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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Tractatus in Euangelium Iohannis Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
17. Vortrag.

16.

Was sagt nun der Evangelist weiter? „Deshalb suchten die Juden noch mehr ihn zu töten, weil er nicht bloß den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte.“ Nicht irgendwie, sondern in welchem Sinne? „Indem er sich Gott gleich machte“. Denn alle sagen wir zu Gott: „Vater unser, der Du bist in dem Himmel“1. Wir lesen, daß auch die Juden gesagt haben: „Du bist unser Vater“2. Also nicht deshalb waren sie ungehalten, weil er Gott seinen Vater nannte, sondern weil auf ganz andere Weise als die Menschen. Siehe, die Juden verstehen, was die Arianer nicht verstehen. Die Arianer sagen ja, daß der Sohn dem Vater ungleich sei, und deshalb wurde die Häresie von der Kirche ausgeschlossen3. Siehe, sogar die Blinden, sogar die Mörder Christi verstanden doch die Worte Christi. Sie erkannten nicht, daß er Christus sei, und sie erkannten ihn auch nicht als den Sohn Gottes, aber doch erkannten sie bei jenen Worten, daß ein solcher Sohn Gottes gemeint sei, der Gott gleich wäre. Wer er war, wußten sie nicht; daß er aber als solcher sich kundgebe, erkannten sie, weil „er Gott seinen Vater nannte, sich Gott S. 299 gleichmachend“. War er also nicht Gott gleich? Nicht er selbst machte sich gleich, sondern jener hatte ihn als gleich gezeugt. Wenn er selbst sich Gott gleich machen würde, so würde er fallen durch einen Raub. Denn der sich Gott gleich machen wollte, obwohl er es nicht war, fiel4 und wurde aus einem Engel ein Teufel, und diesen Stolz, der ihn selbst zum Falle brachte, flößte er dem Menschen ein. Denn so sprach er zum Menschen, den er, weil jener stand, als ein Gefallener beneidete: „Esset davon und ihr werdet sein wie Gott“5, d. i. raubet euch durch widerrechtliche Aneignung das, was ihr nicht geworden seid, weil auch ich durch Anmaßung gestürzt worden bin. Dies verriet er nicht, aber jenes riet er an. Christus aber war dem Vater gleich geboren, nicht geworden, geboren aus der Substanz des Vaters. Daher preist ihn der Apostel so: „Da er in der Gestalt Gottes war, hielt er es für keinen Raub, Gott gleich zu sein“. Was heißt das: „Er hielt es für keinen Raub“? Er hat sich die Gleichheit mit Gott nicht angemaßt, sondern war in ihr, weil er in ihr geboren war. Und wie sollten wir zu dem sichselbstgleichen Gott gelangen? „Er erniedrigte sich selbst, indem er die Gestalt des Knechtes annahm“6. Er hat sich also nicht erniedrigt, indem er verlor, was er war, sondern annahm, was er nicht war. Da die Juden diese Knechtsgestalt verachteten, konnten sie Christus den Herrn nicht als gleich dem Vater erkennen, obwohl sie durchaus nicht zweifelten, daß er dies von sich aussage, und darum kamen sie in Wut. Und dennoch ertrug er sie noch und trachtete nach dem Heile der Wutentbrannten.


  1. Matth. 6, 9. ↩

  2. Is. 63, 16; 64, 8. ↩

  3. Nach der Lesart: et inde haeresis est pulsa de Ecclesia. Eine andere Lesart hat: et inde haeresis pulsat Ecclesiam. ↩

  4. Is. 14, 14 f. ↩

  5. Gen. 3, 5. ↩

  6. Phil. 2, 6 f. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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