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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Tractatus in Euangelium Iohannis Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
9. Vortrag.

8.

Wer immer daher den Vater und den Sohn nennt, der muß dabei gleichsam die gegenseitige Liebe des Vaters und des Sohnes verstehen, was der Heilige Geist ist. Denn vielleicht zeigen die untersuchten Schriften (was ich nicht so sage, daß ich es heute lehren könnte oder als ob etwas anderes nicht gefunden werden könnte), aber doch vielleicht die genau durchforschten Schriften an, daß der Heilige Geist die Liebe ist. Und ihr möget ja nicht meinen, die Liebe sei wertlos. Wie aber sollte sie wertlos sein, da man doch alles, was man nicht wertlos heißt, teuer nennt? Wenn also, was nicht wertlos ist, teuer ist, was ist teurer als eben die Liebe1? Es S. 158 wird aber vom Apostel die Liebe so gepriesen, daß er sagt: „Einen vorzüglicheren Weg zeige ich euch. Wenn ich mit Menschen und Engelzungen rede, die Liebe aber nicht habe, so bin ich geworden wie tönendes Erz oder eine klingende Schelle; und wenn ich alle Geheimnisse und alle Wissenschaft kenne und die Prophetie und allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze, die Liebe aber nicht habe, so bin ich nichts; und wenn ich all das Meinige an die Armen verteile und meinen Leib zum Verbrennen gebe, die Liebe aber nicht habe, so nützt es mir nichts“2. Wie bedeutsam also ist die Liebe, bei deren Mangel man das übrige umsonst hat, bei deren Vorhandensein man alles in der rechten Weise hat. Dennoch hat der Apostel Paulus, der die Liebe so beredt und so ausführlich preist, weniger von ihr gesagt, als was kurz der Apostel Johannes sagt, von dem dieses Evangelium ist. Denn er hat keine Bedenken getragen zu sagen: „Gott ist die Liebe“3. Es steht auch geschrieben: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsern Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“4. Wer also kann den Vater und den Sohn nennen und dabei nicht die Liebe des Vaters und des Sohnes mitdenken? Wenn er diese zu haben anfängt, wird er den Heiligen Geist haben; wenn er sie nicht hat, ist er ohne den Heiligen Geist. Und wie dein Leib, wenn er ohne den Geist d. h. die Seele ist, tot ist, so wird deine Seele, wenn sie ohne den Heiligen Geist, d. h. ohne die Liebe ist, für tot angesehen. Also „je zwei Metreten faßten die Krüge“, weil in der Prophetie aller Zeiten der Vater und der Sohn verkündet wird; aber auch der Heilige Geist ist dabei und darum ist beigefügt: „oder drei“. „Ich und der Vater, sagt er, sind eins“5; aber es sei ferne, daß der Heilige Geist fehle, wenn wir hören: „Ich und der Vater sind eins“. Jedoch weil er den Vater und den Sohn genannt hat, so sollen „die Krüge je zwei Metreten“ fassen; aber höre, „oder drei“: „Gehet S. 159 hin, taufet die Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“6. Also wenn es heißt „zwei“, wird die Trinität nicht ausdrücklich erwähnt, sondern mitverstanden; wenn es aber heißt „oder drei“, so wird sie auch ausdrücklich erwähnt.


  1. Quid est carius ipsa caritate? ↩

  2. 1 Kor. 12, 31; 13, 1―3. ↩

  3. 1 Joh. 4, 16. ↩

  4. Röm. 5, 5. ↩

  5. Joh. 10, 30. ↩

  6. Matth. 28, 19. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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