß; und dies ist in der Tat die auszeichnende Anlage guter Talente, die in den Worten liegende Wahrheit, nicht aber die Worte selbst zu lieben. Denn was nützt ein goldener Schlüssel, wenn er nicht öffnen kann, was wir wollen; was schadet aber ein bloß hölzerner, wenn er das kann? Wir wollen ja doch nichts anders als nur, daß überhaupt offen sei, was verschlossen war. Weil aber zwischen Essen und Lernen eine gewisse Ähnlichkeit besteht, so müssen wegen des Ekels, den sonst sehr viele empfinden würden, selbst die notwendigsten Nahrungsmittel gewürzt werden.
