2.
Als nämlich der Herr „vernahm, die Pharisäer hätten in Erfahrung gebracht, daß er mehr Jünger bekomme als Johannes und mehrere taufe (obwohl Jesus nicht taufte, sondern seine Jünger), verließ er das Land Judäa und ging wieder nach Galiläa“. Darüber ist nicht länger zu reden, damit nicht durch Verweilen bei bekannten Dingen die zur Untersuchung und Erklärung des Dunkeln notwendige Zeit zu kurz wird. Gewiß, wenn der Herr gewußt hätte, daß die Pharisäer von ihm mit dem Erfolg in Erfahrung brachten, er bekomme mehr Schüler und taufe mehrere, daß dies ihnen zu dem heilsamen S. 253 Entschlusse diente, ihm nachzufolgen, um selbst auch seine Jünger zu sein und sich von ihm taufen zu lassen, dann würde er vielmehr das Land Judäa nicht verlassen haben, sondern ihretwegen dort geblieben sein; weil er aber ihre Kenntnisnahme durchschaute, entdeckte er auch ihre Scheelsucht, daß sie nämlich dies nicht deshalb erkundeten, um ihm nachzufolgen, sondern um ihn zu verfolgen; so ging er von dort weg. Er hätte zwar, wäre er geblieben, von ihnen nicht festgenommen werden können, wenn er nicht gewollt hätte; nicht getötet werden, wenn er nicht gewollt hätte, weil er ja auch nicht geboren wäre, wenn er nicht gewollt hätte; allein weil er in allem, was er als Mensch tat, den zukünftig an ihn Glaubenden ein Beispiel gab (denn kein Diener Gottes sündigt, wenn er im Hinblick auf die Wut seiner etwaigen Verfolger oder der ihm nach dem Leben Strebenden sich in einen andern Ort zurückzieht, es könnte aber ein Diener Gottes zu sündigen meinen, wenn er es täte, wäre nicht der Herr durch sein Beispiel vorausgegangen), so tat dies der gute Lehrmeister zu unserer Belehrung, nicht aus Furcht.