3.
Also, wie der Apostel Jakobus sagt: „Es sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam aber zum Reden“1. Es sagt auch ein anderer Mann Gottes: „Meinem Gehöre wirst Du Freude geben und Wonne und frohlocken werden die gedemütigten Gebeine“2. Das ist es, was ich mit den Worten sagte: Wenn man die Wahrheit hört, bewahrt man die Demut. Es sagt noch ein anderer: „Der Freund des Bräutigams aber steht und hört ihn; er freut sich hoch über die Stimme des Bräutigams“3. Laben wir uns also am Hören, während ohne Geräusch zu uns innerlich die Wahrheit redet. Indes auch wenn sie von außen erschallt durch den Leser, durch den Verkündiger, durch den Prediger, durch den Lehrer, durch den Befehlenden, durch den Tröster, durch den Mahner, ja auch durch den Sänger und Psallierenden ―, diejenigen, die das tun, sollen sich fürchten, ihre Füße zu beflecken, wenn sie Menschen zu gefallen suchen, indem sich die Liebe zu menschlichem Beifall einschleicht. Übrigens wer sie gerne und ehrfurchtsvoll hört, hat keinen Anlaß, sich in fremder Arbeit zu rühmen, und nicht mit stolzen Gebeinen, S. 802 sondern mit der Freude der Demut freut er sich an der Stimme der Wahrheit des Herrn. Also in denjenigen, welche gerne und demütig zu hören verstehen und ein ruhiges Leben in süßen und heilsamen Bestrebungen führen, ergötze sich die Kirche und sage: „Ich schlafe, und mein Herz wacht“. Was heißt: „Ich schlafe und mein Herz wacht“, außer: Ich ruhe so, daß ich höre? Meine Ruhe dient nicht zur Förderung der Untätigkeit, sondern zur Erfassung der Weisheit. „Ich schlafe, und mein Herz wacht“; ich bin müßig und sehe, daß Du der Herr bist4; denn „die Weisheit des Schriftstellers kommt in der Zeit der Muße und wer wenig Geschäfte hat, wird sie erlangen“5. „Ich schlafe, und mein Herz wacht“; ich ruhe von geschäftlichen Handlungen, und mein Geist überläßt sich göttlichen Neigungen.