Edition
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Apologeticum
XIII.
[1] Sed nobis dei sunt, inquis. Et quomodo vos e contrario impii et sacrilegi et inreligiosi erga deos vestros deprehendimini, qui, quos praesumitis esse, neglegitis, quos timetis, destruitis, quos etiam vindicatis, inluditis? [2] Recognoscite si mentior. Primo quidem, cum alii alios colitis, utique quos non colitis, offenditis. Praelatio alterius sine alterius contumelia non potest procedere, quia nec electio sine reprobatione. [3] Iam ergo contemnitis quos reprobatis, quos reprobando offendere non timetis. Nam, ut supra praestrinximus, status dei cuiusque in senatus aestimatione pendebat. Deus non erat quem homo consultus noluisset et nolendo damnasset. [4] Domesticos deos, quos Lares dicitis, domestica potestate tractatis pignerando, venditando, demutando aliquando in caccabulum de Saturno, aliquando in trullam de Minerva, ut quisque contritus atque contusus est, dum diu colitur, ut quisque dominus sanctiorem expertus est domesticam necessitatem. [5] Publicos aeque publico iure foedatis, quos in hastario vectigales habetis. Sic Capitolium, sic olitorium forum petitur; sub eadem voce praeconis, sub eadem hasta, sub eadem adnotatione quaestoris divinitas addicta conducitur. [6] Sed enim agri tributo onusti viliores, hominum capita stipendio censa ignobiliora (nam hae sunt notae captivitatis), dei vero qui magis tributarii, magis sancti, immo qui magis sancti, magis tributarii. Maiestas quaesturia efficitur. Circuit cauponas religio mendicans. Exigitis mercedem pro solo templi, pro aditu sacri. Non licet deos gratis nosse; venales sunt.
[7] Quid omnino ad honorandos eos facitis quod non etiam mortuis vestris conferatis? Aedes proinde, aras proinde. Idem habitus et insignia in statuis. Ut aetas, ut ars, ut negotium mortui fuit, ita deus est. Quo differt ab epulo Iovis silicernium? a simpulo obba? ab haruspice pollinctor? Nam et haruspex mortuis apparet.
[8] Sed digne imperatoribus defunctis honorem divinitatis dicatis, quibus et viventibus eum addicitis. Accepto ferent dei vestri, immo gratulabuntur, quod pares eis fiant domini sui. [9] Sed cum Larentinam publicum scortum, velim saltim Laidem aut Phrynen, inter Iunones et Cereres et Dianas adoretis, cum Simonem Magum statua et inscriptione Sancti Dei inauguratis, cum de paedagogiis aulicis nescio quem synodi deum facitis, licet non nobiliores dei veteres tamen contumeliam a vobis deputabunt hoc et aliis licuisse quod solis antiquitas contulit.
Traduction
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Apologetikum (BKV)
13. Kap. Dafür spricht auch deren Behandlung seitens ihrer Verehrer selbst und die Art der Verehrung.
„Aber uns gelten sie als Götter“, sagst du. Und wie gottlos, wie sakrilegisch, wie irreligiös gegen diese Götter werdet ihr nun im Gegensatz zu uns erfunden, so nämlich, daß ihr diejenigen vernachlässigt, deren S. 78/424 Existenz ihr behauptet, diejenigen zerstört, die ihr fürchtet, diejenigen verspottet, deren Verletzung ihr sogar vor Gericht ahndet1. Widerlegt mich, wenn ich lüge. Erstens, da die einen unter euch diese, die ändern jene verehren, so beleidigt ihr jedenfalls die unter ihnen, welche ihr nicht verehrt. Die Bevorzugung des einen kann es nicht geben ohne Schimpf für den ändern, wie es keine Wahl gibt ohne Verwerfung. Ihr verachtet einmal schon die, welche ihr zurücksetzt und die ihr durch eure Zurücksetzung doch nicht zu beleidigen fürchtet. Denn wie wir oben tadelnd bemerkt haben, hing die Stellung eines jeden Gottes von der Prüfung des Senats ab. Der wäre kein Gott geworden, den ein darum befragter Mensch nicht gemocht und durch sein Nichtwollen verworfen hätte. Die Häusgötter, die ihr Laren nennt, behandelt ihr auch mit Hausherrngewalt durch Verpfänden, Verkaufen, und indem ihr bald aus dem Saturn ein Kochtöpfchen, bald aus der Minerva einen Schöpflöffel macht, je nachdem ein jeder infolge der langen Verehrung zerbrochen oder zerstoßen ist, je nachdem man den häuslichen Bedarf für höher und heiliger erachtet als den Gott. Die öffentlichen Götter beschimpft ihr in gleicher Weise öffentlich; sie bringen euch im Auktionslokal Geld ein. Man geht nach dem Kapitol wie nach dem Gemüsemarkt; unter einem und demselben Rufe des Zuschlägers, unter demselben Hammer, unter demselben Anschreiben durch den Quästor wird die Gottheit dem Meistbietenden zugeschlagen. Grundstücke jedoch, mit einer Abgabe belastet, sind S. 79/425 wohlfeiler, die mit einer Kopfsteuer belegten Menschen verlieren an Achtung -- denn das sind Kennzeichen desVerlustes der Freiheit --, die Götter hingegen sind, je mehr besteuert, um so heiliger, oder besser gesagt, je heiliger, desto mehr besteuert. Die göttliche Majestät, wird zum Gegenstand des Schachers gemacht, die Religion geht bettelnd in den Schenken umher. Ihr fordert Bezahlung für den Grund und Boden des Tempels, für das Betreten des Heiligtums; man kann die Götter nicht ohne Bezahlung kennen lernen; sie sind nur für Geld zu haben. Was tut ihr denn überhaupt zu ihrer Ehre, was ihr nicht auch euren Verstorbenen widmet? Tempel hier wie dort,“ Altäre hier wie dort. Dieselbe Tracht, die gleichen Abzeichen an den Statuen. Wie das Alter, das Handwerk oder Geschäft des Verstorbenen war, so ist auch der Gott2. Unterscheidet sich etwa das Totenmahl von einem Festschmaus des Jupiter, das Trankgeschirr bei den Totenlibationen von dem bei dem Opfern, der Haruspex vom Leichenreiniger? Denn auch der Haruspex versieht Dienste bei den Verstorbenen. Eine würdige Einrichtung ist es da noch, daß ihr den verstorbenen Kaisern göttliche Ehre zuerkennt, da ihr sie ihnen ja auch schon bei Lebzeiten zollt. Das wird eure Götter freuen, ja sie werden sich gratulieren, daß ihre Herren ihnen nun gleich werden. Aber, daß ihr die Larentina, eine öffentliche Dirne -- ich wünschte, ihr nähmet wenigstens noch die Lais und Phryne3 hinzu --, mit der Juno, Ceres und Diana anbetet, daß ihr den Simon Magus mit einer Statue und der Inschrift: „Sanctus Deus“ beehrt habt4, daß ihr einen, ich weiß nicht welchen Günstling5 aus den Knabeninstituten des S. 80/426 Kaiserhofes zum Gott macht, das werden euch eure alten Götter, obwohl sie um nichts nobler sind, denn doch als eine angetane Beschimpfung anrechnen, daß das auch einem ändern erlaubt gewesen sein soll, was sie für sich allein von Alters her in Anspruch nehmen.
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Dieser Satz hängt mit dem Schlußgedanken des vorhergehenden Kapitels eng zusammen. Et quomodo vos e contrario drückt den Gegensatz des Verhaltens der Heiden zum Verhalten der Christen aus. Jene sind es, die sich des wahren crimen laesae religionis schuldig machen. Sie mißachten die Götter, obwohl sie ihre Existenz behaupten. Die Christen verehren sie nicht, weil sie von ihrer Nichtexistenz überzeugt sind, Vgl. ad nat. I, 10 (75/5), wo der hier kurz ausgedrückte Gedanke und die Verschiedenheit des heidnischen und christlichen Verhaltens zu den (lottern weiter ausgeführt ist. Der Satz: Et quomodo etc. ist also we oben zu übersetzen und mit F ist zu lesen: „ut, quos praesumitis esse, neglegatis“ etc. ↩
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Vgl. die Ausführung ad nat. I, 10 (77/14): easdem statuis inducitis formas (bei den Verstorbeneu und bei den Göttern), ut cuique ars, aut negotium, aut aetas fuit: senex de Saturno, imberbis de Apolline, virgo de Diana figuratur etc. ↩
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Griechische Dirnen. ↩
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Eine Verwechselung mit dem Gott Semo Sancus, die sich, schon bei Justin Apol. I, 26 findet. ↩
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Die Lesart synodi (F cinhothi) deum ist schwer zu erklären. Andere schlagen vor cynaedum, cinaedum. T. denkt an, Antinous, den Hadrian unter die Götter versetzte. ↩