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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Tractatus in Euangelium Iohannis Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
31. Vortrag

6.

Endlich damit ihr nicht die Nötigung, sondern die Macht des Sterbenden erkennet1 ― ich sage dies wegen einiger, die, wenn sie hören: „Seine Stunde ist noch nicht gekommen“, zum Glauben an das Fatum angespornt werden und törichten Herzens werden ― damit ihr also die Macht des Sterbenden erkennet, so vergegenwärtigt euch das Leiden, betrachtet den Gekreuzigten. Er sprach am Kreuze hängend: „Mich dürstet“. Als sie dies hörten, reichten sie ihm an einem Rohre mittels eines Schwammes Essig dar am Kreuze; er nahm davon und sprach: „Es ist vollbracht“, neigte sein Haupt und gab seinen Geist auf. Ihr sehet da die Macht des Sterbenden, weil er dies abwartete, bis alles erfüllt würde, was von ihm für die Zeit vor seinem Tode vorausgesagt worden war. Der Prophet hatte nämlich verkündet: „Sie gaben in meine Speise Galle und in S. 498 meinem Durste tränkten sie mich mit Essig“2. Er wartete, damit dies alles erfüllt würde; nachdem es erfüllt war, sprach er: „Es ist vollbracht“; und er schied dahin vermöge der Macht, weil er auch nicht aus Nötigung gekommen war. Darum haben einige mehr jene Macht des Sterbenden bewundert als die Macht des Wundertäters. Man kam nämlich zum Kreuze, um die Leichname vom Kreuze abzunehmen, weil der Sabbat anbrach; die Schächer wurden lebend angetroffen. Die Kreuzesstrafe war nämlich deshalb härter, weil sie länger peinigte und alle Gekreuzigten eines langsamen Todes starben. Jene aber wurden, damit sie nicht am Kreuze blieben, durch Brechen der Beine zu sterben gezwungen, um dann abgenommen zu werden. Der Herr aber wurde tot angetroffen3, und es wunderten sich die Leute, und die ihn im Leben verachteten, bewunderten ihn im Tode so sehr, daß einige sagten: „Wahrhaftig, dieser ist der Sohn Gottes“4. Von dieser Art ist auch das, Brüder, wo er zu den ihn Suchenden sagt: „Ich bin es“, und jene alle zurückweichend hinfielen5. Es war also in ihm die höchste Macht. Und er wurde nicht durch die Stunde genötigt zu sterben, sondern er wartete die Stunde ab, in der zu geeigneter Zeit sein Wille geschähe, nicht aber ihm wider Willen eine Nötigung auferlegt würde.


  1. Vgl. zum Folgenden den 37. Vortrag Nr. 8―10. ↩

  2. Ps. 68, 22 [hebr. Ps. 69, 22]. ↩

  3. Joh. 19, 28―33. ↩

  4. Matth. 28, 54. ↩

  5. Joh. 18, 6. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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