Traduction
Masquer
Über die Ehrbarkeit (BKV)
17. Kap. Auch in seinen übrigen Briefen äußert sich der Apostel Paulus über die. Unzuchtsvergehen in einem so strengen Tone, daß man sieht, er will, der Christ soll ein für allemal mit ihnen gebrochen haben. Das heißt soviel, als er erklärt den Ehebruch für unvergebbar.
Fordere die apostolische Schlachtreihe heraus! Blicke hin auf seine Briefe: sie kämpfen sämtlich für die Ehrbarkeit, für die Keuschheit, für die Heiligkeit; alle werfen ihre Geschosse gegen die Werke der Ausschweifung, Geilheit und Wollust, Was schreibt er an die Thessalonicher? „Unsere Aufmunterung kommt nicht aus Irrwahn, noch aus Unlauterkeit”, und „das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr euch enthaltet von der Hurerei, jeder von euch wisse sein Gefäß zu besitzen in Heiligkeit und Anstand, nicht in der Lust der Begierde, wie die Heiden, welche Gott nicht kennen”1. Was bekamen die Galater zu lesen? „Die Werke des Fleisches sind offenbar.” Welche denn? Voran stellt er die Hurerei, Unreinheit und Geilheit, „in Betreff derer ich euch verkündige, wie ich euch bereits verkündigt habe: die, welche solches tun, werden das Reich Gottes nicht ererben”2.
Die Römer aber, was sollen sie vor allem lernen, als gerade Gott nach Annahme des Glaubens nicht mehr zu S. 443 verlassen, „Was also wollen wir sagen? Sollen wir beharren in der Sünde, damit die Gnade um so reichlicher werde? Das sei fern! Wir sind der Sünde abgestorben, wie könnten wir noch in ihr leben? Oder wisset ihr nicht, daß wir, die wir getauft sind, auf Christus, auf seinen Tod getauft sind? Wir sind also durch die Taufe mit ihm begraben in den Tod, damit, wie Christus von den Toten auferstanden ist, auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln. Denn, wenn wir mit ihm begraben sind in Verähnlichung seines Todes, so werden wir es auch sein in seiner Auferstehung, wissend, daß unser alter Mensch mit ihm ist gekreuzigt worden. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir auch, daß wir mit ihm leben werden, wissend, daß Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt und der Tod nicht mehr herrscht über ihn. Denn was er gestorben, ist er der Sünde gestorben ein für allemal, was er aber lebt, lebt er für Gott. Daher erachtet auch euch selbst als solche, die abgestorben sind der Sünde, aber für Gott leben durch Christus Jesus”3, Da also Christus ein für allemal gestorben ist, so kann niemand, der nach Christus gestorben ist4, der Sünde und noch dazu einer so großen wieder aufleben. Oder aber, wenn Hurerei und Ehebruch abermals könnten Einlaß erhalten, so wäre es auch möglich, daß Christus abermals stürbe.
Der Apostel fährt fort mit seinen Verboten, daß die Sünde in unserem sterblichen Leibe herrschen soll, dessen Fleischesschwäche er kennen gelernt hatte. „Wie ihr eure Glieder dargeboten habt, zu dienen der Unzucht und Gottlosigkeit, so bietet sie nun auch dar für den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligkeit”5, Wenn er auch in Abrede gestellt hatte, „daß etwas Gutes in seinem Fleische wohne”6, so war das nach dem Gesetz des Buchstabens geschehen, in dem er gelebt hatte; nach dem Gesetz des Geistes aber, an das er uns weist, sagt er: „Das Gesetz des Geistes des Lebens hat mich frei S. 444 gemacht vom Gesetze der Sünde und des Todes”7. Obwohl es zum Teil den Anschein hat, als wenn er vom Standpunkte des Judentums aus spräche, so richtet er doch die sittlichen Vorschriften in ihrer Vollständigkeit und Vollkommenheit an uns, um derentwillen Gott, da wir unter dem Gesetz uns abmühten, „seinen Sohn im Fleische sendete, in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde, und wegen der Sünde verdammte er die Sünde im Fleische, damit das Recht des Gesetzes an uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln. Denn die, welche nach dem Fleische wandeln, sinnen auf das, was des Fleisches ist, und die nach dem Geiste auf das, was des Geistes ist”8. Die Gesinnung des Fleisches bezeichnete er als Tod, sodann als Feindschaft gegen Gott. „Die, welche im Fleische leben”, sagt er, d. h. in der Gesinnung des Fleisches, „können Gott nicht wohlgefällig sein”, und „wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben”9. Was verstehen wir unter fleischlicher Gesinnung und fleischlichem Leben anders als die Dinge, welche man sich schämt, auszusprechen? Sonstige Dinge, die das Fleisch angehen, hätte auch der Apostel mit ihrem Namen benannt.
Ebenso rückt er den Ephesern die Vergangenheit vor und ermahnt sie für die Zukunft. „In solchen Dingen sind auch wir gewandelt, tuend nach den Begierden und Lüsten des Fleisches”10. Er beschuldigt endlich jene, welche abgeleugnet hatten, nämlich Christen zu sein, der Undankbarkeit11, weil sie sich Werken jeglicher Unreinheit hingegeben hatten, und sagt: „Ihr aber, ihr habt Christum nicht so kennen gelernt”12. Und wiederum, wenn er sagt: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr”13, verschweigt er14: Wer bisher ein Ehebrecher S. 445 war, der breche die Ehe nicht mehr, und wer ein Hurer war bisher, der hure nicht mehr. Dies nämlich hätte er sicher hinzugefügt, wenn er die Gewohnheit gehabt hätte, solchen Verzeihung zu gewähren, oder gewollt hätte, daß sie ihnen überhaupt gewährt werden solle, er, der, weil er nicht wollte, daß man sich auch nur mit einem Worte beflecke, sagt: „Keine schändliche Rede gehe hervor aus deinem Munde”15, und ebenso: „Hurerei und jegliche Unreinheit soll unter euch nicht einmal genannt werden, wie es bei Heiligen sich geziemt” -- um wieviel weniger würde er für das Begehen derselben eine Entschuldigung zulassen --, „die da wissen, daß kein Hurer oder Unreiner das Reich Gottes besitzen wird. Niemand verführe euch mit leeren Worten! Deswegen kam der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens”16. Wer verführt denn mit leeren Worten, wenn nicht der, der predigt, daß der Ehebruch nachlaßbar sei, und dabei nicht einmal bedenkt, daß vom Apostel auch die Fundamente desselben zerstört wurden, indem er der Trunkenheit und Schlemmerei die Zügel anlegt, wie z. B. aa der unmittelbar folgenden Stelle: „Wollet euch nicht berauschen mit Wein, worin Unkeuschheit ist”17. Er zeigt auch den Kolossern, welche Glieder sie töten sollen auf Erden: „Die Hurerei, Unreinheit, Geilheit, böse Begierlichkeit und Zotenreißerei”18.
Gib doch nun nach allen diesen zahlreichen Aussprüchen den Satz auf, an dem du festhältst! Das S. 446 Wenige wird durch das Viele, das Unsichere durch das Gewisse, das Undeutliche durch das Deutliche in den Schatten gestellt. Wenn es auch sicher wäre, daß der Apostel jenem Korinther die Hurerei verziehen hätte, so wäre das nur ein zweiter Beleg dafür, daß er für einmal den Zeitumständen entsprechend gegen seine eigene Anordnung gehandelt hat. Er beschnitt ja auch den einzigen Timotheus, und doch schaffte er die Beschneidung ab.
-
1 Thess. 2, 3; 4, 3. ↩
-
Gal. 5, 19 ff. ↩
-
Rom. 6, 1--11. ↩
-
d. h. getauft worden ist. ↩
-
Rom. 6, 19. ↩
-
Ebd. 7, 18. ↩
-
Rom. 8, 2. ↩
-
Ebd. 8, 3-5. ↩
-
Ebd. 8, 6. 7; 8, 13. ↩
-
Eph. 2, 3. ↩
-
ingratia nach der Konjektur von Rauschen. ↩
-
Eph. 4, 20. ↩
-
Ebd. 4, 28. ↩
-
Nach der gewöhnlichen Lesart lautet der Text: Et iterum sic dicit: „Qui furabatur, iam non furetur”, sed et: qui moechabatur hactenus, non moechetur etc. Kellner übersetzte „sed et” mit „aber auch”, de Labriolle mit „donc que”, was unmöglich richtig sein kann. Um der Schwierigkeit zu entgehen, schlug van der Vliet vor, statt „sed et” zu lesen „sed non et”, was auch Rauschen annahm. Gangneius überlieferte statt „sie dicit” „si dicit”, was beizubehalten ist; statt „sed et” wird zu lesen sein „silet” = er verschweigt, läßt aus. Dies wird gefordert 1) durch das folgende: Adiecisset enim et haec; 2) durch den Grund, den T. dafür anführt, daß der Apostel diese Worte nicht anführte: Fornicatio . . . ne nominetur quidem inter vos. ↩
-
Eph. 4. 29. ↩
-
Ebd. 5, 3 ff. ↩
-
Ebd. 5, 18. ↩
-
Kol. 3, 5. ↩
Edition
Masquer
De Pudicitia
XVII.
[1] Prouoca ad apostolicam aciem, aspice epistulas eius, omnes pro pudicitia, pro castitate, pro sanctitate praetendunt, omnes in luxuriae et lasciuiae et libidinis negotia iaculantur. [2] Quid denique et Thessalonicensibus scribit? Aduocatio enim nostra non ex seductione nec ex immunditia, et: Haec est uoluntas Dei, sanctimonia uestra, abstinere uos a fornicatione, scire unumquemque uas suum possidere in sanctimonia et bonore, non in libidine concupiscentiae, sicut nationes, quae Deum ignorant. [3] Quid Galatae legunt? Manifesta sunt opera carnis. Quaenam ista? In primis posuit fornicationem immunditiam lasciuiam, quae praedico uobis, sicut praedixi, quod qui talia agunt, regnum Dei non sunt consecuturi hereditati. [4] Romani uero quid magis discunt quam non derelinquere Dominum post fidem? Quid ergo dicimus? Perseueremus in delinquentia, ut superet gratia? Absit. Qui mortui sumus delinquentiae, quomodo uiuemus in ea adhuc? [5] An ignoratis, quod, qui tincti sumus in Christo, in mortem eius sumus tincti? Consepulti ergo illi sumus per baptismum in mortem, ut, sicut Christus resurrexit a mortuis, ita et nos in nouitate uitae incedamus. [6] Si enim consepulti sumus simulacro mortis eius, sed et resurrectionis erimus, hoc scientes quod uetus homo noster confixus est illi. Si autem mortui sumus cum Christo, credimus quod et conuiuemus cum illo, scientes quod Christus suscitatus a mortuis iam non moriatur, mors non iam dominetur eius. [7] Quod enim mortuus est delinquentiae, mortuus est semel. Quod autem uiuit, Deo uiuit. Ita et uos reputate uosmetipsos mortuos quidem delinquentiae, uiuentes autem Deo per Christum Iesum. [8] Igitur semel Christo mortuo nemo potest, qui post Christum mortuus, delinquentiae, et maxime tantae, reuiuiscere. Aut si possit fornicatio et moechia denuo admitti, poterit et Christus denuo mori.
[9] Instat autem apostolus prohibens regnare delinquentiam in corpore nostro mortali, cuius infirmitatem carnis nouerat. Sicut enim exhibuistis membra uestra famula immunditiae et iniquitati
[14] Proinde et Ephesiis pristina reputans de futuro monet: In quibus et nos conuersati sumus facientes concupiscentias et uoluptates carnis. Notans denique illos qui se negassent, scilicet Christianos, eo quod se tradidissent in operationem immunditiae omnis, uos autem, inquit, non sic didicistis Christum. [15] Et iterum si dicit: Qui furabatur, iam non furetur, silet qui moechabatur hactenus, non moechetur, et qui fornicabatur hactenus, non fornicetur. Adiecisset enim et haec, si talibus ueniam porrigere consuesset uel porrigi omnino uoluisset, qui nec uerbo pollui uolens. [16] Omnis, inquit, sermo turpis non procedat ex ore uestro. Item: Fornicatio autem et immunditia omnis ne nominetur quidem inter uos, sicut decet sanctos, tanto abest ut excusetur, hoc scientes, quod omnis fornicator aut immundus non habeat Dei regnum. Nemo uos seducat inanibus uerbis. Propter hoc uenit ira Dei super filios incredulitatis. [17] Quis seducit inanibus uerbis, nisi qui contionatur remissibilem esse moechiam? Non intuens etiam fundamenta eius ab apostolo effossa, cum ebrietates et comessationes compescit, sicut et hic : Et nolite inebriari uino, in quo est luxuria. [18] Demonstrat et Colossensibus, quae membra mortificent super terram, fornicationem immunditiam libidinem concupiscentiam malam et turpiloquium.
Concede iam tot ac talibus sententiis unum illud quod tenes. Pauca multis, dubia certis, obscura manifestis adumbrantur. [19] Etiam si pro certo apostolus Corinthio illi fornicationem donasset, esset aliud, quod semel contra institutum suum pro ratione temporis fecerat. Circumcidit Timotheum solum et tamen abstulit circumcisionem.