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Works Augustine of Hippo (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
71. Vortrag

2.

Denn in den beiden Sätzen, dem einen, worin es heißt: „Ich rede nicht von mir selbst“, dem andern, worin es heißt: „Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut die Werke“, stehen uns, je einen festhaltend, verschiedene Häretiker gegenüber, die nicht nach einer Seite, sondern nach entgegengesetzten Richtungen hinstrebend, vom Wege der Wahrheit abweichen. Die Arianer nämlich sagen: Siehe, der Sohn ist dem Vater unähnlich, er redet nicht von sich selbst. Die Sabellianer dagegen, d. i. die Patripassianer, sagen: Siehe, der Sohn ist derselbe wie der Vater; denn was heißt: „Der Vater, der in mir bleibt, der tut die Werke“, als: in mir bleibe S. 867 ich, der ich sie tue? Entgegengesetztes sagt ihr, aber nicht so, wie das Falsche dem Wahren entgegengesetzt ist, sondern wie zwei falsche Behauptungen einander entgegengesetzt sind. Durch euren Irrtum seid ihr nach entgegengesetzten Richtungen auseinander gegangen, in der Mitte liegt der Weg, den ihr verlassen habt. Unter euch selbst seid ihr durch einen größeren Zwischenraum getrennt als von dem Wege, den ihr aufgegeben habt. Ihr von hüben, ihr aber von drüben, kommet hierher; gehet nicht zueinander über, sondern indem ihr von hüben und drüben zu uns kommet, sollt ihr einander finden. Ihr Sabellianer, erkennet, den ihr übergehet; ihr Arianer, machet den gleich, den ihr unterordnet, und ihr werdet mit uns auf dem wahren Wege wandeln. Ihr müßt nämlich beide, die einen durch die andern, zurechtgewiesen werden. Höre, Sabellianer: So sehr ist der Sohn nicht der Vater selbst, sondern ein anderer, daß der Arianer ihn für unähnlich dem Vater erklärt. Höre, Arianer: So sehr ist der Sohn dem Vater gleich, daß der Sabellianer ihn für denselben wie den Vater hält. Du füge hinzu, den du leugnest; du setze hinauf, den du herabsetzest, und ihr steht beide auf unserer Seite, weil weder du den leugnest noch du den herabsetzest, der ein anderer ist als der Vater, um den Sabellianer zu widerlegen, und dem Vater gleich, um den Arianer zu widerlegen. Beiden nämlich ruft er zu: „Ich und der Vater sind eins“1. Wenn er sagt: „eins“, so sollen dies die Arianer hören; wenn er sagt: „wir sind“, so sollen dies die Sabellianer hören, und weder sollen die einen durch Leugnung der Gleichheit noch die andern durch Leugnung der Verschiedenheit töricht sein. Wenn er also wegen des Satzes: „Die Worte, welche ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst“, für ungleich an Macht gehalten wird, daß er nicht, was er will, tue, so höre man den andern Ausspruch: „Wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will“2. Desgleichen wenn wegen der Worte: „Der Vater, der in mir bleibt, der tut S. 868 die Werke“, der Vater nicht für eine vom Sohne verschiedene Person gehalten wird, so höre man, was er noch weiter gesagt hat: „Alles, was der Vater tut, das tut auf gleiche Weise auch der Sohn“3, und verstehe: nicht zweimal einer, sondern: zwei eins. Weil indes der eine dem andern so ähnlich ist, daß dennoch einer aus dem andern ist, darum redet er nicht von sich selbst, weil er nicht von sich selbst ist; und deshalb tut der Vater, der in ihm bleibt, selbst die Werke, weil der, durch den und mit dem er sie tut, nur von ihm ist. Schließlich fügt er noch bei und sagt: „Glaubet ihr nicht, daß ich im Vater bin, und der Vater in mir ist? So glaubet doch um der Werke willen“. Vorher wurde bloß Philippus gerügt, jetzt aber zeigt es sich, daß er unter ihnen nicht der einzige gewesen sei, der eine Rüge verdiente. „Um der Werke selbst willen“, sagt er, „glaubet, daß ich im Vater bin, und der Vater in mir ist“; denn wir könnten, wären wir getrennt, keineswegs in unzertrennlicher Weise wirken.


  1. Joh. 10, 30. ↩

  2. Joh. 5, 21. ↩

  3. Joh. 5, 19. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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