3.
Was ist es also, Philippus, daß du sagst: „Zeige uns den Vater, und wir haben genug“? „Solange“, sagt er, „bin ich bei euch, und ihr habt mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich sieht, sieht auch den Vater“. Wenn es für dich zu viel ist, das zu sehen, so glaube wenigstens, was du nicht siehst. Denn „wie sagst du“, spricht er, „zeige uns den Vater?“ Wenn du mich gesehen hast, der ich ihm durchaus ähnlich bin, hast du den gesehen, dem ich ähnlich bin. Wenn du es nicht sehen kannst, „glaubst du“ wenigstens „nicht, daß ich im Vater bin, und der Vater in mir ist?“ Philippus konnte hier sagen: Ich sehe zwar Dich und glaube, daß Du dem Vater ganz ähnlich bist; aber verdient etwa der Tadel und Verweis, der, wenn er den Ähnlichen sieht, auch den, welchem er ähnlich ist, sehen möchte? Den Ähnlichen kenne ich zwar, aber vorläufig kenne ich den einen ohne den andern; ich bin nicht zufrieden, wenn ich nicht auch jenen kennen lerne, dem er ähnlich ist. Also „zeige uns den Vater, und wir haben genug“. Aber der Meister tadelte den Jünger deshalb, weil er das Herz des Fordernden sah. Denn als ob der Vater besser wäre als der Sohn, in diesem Sinne wollte er den Vater kennen lernen, und darum kannte er auch den Sohn nicht, weil er glaubte, es gebe noch etwas Besseres als S. 865 ihn. Um diese Auffassung zu berichtigen, ward gesagt: „Wer mich sieht, sieht auch den Vater. Wie sagst du: Zeige uns den Vater?“ Ich sehe, in welchem Sinne du dies sagst; du willst nicht einen andern sehen, der ihm gleich ist, sondern jenen hältst du für besser. „Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin, und der Vater in mir ist?“ Warum willst du bei Gleichen einen Unterschied sehen? Warum verlangst du die Unzertrennlichen getrennt kennen zu lernen? Hierauf spricht er nicht zu Philippus allein, sondern zu ihnen in der Mehrzahl, was nicht in Schranken eingeengt werden soll, damit es mit seiner Hilfe genauer erklärt werde.