1.
[Forts. v. S. 757 ] Nachdem der Herr Jesus Christus durch die Worte der gestrigen Lesung seine Diener zu seiner Nachfolge ermahnt hatte; nachdem er sein Leiden so vorhergesagt hatte, daß das Weizenkorn, wenn es nicht in die Erde fällt und erstirbt, allein bleibt; wenn es aber erstirbt, viele Frucht bringt, wobei er diejenigen, die ihm ins Himmelreich folgen möchten, aufmunterte, daß sie ihre Seele in dieser Welt hassen sollten, wenn sie dieselbe für das ewige Leben zu bewahren im Sinne hätten ― da wandte er seine Liebe wieder unserer Schwäche zu und sprach, womit die heutige Lesung begann: „Jetzt ist meine Seele betrübt“. Warum, o Herr, ist Deine Seele betrübt? Kurz vorher hast Du ja gesagt: „Wer seine Seele haßt in dieser Welt, wird sie bewahren für das ewige Leben“. Wird also Deine Seele in dieser Welt (von Dir) geliebt und darum betrübt, weil die Stunde kommt, wo sie aus dieser Welt scheiden soll? Wer möchte wagen, dies von der Seele Christi zu behaupten? Aber er hat uns auf sich übertragen, das Haupt hat uns auf sich genommen, die Seelenstimmung seiner Glieder angenommen, und darum ist er von niemand betrübt worden, sondern, wie von ihm bei der Auferweckung des Lazarus gesagt ist: „Er betrübte sich selbst“1. Es mußte nämlich der eine Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, wie er uns zum Höchsten erhob, so mit uns auch das Niedrigste erleiden.
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Joh. 11, 33. ↩