17. Kapitel: Der Stil der Rede muß je nach ihrer dreifachen Aufgabe verschieden sein
34. Wer sich also bestrebt, durch Reden etwas Gutes anzuraten und dabei keines der drei Mittel, nämlich das Belehren, Ergötzen und Rühren, außer acht läßt, der muß beten und arbeiten, daß er, wie oben erwähnt, mit verständigem, willigem und gehorsamem Herzen angehört werde. Tut er es in passender und geziemender Weise, so kann er mit Recht beredt genannt werden, auch wenn er die Zustimmung seines Zuhörers nicht erlangt. Auf die eben angeführten drei Zwecke, nämlich auf das Belehren, Ergötzen und Rühren, scheint der schon erwähnte Meister der römischen Beredsamkeit S. 193auch die bekannten drei Stile bezogen zu haben, wenn er an der dort zitierten Stelle sagt: „Der also wird beredt sein, der einen bescheidenen Stoff im niedrigen, einen mäßigen im gemäßigten und einen bedeutenden Stoff im erhabenen Stil behandeln kann1.“ Es scheint fast, als wollte er damit auf die erwähnten drei Redeziele anspielen und als wollte er ein und dieselbe Behauptung mit den Worten erklärt haben: „Der also wird beredt sein, der zum Zwecke der Belehrung einen bescheidenen Stoff im niedrigen, zum Zwecke der Ergötzung einen mäßigen Stoff im gemäßigten und zum Zweck der Rührung einen bedeutenden Stoff im erhabenen Stil behandeln kann2.“
Cic. orator 100. Auch die deutsche Rhetorik unterscheidet einen niederen (submissum, humile), einen mittleren (temperatum) und erhabenen Stil (sublime, grande genus dicendi). ↩
Cicero sagt Orator 69 tatsächlich: „Quot officia oratoris, tot sunt genera dicendi. Subtile in probando, modicum in delectando, vehemens in flectendo.“ ↩
