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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)

23. Kapitel

41. Nachdem der Herr seine Jünger auf diese Weise gestärkt hatte, weilte er noch vierzig Tage lang unter ihnen1 und stieg dann vor ihren Augen in den Himmel auf.2 Und als fünfzig Tage seit seiner Auferstehung vergangen waren,3 schickte er ihnen, wie er verheißen hatte, den Heiligen Geist, der die Liebe in ihre Herzen ausgoß,4 damit sie ohne Belastung,5 S. 78 ja sogar mit Freude das Gesetz erfüllen könnten. Dieses Gesetz ist den Juden in Form der Zehn Gebote, dem sogenannten Dekalog, gegeben worden; diese wiederum werden zurückgeführt auf zwei Gebote: »Liebe Gott aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« Daß nämlich an diesen zwei Geboten das ganze Gesetz und die Propheten hängen,6 sagte der Herr selber im Evangelium und machte es durch sein Beispiel deutlich. Denn auch für das Volk Israel vergingen seit dem Tag, an dem sie zum erstenmal in sinnbildlicher Weise das Paschafest feierten, indem sie ein Schaf schlachteten, es aßen und als Schutzzeichen für ihre Rettung die Türpfosten mit seinem Blut bezeichneten,7 seit diesem Tage also vergingen fünfzig Tage,8 und sie empfingen das Gesetz, das vom Finger Gottes geschrieben war,9 ein Ausdruck, womit, wie bereits gesagt, der Heilige Geist versinnbildlicht wird. In gleicher Weise wurde nun fünfzig Tage nach dem Leiden und der Auferstehung des Herrn, dem wahren Paschafest,10 der Heilige Geist selber den Jüngern gesandt. Er wies nicht mehr durch das Sinnbild der steinernen Tafeln auf die Härte ihres Herzens hin; vielmehr entstand, als sie in Jerusalem an einem Ort versammelt waren, vom Himmel her plötzlich ein Brausen, wie wenn ein gewaltiger Sturm daherführe, und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, und die Jünger begannen so in Zungen zu reden, daß ein jeder, der zu ihnen gekommen war, seine eigene Sprache erkannte.11 In dieser Stadt kamen nämlich Juden aus dem ganzen Erdkreis, wo immer sie verstreut lebten, zusammen, und sie hatten die Sprachen der verschiedenen S. 79 Völker gelernt. Die Jünger aber verkündeten darauf voller Zuversicht Christus, und sie wirkten in seinem Namen viele Wunderzeichen.12 So berührte Petrus beim Vorbeigehen einen Toten mit seinem Schatten, und dieser stand wieder auf.13

42. Als aber die Juden sahen, daß im Namen dessen, den sie teils aus Haß, teils aus Verblendung gekreuzigt hatten,14 so große Wunderzeichen geschahen, da reizte das die einen zum Zorn, und sie verfolgten seine Verkünder, die Apostel; andere aber gerieten vielmehr in Staunen, daß nun gerade im Namen dessen so große Wunder geschahen, den sie verspottet hatten, weil sie meinten, ihn überwältigt und besiegt zu haben; und Tausende von Juden bekehrten sich voll Reue und glaubten an ihn.15 Jene ersehnten sich nun von Gott nicht mehr zeitliche Wohltaten und ein irdisches Reich, und sie erwarteten Christus, den verheißenen König, nicht mehr für das diesseitige Leben. Sie erkannten und liebten den nun in seiner unsterblichen Natur, der in seiner sterblichen Natur von ihnen und für sie so viel erduldet hat, der ihnen sämtliche Sünden vergeben hat, sogar das Vergießen seines eigenen Blutes, und der ihnen mit dem Beispiel seiner Auferstehung gezeigt hat, daß sie sich von ihm die Unsterblichkeit erhoffen und ersehnen dürfen. Daher töteten sie nun die irdischen Wünsche des alten Menschen in sich ab und begeisterten sich für das neue Leben im Geist; sie verkauften, wie der Herr es im Evangelium befohlen hatte,16 all ihren Besitz und legten den Erlös aus ihren Gütern den Aposteln zu Füßen, damit diese einem jeden soviel zuteilen könnten, wie er brauchte. Und sie lebten einträchtig in christlicher Liebe, und sie bezeichneten nichts als ihr Eigentum, sondern besaßen alles S. 80 gemeinsam und waren ein Herz und eine Seele auf Gott hin.17

Darauf erlitten auch sie von den fleischlich gesinnten Juden, ihren Mitbürgern dem Fleische nach, Verfolgung und wurden zerstreut,18 damit Christus durch ihre Zerstreuung noch weiterherum verkündigt werde und damit sie selber die Geduld ihres Herrn nachahmen könnten. Er, der sie sanftmütig ertragen hatte, verlangte nun von ihnen, daß sie sanftmütig werden und um seinetwillen geduldig leiden.

43. Unter den Verfolgern der Heiligen hatte sich auch der Apostel Paulus befunden, und dieser wütete besonders hart gegen die Christen.19 Nachdem er aber zum Glauben kam und Apostel wurde, erhielt er die Sendung, den Heidenvölkern das Evangelium zu verkünden;20 und dabei erduldete er für den christlichen Glauben noch Schlimmeres, als er ihm zuvor als Gegner angetan hatte.21 Bei allen Völkern aber, wo er das Evangelium aussäte, gründete er kirchliche Gemeinden; da es nun diesen Leuten, die aus dem Götzenkult zur Kirche kamen und für die Verehrung des einen Gottes noch unvorbereitet waren, nicht leicht fiel, all ihre Güter zu verkaufen oder zu verteilen und Gott zu dienen, wies sie Paulus nachdrücklich an, sie sollten Gaben spenden für die Armen unter den Heiligen, die es in den Gemeinden Judäas gab, welche christusgläubig geworden waren.22 So machte die Lehre des Apostels die einen gleichsam zu aktiven Kämpfern, die andern aber zu ersatzpflichtigen Provinzialen und fügte zwischen die beiden, gleichsam als Eckstein, Christus ein, so wie es durch den Propheten vorherverkündigt war 23. In ihm S. 81 sollten sich die beiden, die wie zwei Wände aus entgegengesetzter Richtung kommen, nämlich von den Juden und von den Heiden her, in brüderlicher Liebe verbinden. Später aber wurden die Verfolgungen, die sich von Seiten der ungläubigen Heiden gegen die Kirche Christi erhoben, noch grausamer und zahlreicher, und das Wort des Herrn ging von Tag zu Tag mehr in Erfüllung, der vorhersagte: »Siehe, ich schicke euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.«24


  1. Vgl. Apg 1,3. ↩

  2. Vgl. Apg 1,9 f. ↩

  3. Vgl. Apg 2,1. ↩

  4. Vgl. Röm 5,5. ↩

  5. Vgl. 1 Joh 5,3. ↩

  6. Vgl. Mt 22,37-40. ↩

  7. Vgl. Ex 12,1 ff. ↩

  8. Vgl. Ex 19,1. ↩

  9. Vgl. Ex 31,18; siehe auch 35. Die Satzkonstruktion ist anakolytisch. ↩

  10. Vgl. 1 Kor 5,7. ↩

  11. Vgl. Apg 2,1 ff. ↩

  12. Vgl. Apg 2,43. ↩

  13. Vgl. Apg 5,15. ↩

  14. Vgl. Apg 2,17; Lk 23,34. ↩

  15. Vgl. Apg 2,37–41; 4,4. ↩

  16. Vgl. Mt 19,21; Lk 18,22; 12,33. ↩

  17. Vgl. Apg 2,42—47; 4,32-35. ↩

  18. Vgl. Apg 8,4. ↩

  19. Vgl. Apg 8,3; 9,1. ↩

  20. Vgl. Apg 9,3 ff. ↩

  21. Vgl. Apg 9,26. ↩

  22. Vgl. Apg 24,17; 1 Kor 16; Röm 15,26. ↩

  23. Vgl. Apg 4,11; Eph 4,20; Jes 28,16. ↩

  24. Mt 10,16; Lk 10,3. ↩

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Vom ersten katechetischen Unterricht (BKV)

23. Kapitel: Von der Sendung des Heiligen Geistes und von dessen stärkendem Einfluß auf die Bildung der jungen Christengemeinde

41 Nachdem Jesus so den Glauben seiner Jünger gestärkt hatte, verweilte er noch vierzig Tage unter ihnen und fuhr dann vor ihren Augen zum Himmel auf1 ; fünfzig Tage nach seiner Auferstehung sandte er ihnen dann, wie er es verheißen hatte, den Heiligen Geist2 , durch den die Liebe in ihre Herzen ausgegossen wurde3 , so daß sie nun nicht allein ohne Beschwerde, sondern sogar mit Freudigkeit jenes Gesetz erfüllen konnten, das die Juden in den zehn Geboten, dem sogen. Dekalog besaßen. Diese zehn Gebote lassen sich wieder in zwei Gebote zusammenfassen, daß wir nämlich Gott lieben sollen aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und aus ganzem Gemüt, und daß wir auch den Nächsten lieben wie uns selbst4 . Denn an diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten5 , wie es der Herr selber im Evangelium erklärt und wie er es durch sein S. 294eigenes Beispiel dargetan hat. Am fünfzigsten Tage, nachdem das Volk Israel zum erstenmal das vorbildliche Paschafest gefeiert hatte, indem sie ein Lamm schlachteten und aßen und mit seinem Blute zur Sicherung ihres Lebens die Türpfosten bestrichen6 , da erhielten sie ein Gesetz, geschrieben vom Finger Gottes, ein Ausdruck, mit dem, wie gesagt, der Heilige Geist bezeichnet wird. In gleicher Weise wurde auch am fünfzigsten Tage nach dem Leiden und der Auferstehung des Herrn, dem wahren Pascha7 , der Heilige Geist den Jüngern gesandt; [er offenbarte sich] nicht mehr durch steinerne Tafeln als Sinnbilder harter Herzen, sondern als die Jünger zu Jerusalem an einem Orte versammelt waren, da entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen als ob ein heftiger Wind wehe, und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie Feuer, und sie fingen an in Sprachen zu reden, so daß von allen, die hinzukamen, ein jeder seine eigene Sprache hörte8 . Es pflegten nämlich in jener Stadt die Juden der ganzen Welt, über die hin sie zerstreut waren, zusammenzukommen, und diese hatten sich natürlich die verschiedenen Sprachen der verschiedenen Völker angeeignet. Die Jünger aber predigten von nun an mit voller Zuversicht die Lehre von Christus und taten in seinem Namen viele Zeichen; so erstand z.B. einmal ein Toter, den der Schatten des vorübergehenden Petrus berührte, wieder zum Leben9 .

42. Als aber die Juden sahen, wie im Namen dessen, den sie teils aus Haß, teils aus Irrtum gekreuzigt hatten, so große Wunder geschahen, da ergriff die einen der Zorn und sie verfolgten die Apostel, die von ihm predigten; andere Juden aber staunten um so mehr gerade darüber, daß im Namen dessen, den sie verlacht hatten, weil er sich von ihnen hatte völlig überwältigan lassen, so große Wunder geschahen; diese letzteren S. 295taten darum Buße und bekehrten sich und glaubten zu Tausenden an ihn10 . Diese verlangten jetzt von Gott keine zeitlichen Wohltaten und keine irdische Herrschaft mehr und warteten auf den Messias nicht mehr in fleischlichem Sinn als auf den verheißenen König, nein, sie erkannten und liebten jetzt geistigerweise den, der für sie durch ihre eigenen Hände im sterblichen Leben so vieles hatte erdulden müssen, der ihnen so viele Sünden, selbst die, daß sie sein Blut vergossen, verziehen und ihnen durch das Beispiel seiner Aufertehung die Unsterblichkeit gezeigt hatte, die sie von ihm erhoffen und erwarten sollten. Darum ertöteten sie jetzt in sich die Begierden des alten Menschen und in ihrer glühenden Sehnsucht nach einem neuen geistigen Leben verkauften sie, wie es der Herr im Evangelium befohlen hatte11 , alles was sie besaßen und legten den Erlös aus ihrem Eigentum zu den Füßen der Apostel nieder, damit diese einem jeden nach Bedürfnis davon zuteilen möchten12 . In christlicher Liebe lebten sie einträchtig zusammen und nannten nichts ihr Eigentum, sondern alles war ihnen gemeinsam; sie selbst aber waren ein Herz und eine Seele für Gott13 . Da hatten denn auch sie von den fleischlichgesinnten Juden, ihren Mitbürgern und Stammesgenossen, Verfolgung zu leiden und wurden [in alle Welt] zerstreut14 ; aber gerade durch diese Zerstreuung konnte nun Christus in weiterer Ferne gepredigt werden, sie selbst aber hatten Gelegenheit, die Geduld ihres Herrn nachzuahmen; denn er, der ja auch sie in Sanftmut ertragen hatte, verlangte auch von ihnen sanftmütiges Dulden um seinetwillen.

43. Zu diesen Verfolgern der Heiligen hatte auch der Apostel Paulus gehört, ja er besaß eine ganz besondere Wut auf die Christen15 . Nachher aber wurde sogar er gläubig und ein Apostel und erhielt als solcher S. 296die Sendung, den Heiden das Evangelium zu predigen16 . In diesem Amt ertrug er nun für den Namen Christi Schwereres als er vorher gegen den Namen Christi Böses getan hatte. Überall aber, wo er unter den [heidnischen] Völkern kirchliche Gemeinden gründete und den Samen des Evangeliums ausstreute, da gebot er mit Nachdruck, sie sollten, weil sie bei ihrem Übertritt aus dem Götzendienst als Neulinge in der Verehrung des einen Gottes nicht wohl durch Verkauf und Verteilung ihrer Güter Gott dienen konnten, wenigstens freiwillige Gaben für die Heiligen spenden, die in den christusgläubig gewordenen kirchlichen Gemeinden der Juden in Armut lebten17 . So macht die christliche Lehre die einen [die Juden] gleichsam zu [einheimischen] Soldaten, die anderen [die Heiden] aber zu Söldnertruppen aus den Provinzen. Gleichsam als Eckstein aber, wie es durch den Propheten vorherverkündet worden war18 , fügte die christliche Lehre Christus ein, indem sich beide wie zwei von verschiedenen Seiten her — von den Juden und von den Heiden her — zusammenlaufende Wände in gegenseitiger Bruderliebe verbinden sollten. Später erhoben sich indes von seiten der ungläubig gebliebenen Heiden noch schwerere und heftigere Verfolgungen gegen die Kirche Christi und tagtäglich ging das prophetische Wort des Herrn mehr in Erfüllung: Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe19 .


  1. Apg. 1,9. ↩

  2. Apg. 2,1. ↩

  3. Röm. 5,5. ↩

  4. Matth. 22,37ff. ↩

  5. Ebd. 22,40. ↩

  6. Exod. 12. ↩

  7. Vgl. 1 Kor. 5,7. ↩

  8. Apg. 2. ↩

  9. Vgl. Apg. 5,15, wo freilich nur von einem Kranken die Rede ist. ↩

  10. Apg. 2,41; 4,4. ↩

  11. Matth. 19,21; Luk. 18,22; vgl. ebd. 12,33. ↩

  12. Apg. 2,45. ↩

  13. Ebd. 2,42; 2,44; 4,32. ↩

  14. Ebd. 3,1ff. ↩

  15. Ebd. 8,3; 9,1. ↩

  16. Apg. 9,3ff.; 13,2f. ↩

  17. Ebd. 24,17; 1 Kor. 16; 2 Kor. 8 u. 9. ↩

  18. Ebd. 28,16; Ps. 117,22. ↩

  19. Matth. 10,16; Luk. 10,3. ↩

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De catechizandis rudibus Compare
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Méthode pour enseigner aux catéchumènes les éléments du Christianisme Compare
On the Catechising of the Uninstructed Compare
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On the Catechising of the Uninstructed - Introductory Notice

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