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Works Tertullian (160-220) De ieiunio adversus psychicos

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Über das Fasten, gegen die Psychiker (BKV)

11. Kap. Verteidigung des Parakleten und seiner Prophetien, worin die genannte Praxis empfohlen wird, gegen den Vorwurf der Neuheit, der Häresie und diabolischer Inspiration.

Denjenigen, welche in Aufregung zu geraten pflegen, wenn sie von unsern Einrichtungen hören, ist vermutlich dies alles unbekannt, oder sie kennen es vielleicht nur durch die Vorlesung1, nicht aus aufmerksamer Betrachtung, wie denn bei dem vielgerühmten großen Haufen der Psychiker die Ungebildeten überhaupt den meisten Einfluß ausüben. Deshalb haben wir die einzelnen Arten des Fastens, der Xerophagien und Stationen, durchgegangen, um an dem Beispielvorrat beider Testamente zu zeigen, welchen Nutzen die Verschmähung, Verkürzung und Verschiebung des Essens bringe, und so diejenigen widerlegen, welche diese Dienste als zwecklos diskreditieren, um ferner zu zeigen, welchen Rang sie stets in der Religionsübung eingenommen haben, und so diejenigen aus dem Felde schlagen, welche diese Dinge der Neuheit anklagen. Was beständig da war, ist nicht neu, und was Nutzen bringt, ist nicht zwecklos. Auch liegt es auf der Hand, daß einige von diesen Verrichtungen von Gott dem Menschen vorgeschrieben und so zum Gesetz wurden, andere, vom Menschen Gott dargebracht, zur Erfüllung von Gelübden dienten. Bildet doch auch ein Gelübde, das von Gott angenommen wurde, für die Nachwelt ein Gesetz infolge des Ansehens des Annehmenden; denn, wer eine Handlung S. 544gebilligt hat, hat damit anbefohlen, daß man sie von nun an üben soll.

Von diesem Gesichtspunkte aus findet nun auch indirekt das Dilemma unserer Gegner seine Widerlegung, wenn sie nämlich sagen: Entweder ist es Pseudoprophetie, wenn eine Geistesstimme diese Übungen vorgeschrieben hat, oder aber es ist Häresie, wenn menschliche Anmaßung sie erfunden hat. Denn wenn sie jene Norm tadeln, nach der sich diese Dinge im Alten Testament vollzogen, und infolgedessen wieder die Bedenken gegen dieselben2 aufwärmen, welche die Feinde des Alten Bundes gegen sie erheben könnten, dann müssen sie entweder auch jene Dinge verwerfen oder aber diese unsere Praxis, da sie früher offen geübt wurde3, annehmen. Dies ist unbedingt notwendig, besonders deshalb, weil unsere Praxis ganz demselben Gott gilt, wie die Beispiele im Alten Testament, mag sie nun eingesetzt sein von wem sie will, von einem Geistbegabten oder bloß von einem Gläubigen. Denn zweifelsohne wird bei uns allen4, die wir Verehrer eines einzigen Gottes, des Schöpfers und seines Christus sind, Häresie und falsche Prophetie darnach beurteilt werden, ob eine verschiedene Gottheit ins Spiel kommt oder nicht. Darum machte es mir bei Verteidigung dieses Punktes gar keinen Unterschied, und ich lasse ihnen die Wahl, welche Stellung sie einnehmen wollen5.

Es ist ein Teufelsgeist, behauptest du, o Psychiker. - Gut, und wie kommt es, daß er zu Ehren unseres Gottes Verrichtungen anbefiehlt, und zwar solche, die S. 545keinem andern dargebracht werden sollen als unserem Gott? Entweder behaupte, daß der Teufel mit unserem Gott gemeinschaftliche Sache mache, oder der Satan möge für den Paraklet gehalten werden. Aber, so behauptest du, es sei ein Mensch, der als ein Antichrist auftritt6; denn mit diesem Namen werden die Häretiker bei Johannes belegt. - Wie kann er dann, wer er auch sei, diese Dienstleistungen in unserem Christus für unsern Herrn angeordnet haben, da doch selbst die Antichristen, die anscheinend für Gott eintreten7, gegen unsern Christus auftreten? Von welcher Seite, meinst du, hat der Geist bei uns seine Bestätigung erhalten, da er doch das befiehlt oder gutheißt, was unser Gott beständig anbefohlen und gutgeheißen hat?8 Allein ihr setzt auch hier dem lieben Gott wieder Grenzpfähle, wie in Bezug auf die Gnade, so auch in Bezug auf die Disziplin, wie in Bezug auf die Charismen, so auch in Bezug auf die sittlichen Gebräuche. Die Gott zu erweisenden Dienste sollen ebenso aufhören wie seine Wohltaten, und so leugnet ihr, daß er immerfort noch Pflichten auferlege, weil auch hier das Wort gelten soll: „das Gesetz und die Propheten gehen nur bis auf Johannes“9. Es fehlt nun bloß noch, daß ihr alles beseitigt, da ja, soweit es auf euch ankommt, alles so überflüssig ist.


  1. lectione, aus der flüchtigen Anhörung, wenn es (beim Gottesdienst) vorgelesen wird. ↩

  2. adversus illa, nämlich die „vetera“, die Beispiele und Übungen des Fastens usw. im Alten Bund. Die adversarii veterum sind die gnostischen Bekämpfer des Alten Testamentes. ↩

  3. exerta ista; ista ist die jetzige Praxis der Montanisten; exerta, weil sie anerkennen, daß diese Übungen auch im Alten Bunde offen geübt wurden, müssen sie dieselben auch jetzt anerkennen. Andere lesen „exerte“ = müssen sie offen anerkennen. ↩

  4. apud nos omnes, bei Katholiken und Montanisten, die in der Glaubensregel übereinstimmen. ↩

  5. ob sie die Anklage auf Pseudoprophetie oder auf Häresie erheben wollen. ↩

  6. hominem antichristum adfirmas wird ungenau übersetzt „du behauptest, er sei der menschliche Antichrist.“ T. hat dem zweiten Teil des Dilemma vor Augen: aut haeresis, si humana praesumtio adinvenit. ↩

  7. et antichristi erga deum; den Zusatz erga deum wollte Latinius tilgen, aber das vorstehende et beweist schon, daß er notwendig ist. T. will sagen, daß selbst solche Häretiker, die anscheinend für Gott eintreten und den Gottesbegriff hochhalten wollen, doch als Häretiker erkannt werden, weil sie gegen Christus aufgetreten und die Glaubensregel über Christus angreifen. Bei den Montanisten aber herrsche volle Übereinstimmung mit dem christlichen Glauben, sowohl in Bezug auf Gott, wie in Bezug auf Christus. ↩

  8. Der öfters ausgesprochene Gedanke, daß der „Paraklet“ dadurch als der wahre Geist Gottes erwiesen sei, daß er die volle Glaubensregel bestätigt und befiehlt; vgl. Kap. 1 und de monog. 2. ↩

  9. Matth. 11,13. ↩

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On Fasting

Chapter XI.--Of the Respect Due to "Human Authority;" And of the Charges of "Heresy" And "Pseudo-Prophecy."

But all these (instances) I believe to be unknown to those who are in a state of agitation at our proceedings; or else known by the reading alone, not by careful study as well; in accordance with the greater bulk of "the unskilled" 1 among the overboastful multitude, to wit, of the Psychics. This is why we have steered our course straight through the different individual species of fastings, of xerophagies, of stations: in order that, while we recount, according to the materials which we find in either Testament, the advantages which the dutiful observances of abstinence from, or curtailment or deferment of, food confer, we may refute those who invalidate these things as empty observances; and again, while we similarly point out in what rank of religious duty they have always had place, may confute those who accuse them as novelties: for neither is that novel which has always been, nor that empty which is useful.

The question, however, still lies before us, that some of these observances, having been commanded by God to man, have constituted this practice legally binding; some, offered by man to God, have discharged some votive obligation. Still, even a vow, when it has been accepted by God, constitutes a law for the time to come, owing to the authority of the Acceptor; for he who has given his approbation to a deed, when done, has given a mandate for its doing thenceforward. And so from this consideration, again, the wrangling of the opposite party is silenced, while they say: "It is either a pseudo-prophecy, if it is a spiritual voice which institutes these your solemnities; or else a heresy, if it is a human presumption which devises them." For, while censuring that form in which the ancient economies ran their course, and at the same time drawing out of that form arguments to hurl back (upon us) which the very adversaries of the ancient economies will in their turn be able to retort, they will be bound either to reject those arguments, or else to undertake these proven duties (which they impugn): necessarily so; chiefly because these very duties (which they impugn), from whatsoever institutor they are, be he a spiritual man or merely an ordinary believer, direct their course to the honour of the same God as the ancient economies. For, indubitably, both heresy and pseudo-prophecy will, in the eyes of us who are all priests of one only God the Creator and of His Christ, be judged by diversity of divinity: and so far forth I defend this side indifferently, offering my opponents to join issue on whatever ground they choose. "It is the spirit of the devil," you say, O Psychic. And how is it that he enjoins duties which belong to our God, and enjoins them to be offered to none other than our God? Either contend that the devil works with our God, or else let the Paraclete be held to be Satan. But you affirm it is "a human Antichrist:" for by this name heretics are called in John. 2 And how is it that, whoever he is, he has in (the name of) our Christ directed these duties toward our Lord; whereas withal antichrists have (ever) gone forth (professedly teaching) towards God, (but) in opposition to our Christ? On which side, then, do you think the Spirit is confirmed as existing among us; when He commands, or when He approves, what our God has always both commanded and approved? But you again set up boundary-posts to God, as with regard to grace, so with regard to discipline; as with regard to gifts, so, too, with regard to solemnities: so that our observances are supposed to have ceased in like manner as His benefits; and you thus deny that He still continues to impose duties, because, in this case again, "the Law and the prophets (were) until John." It remains for you to banish Him wholly, being, as He is, so far as lies in you, so otiose.


  1. Comp. 2 Pet. iii. 16. ↩

  2. See 1 John ii. 18, 29; 2 John 7-10. ↩

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