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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De catechizandis rudibus

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Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)

11. Kapitel

16. Wenn wir aber größere Neigung haben, etwas zu lesen oder uns etwas anzuhören, was schon bereitliegt und bereits treffender formuliert wurde, und es uns deshalb beschwerlich fällt, die Zeit damit zu verbringen, unseren Vortrag den jeweiligen Umständen anzupassen, ohne daß der Erfolg vorauszusehen wäre, möchte ich folgendes zu bedenken geben. Sofern nur unser Gedankengang inhaltlich nicht von der Wahrheit abweicht, bietet sich geradezu die Gelegenheit, unserem Hörer, der an einer Formulierung Anstoß genommen hat, zu zeigen, wie belanglos doch grammatikalische und stilistische Vollkommenheit ist, wenn nur die Sache verstanden ist, weil dies ja der Zweck der Formulierung ist.

Falls aber unser menschliches Bemühen in seiner Schwachheit auch von der inhaltlichen Wahrheit abgewichen ist – obwohl dies bei der Einführungskatechese für Nichtchristen kaum je vorkommen dürfte, da wir uns hier an einen sehr vielbegangenen Weg halten können –, gilt es zu verhindern, daß der Hörer auch daran Anstoß nimmt; wir wollen daher annehmen, daß der Fehler uns nur deshalb unterlaufen ist, weil Gott uns auf die Probe stellen wollte, ob wir die Sanftmut des Herzens besitzen, uns berichtigen zu lassen, um nicht zur Verteidigung unseres Irrtums uns in einen noch größeren Irrtum zu stürzen.

Hat uns aber niemand auf den Fehler hingewiesen und ist er also sowohl uns wie auch unsern Hörern gänzlich unerkannt geblieben, so ist das nicht weiter schlimm, falls er sich nicht wiederholt.

Meistens empfinden wir aber selber beim nachträglichen Überdenken eines Vortrags gewisse Aussagen als anfechtbar und wissen nun nicht, wie diese während des Vortrags von den Hörern aufgenommen wurden. Und es schmerzt uns dann besonders –vorausgesetzt, daß die Liebe in uns lebendig ist –, wenn sie mit Wohlgefallen aufgenommen wurden, obwohl sie nicht der Wahrheit entsprachen. So wie wir uns selber im Stillen zurechtweisen, müssen wir daher auch dafür sorgen, daß unsere Hörer, die nicht durch Gottes Wort, S. 41 sondern einzig und allein durch unsere Worte in den Irrtum gerieten, bei günstiger Gelegenheit ohne Aufhebens wieder auf den rechten Weg gebracht werden.

Sollten sich aber einmal gewisse Leute in Verblendung und sinnlosem Neid über unseren Irrtum freuen, »Ohrenbläser, Verleumder, gottverhaßte Geschöpfe«,1 nehmen wir sie als willkommenen Anlaß, Geduld und Barmherzigkeit zu üben; »auch die Geduld Gottes führt sie ja zur Buße«.2 Was gibt es nämlich Verabscheuungswürdigeres, »was häuft mehr den Zorn an für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Rechtsspruchs Gottes«,3 als nach dem üblen Vorbild und Beispiel des Teufels sich über das Übel des Nächsten zu freuen?

Es kommt aber auch vor, daß eine Aussage beim Hörer Anstoß erregt und Verwirrung stiftet, obwohl inhaltlich und sprachlich daran nichts zu beanstanden ist, sei es, daß sie falsch aufgefaßt wurde, sei es, daß sie gerade wegen ihrer Neuheit anstößig wirkt, die im Gegensatz steht zu einer irrigen Meinung, die sich durch lange Gewohnheit eingebürgert hat. Wenn die Sache offenbar wird und der Hörer sich einer Heilung zugänglich zeigt, müssen wir ihn ohne Aufschub unter Aufbietung aller Autoritäten und Beweismittel behandeln. Wenn aber der Anstoß unausgesprochen im Verborgenen bleibt, kann nur Gottes Heilkunst helfen. Wenn sich aber der Hörer uns entzieht und eine Behandlung ablehnt, dann mag uns das bekannte Beispiel des Herrn trösten, der damals, als die Menschen an seinem Wort Anstoß nahmen und ihm aus dem Weg gingen, weil es für sie zu hart war, auch noch zu denen, die da blieben, sprach: »Wollt nicht auch ihr Weggehen?«4 Denn ganz fest und unerschütterlich müssen wir in unserem Herzen behalten: Jerusalem, das gefangen genommen S. 42 ist vom Babylon dieser Welt, wird nach Ablauf der Zeiten frei werden, und keiner seiner Bewohner wird zugrunde gehen. Denn wer zugrunde gehen wird, stammte nicht aus ihm. Es heißt ja: »Doch der feste Gottesgrund hält stand, er trägt das Siegel: Es kennt der Herr die Seinen; und es lasse ein jeder vom Unrecht ab, der den Namen des Herrn nennt.«5

Wenn wir das bedenken und den Herrn in unser Herz rufen, werden wir uns weniger fürchten vor dem ungewissen Ausgang unseres Vortrags, der von den ungewissen Reaktionen unserer Hörer abhängt. Das Erdulden all der Unannehmlichkeiten für ein Werk der Barmherzigkeit wird uns sogar Befriedigung verschaffen, vorausgesetzt daß wir dabei nicht unseren eigenen Ruhm im Auge haben.6 Dann nämlich ist ein Werk wahrhaftig gut, wenn die Absicht des Handelnden von der Liebe ausgeht und gleichsam an seinen Ausgangspunkt zurückkehrend wieder in der Liebe zur Ruhe kommt.

Wenn uns also die Lektüre fesselt und wenn wir viel lieber der höheren Redekunst eines anderen zuhören möchten, statt unseren eigenen Vortrag zu halten, so daß wir mit Unlust und Verdrossenheit sprechen, dann wollen wir doch daran denken, daß uns diese Genüsse nach getaner Arbeit in noch besserer Stimmung in Empfang nehmen werden und uns noch mehr Genuß bereiten werden. Und mit größerer Zuversicht werden wir Gott bitten, daß er so zu uns spricht, wie wir es wollen, wenn wir es in freudiger Stimmung annehmen, daß er so durch uns spricht, wie wir es vermögen. So kommt es, daß »denen, die Gott lieben, alles zum Guten mitwirkt«.7


  1. Röm l,29f. ↩

  2. Röm 2,4. ↩

  3. Röm 2,5. ↩

  4. Joh 6,68. ↩

  5. 2 Tim 2,19. ↩

  6. Vgl. Joh 7,18. ↩

  7. Röm 8,28. ↩

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De catechizandis rudibus

CAPUT XI. Remedium contra secundam taedii causam.

16. Si autem magis appetimus, ea quae jam parata sunt et melius dicta legere vel audire, et ideo piget incerto exitu ad tempus coaptare quae loquimur: tantum a veritate rerum non aberret animus, facile est ut si in verbis auditorem aliquid offenderit, ex ipsa occasione discat quam sit re intellecta contemnendum, si minus integre, aut si minus proprie sonare potuit, quod ideo sonabat ut res intelligeretur. Quod si humanae infirmitatis intentio etiam ab ipsa rerum veritate aberraverit; quanquam in catechizandis rudibus, ubi via tritissima tenenda est, difficile potest accidere: tamen ne forte accidat ut etiam hinc offendatur auditor, non aliunde nobis debet videri accidisse, nisi quia Deus experiri nos voluit, utrum cum [Col. 0323] mentis placiditate corrigamur, ne in defensionem nostri erroris majore praecipitemur errore. Quod si nemo nobis dixerit, nosque et illos qui audierunt omnino latuerit, nullus dolor est, si non fiat iterum. Plerumque autem nos ipsi recolentes quae dixerimus, reprehendimus aliquid, et ignoramus quomodo cum diceretur acceptum sit; magisque dolemus, quando in nobis fervet charitas, si cum falsum esset, libenter acceptum est. Ideoque opportunitate reperta, sicut nos ipsos in silentio reprehendimus, ita curandum est ut etiam illi sensim corrigantur, qui non Dei verbis, sed plane nostris in aliquam lapsi sunt falsitatem. Si vero aliqui livore vesano caeci errasse nos gaudent, susurrones, detractores, Deo odibiles1; praebeant nobis materiam exercendae patientiae cum misericordia, quia et patientia Dei ad poenitentiam eos adducit. Quid enim est detestabilius, et quod magis thesaurizet iram in die irae et revelationis justi judicii Dei2, quam de malo alterius mala diaboli similitudine atque imitatione laetari? Nonnunquam etiam, cum recte omnia vereque dicantur, aut non intellectum aliquid, aut contra opinionem et consuetudinem veteris erroris ipsa novitate asperum, offendit et perturbat audientem. Quod si apparuerit, sanabilemque se praebet, auctoritatum rationumque copia sine ulla dilatione sanandus est. Si autem tacita et occulta offensio est, Dei medicina opitulari potest. At si resiluerit, et curari recusaverit, consoletur nos dominicum illud exemplum, qui offensis hominibus ex verbo suo, et tanquam durum refugientibus, etiam iis qui remanserant ait, Numquid et vos vultis ire3? Satis enim fixum atque immobile debet corde retineri, Jerusalem captivam ab hujus saeculi Babylonia decursis temporibus liberari, nullumque ex illa esse periturum; quia qui perierit, non ex illa erat. Firmum]: enim fundamentum Dei stat, habens signaculum hoc: novit Dominus qui sunt ejus; et recedat ab iniquitate, omnis qui nominat nomen Domini4. Ista cogitantes, et invocantes Dominum in cor nostrum, minus timebimus incertos exitus sermonis nostri propter incertos motus auditorum; delectabitque nos etiam ipsa perpessio molestiarum pro misericordi opere, si non in eo nostram gloriam requiramus. Tunc enim est vere opus bonum, cum a charitate jaculatur agentis intentio, et tanquam ad locum suum rediens, rursus in charitate requiescit. Lectio vero quae nos delectat, aut aliqua auditio melioris eloquii, ut eam promendo, sermoni nostro praeponere volentes, cum pigritia vel taedio loquamur, alacriores nos suscipiet, jucundiorque praestabitur post laborem; et majore fiducia deprecabimur ut loquatur nobis Deus quomodo volumus, si suscipiamus hilariter ut loquatur per nos quomodo possumus: ita fit ut diligentibus Deum omnia concurrant in bonum5.


  1. Rom. I, 30. ↩

  2. Id. II, 4 et 5. ↩

  3. Joan. VI, 68. ↩

  4. II Tim. II, 19. ↩

  5. Rom. VIII, 28.  ↩

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