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Über das Fasten, gegen die Psychiker (BKV)
17. Kap. Bitterer Tadel der Agapen der Psychiker. Schluß.
Du, o Psychiker, der du der Gaumenlust soviel nachgibst, hast wirklich, wenn ich die Wahrheit sagen soll, den Vorzug des Altertums und rühmst mit Recht dein höheres Alter. Ich habe allzeit gewußt, daß Esau einen Jäger nach Wildpret bedeute; gerade so wie er, bemühst du dich überall, Krametsvögel aufzutreiben, wie er, kommst du vom Felde deiner laxen Sittenzucht heim, wie er, bist du schwach im Geiste. Wenn ich dir ein mit Obstgelee rot angemachtes Linsenmus vorsetze, so wirst du sofort alle deine Vorrechte verkaufen; bei dir brodelt die Agape1 in den Kochtöpfen, der Glaube dampft in der Küche2, die Hoffnung liegt auf den Tellern. Die Agape aber wird um so höher gehalten, weil bei Gelegenheit derselben deine Jünglinge bei den Schwestern schlafen. Natürlich, Anhängsel der Gaumenlust sind Ausgelassenheit und Wollust3. Diese Verbindung kannte auch der Apostel sehr wohl; er schickte die Worte voraus: „Nicht in Trinkgelagen und Schmausereien“, und ließ folgen: „auch nicht in den Kammern der Unzucht“4. Zum Sündenregister deiner Gaumenlust gehört es, daß bei euch die Ehre der Vorsitzenden in einer doppelten Portion besteht, während der Apostel ihnen nur doppelte Ehre zugebilligt hat5, einesteils als Brüdern, andernteils als Vorgesetzten. Als der Heiligste gilt bei euch immer der, welcher am regelmäßigsten mitschmaust, S. 558die verschwenderischsten Gastmähler veranstaltet und sich am besten aufs Bechern versteht.
Mit Recht weiset ihr als Leute, die bloß auf das Seelische und Fleischliche etwas halten, das Pneumatische von euch. Wenn die Propheten6 den Beifall solcher Leute gefunden hätten, wären sie meine Männer nicht. Warum predigt ihr nicht konsequent: Lasset uns essen und trinken; denn morgen werden wir sterben!7 Wir unsererseits tragen dagegen kein Bedenken, unumwunden die Vorschrift zu geben: Brüder und Schwestern, fastet, damit wir nicht vielleicht morgen sterben! Wir wollen offen unsere sittlichen Grundsätze vertreten!
Wir sind davon überzeugt, daß die, „welche im Fleische leben, Gott nicht gefallen können“8, nicht etwa die, welche in der Substanz des Fleisches leben, sondern in der Sorge um dasselbe, in der Liebe, in den Werken und im Willen des Fleisches. Die Magerkeit mißfällt uns nicht, denn Gott hat das Fleisch nicht nach dem Pfunde abgewogen, wie er auch dem Geist kein Maß gesetzt hat9. Ein abgemagerter Leib wird hoffentlich leichter durch die schmale Pforte des Heiles eingehen, schneller wird ein leichter Körper auferweckt werden, länger wird sich ein vertrockneter Leib im Grabe halten. Es mögen sich die Faustkämpfer und die olympischen Spieler mästen! Jenen steht das Streben nach Leibesumfang wohl an, die da der Kräfte des Leibes bedürfen, und dennoch gewinnen auch sie durch Xerophagien ihre Stärke. Unsere Kräfte aber sind anderer Art, eine andere ist unsere Stärke, wie auch andere unsere Kämpfe sind. „Unser Kampf geht nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte der Welt und die Geister der Bosheit“10. Gegen sie hat man nicht mit Fleisch und Blut, sondern im Glauben und mit starkem Geiste standzuhalten. Besser gemästete S. 559Christen mag Bär und Löwe wohl gut gebrauchen können, nicht aber Gott; freilich wird man sich auch zum Kampf gegen wilde Tiere11 durch Magerkeit einüben müssen.
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Agape = Liebe (in Zusammenstellung mit dem folgenden fides und spes) und Name für das christliche Mahl; vgl. Apol. 39. S. 145. ↩
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Nach Lesart in culinis, andere lesen culmis. ↩
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Diese gehässige Schilderung, die im schroffesten Gegensatz zu Apol. 39 steht, zeigt den Groll T.’s über seine Ausschließung von den Agapen. ↩
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Röm. 13,13. ↩
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1 Tim 5,17. ↩
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die montanistischen. ↩
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1 Kor. 15, 32. ↩
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Röm. 8,8. ↩
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Vgl. Joh. 3,34. ↩
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Eph. 6,12. ↩
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bei der Christenverfolgung. ↩
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On Fasting
Chapter XVII.--Conclusion.
"Old" you are, if we will say the truth, you who are so indulgent to appetite, and justly do you vaunt your "priority:" always do I recognise the savour of Esau, the hunter of wild beasts: so unlimitedly studious are you of catching fieldfares, so do you come from "the field" of your most lax discipline, so faint are you in spirit. 1 If I offer you a paltry lentile dyed red with must well boiled down, forthwith you will sell all your "primacies:" with you "love" shows its fervour in sauce-pans, "faith" its warmth in kitchens, "hope" its anchorage in waiters; but of greater account is "love," because that is the means whereby your young men sleep with their sisters! Appendages, as we all know, of appetite are lasciviousness and voluptuousness. Which alliance the apostle withal was aware of; and hence, after premising, "Not in drunkenness and revels," he adjoined, "nor in couches and lusts." 2
To the indictment of your appetite pertains (the charge) that "double honour" is with you assigned to your presiding (elders) by double shares (of meat and drink); whereas the apostle has given them "double honour" as being both brethren and officers. 3 Who, among you, is superior in holiness, except him who is more frequent in banqueting, more sumptuous in catering, more learned in cups? Men of soul and flesh alone as you are, justly do you reject things spiritual. If the prophets were pleasing to such, my (prophets) they were not. Why, then, do not you constantly preach, "Let us eat and drink, for to-morrow we shall die?" 4 just as we do not hesitate manfully to command, "Let us fast, brethren and sisters, lest to-morrow perchance we die." Openly let us vindicate our disciplines. Sure we are that "they who are in the flesh cannot please God;" 5 not, of course, those who are in the substance of the flesh, but in the care, the affection, the work, the will, of it. Emaciation displeases not us; for it is not by weight that God bestows flesh, any more than He does "the Spirit by measure." 6 More easily, it may be, through the "strait gate" 7 of salvation will slenderer flesh enter; more speedily will lighter flesh rise; longer in the sepulchre will drier flesh retain its firmness. Let Olympic cestus-players and boxers cram themselves to satiety. To them bodily ambition is suitable to whom bodily strength is necessary; and yet they also strengthen themselves by xerophagies. But ours are other thews and other sinews, just as our contests withal are other; we whose "wrestling is not against flesh and blood, but against the world's 8 power, against the spiritualities of malice." Against these it is not by robustness of flesh and blood, but of faith and spirit, that it behoves us to make our antagonistic stand. On the other hand, an over-fed Christian will be more necessary to bears and lions, perchance, than to God; only that, even to encounter beasts, it will be his duty to practise emaciation.