Übersetzung
ausblenden
Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)
1. Kapitel
S. 13 1. Du hast mich gebeten, Bruder Deogratias, dir für deinen Gebrauch einen Leitfaden zur Einführungskatechese für Nichtchristen zu schreiben. Wie du sagtest, führt man in Karthago, wo du Diakon bist, immer wieder Leute zu dir, die einen ersten Einblick in den christlichen Glauben erhalten möchten, weil man dich für einen besonders begabten Katecheten hält, sowohl wegen deiner Kenntnis der Glaubenslehre wie auch wegen der gewinnenden Art deines Vortrags.1 Nun leidest du aber nach deiner Aussage fast ständig unter der quälenden Unsicherheit, wie denn die Kernpunkte des christlichen Glaubens in geeigneter Form zu vermitteln sind: wo etwa die historische Darstellung2 einzusetzen hat und wie weit sie zu führen ist, ob man im Anschluß an die historische Darstellung eine Ermahnung mitgeben soll oder ob man sich auf die Erwähnung der Gebote beschränken kann, die der Zuhörer befolgen muß, um den Normen des christlichen Glaubens und des christlichen Bekenntnisses mit Sicherheit zu genügen. Im weiteren hast du bedauernd eingestanden, daß du dir im Verlauf eines langen und zähfließenden Vortrags selber immer wieder oberflächlich und langweilig vorkamst; was müsse da erst jener empfunden haben, den du mit deinen Worten in den Glauben einführtest, und die übrigen Zuhörer, die mit dabei waren.3 Diese unbefriedigende Situation S. 14 habe dich gedrängt, deinerseits unter Berufung auf die Liebe, die ich dir schulde, mich zu drängen, ungeachtet all meiner anderen Verpflichtungen, ohne mich zu sträuben, auf diese Thematik einzugehen.
2. Ich aber schulde nicht nur dir als Freund, sondern auch der Mutter Kirche in ihrer Gesamtheit Liebe und Ergebenheit. Beides verpflichtet mich, die Aufgabe vorbehaltlos und ohne Zögern, mit Einsatzfreude und Hingabe zu übernehmen, wenn der Herr mir befiehlt, meine Brüder, die er selber mir zu Brüdern machte, mit meiner Hilfeleistung zu unterstützen; er ist es ja, der mir in seiner Freigebigkeit ermöglicht, sie zu erbringen. Je mehr es mir nämlich daran liegt, daß das Geld des Herrn4 in Umlauf kommt, desto mehr bin ich verpflichtet, alles in meinen Kräften Liegende zu tun, wenn ich merke, daß die Schatzverwalter, die mit mir denselben Dienst verrichten,5 bei dieser Aufgabe in Schwierigkeiten geraten, damit sie ohne Mühe und unbehindert das zu Ende bringen können, was sie mit Eifer und Einsatz anstreben.
-
Sermo ist mit »Vortrag« nur annähernd wiedergegeben. Der Begriff kann auch den gesamten Gesprächsablauf bezeichnen (vgl. 23). ↩
-
Die Bedeutung »historische Darstellung« für narratio hat P. Siniscalco, Christum narrare et dilectionem monere, herausgearbeitet. ↩
-
Augustinus setzt voraus, daß beim Gespräch auch Drittpersonen anwesend sein können (vgl. 19). ↩
-
Unter pecunia dominica ist hier wie in 22 die Lehre des Herrn gemeint, vgl. R. Bogaert, art. Geld (Geldwirtschaft): RAC 9 (1976) 797-907, bes. 898. ↩
-
Conservus (Mitknecht) betont die Gleichheit von Bischof und Diakon im Dienst des Glaubens. ↩
Übersetzung
ausblenden
Vom ersten katechetischen Unterricht (BKV)
1. Kapitel: Einleitung. Die Veranlassung des hl. Augustinus zur Abfassung des vorliegenden Werkes
S. 233 1. Mein Bruder Deogratias, du hast mich gebeten, dir einiges zu schreiben, was du für den ersten katechetischen Unterricht1 gebrauchen könntest. Wie du nämlich sagst, bringt man dir in Karthago, wo du Diakon bist, gar oft Leute, die den allerersten Einführungsunterricht ins Christentum erhalten müssen; denn wegen deiner gründlichen theologischen Kenntnisse und wegen deines anziehenden Vortrages hält man dich für einen ganz besonders geeigneten Katecheten. Wie du aber erklärst, bist du fast immer darüber in Verlegenheit, wie du das, was wir glauben müssen, um Christen zu sein, einem am besten beibringen kannst, von wo du ausgehen und wie weit du in deiner Darlegung kommen sollst, ob man an die Darlegung auch noch eine Ermahnung anschließen soll oder ob man sich einfach auf die Gebote beschränken dürfe, deren Beobachtung sich dem Schüler als wesentlicher Inhalt des christlichen Lebens und Bekenntnisses darstellen muß. Ferner bekennst und klagst du, du seiest dir gar oft wegen deiner langen und trockenen Vorträge selber überdrüssig und zuwider, um S. 234von dem gar nicht zu reden, dem dein Vortrag galt oder von den anderen, die als Zuhörer zugegen waren. Diese Not sei denn auch daran schuld, daß du mich bei meiner Liebe zu dir darum batest, ich solle mich doch durch meine Berufsgeschäfte nicht davon abhalten lassen, dir über diesen Gegenstand das eine oder andere zu schreiben.
2. Ich für meine Person fühle mich nun nicht bloß von meiner Freundschaft zu dir, sondern überhaupt auch durch das Gefühl der Liebe und das Bewußtsein der Verpflichtung zu unserer Mutter, der Kirche, gedrängt, keine Aufgabe zurückzuweisen, sondern sie vielmehr gerne und freudig zu übernehmen, wenn mich der Herr mit der Arbeitskraft, die mir dank seiner Freigebigkeit zur Verfügung steht, meine gottbestellten Brüder unterstützen heißt. Je mehr ich also wünsche, das vom Herrn erhaltene Talent möge weiter segensreich wirken, um so mehr muß ich, sobald ich sehe, daß meine Mitarbeiter in der Verteilung des Almosens [der christlichen Unterweisung in den göttlichen Wahrheiten] auf Schwierigkeiten stoßen, nach Möglichkeit dazu mitwirken, daß sie das mit Leichtigkeit und Gewandtheit ausführen können, wozu es ihnen nicht an Eifer und gutem Willen gebricht.
-
Das vorliegende Schriftchen ist dem Anfangs- oder Einführungsunterricht ins Christentum gewidmet [De catechizandis rudibus]. Unter „rudis“ versteht man nach dem Sprachgebrauch der ersten christlichen Zeit den in der christlichen Lehre noch völlig unerfahrenen Neuling; rudis ist nicht allein der ungebildete, niedere Mann aus dem Volke, sondern auch der Durchschnittsgebildete, der die üblichen Schulen durchgemacht hat, der auf seine Bildung stolze und im Urteil absprechende Bildungsphilister, der aber vom Christentum noch nichts weiß. [Drews bei Krüger, a.a.O. IVf.] ↩