• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Tertullian (160-220) De pudicitia

Übersetzung ausblenden
Über die Ehrbarkeit (BKV)

18. Kap. Wenn die Psychiker einwenden, die angeführten Schriftstellen hätten nicht die ihnen hier beigelegte Tragweite, so gibt es noch viele andere Stellen, in welchen der Ehebruch speziell und namentlich verdammt wird. Ehebrecher dürfen daher die Kirchengemeinschaft niemals wieder erhalten, obwohl sie zur Buße zuzulassen sind und Buße tun sollen.

Allein diese Aussprüche zielen, so sagt er, dahin, jegliche Unzucht zu untersagen und vollständige Keuschheit zu diktieren, wobei jedoch für die Verzeihung Raum gelassen wird. Letztere ist nicht sofort versagt, wenn gegen die Vergehungen eine Verdammung ausgesprochen wird, da ja die Zeit für die Verzeihung mit der Verdammung konkurriert, und letztere durch sie aufgehoben wird1. -- Es konnte nicht ausbleiben, daß die Psychiker auch auf diesen Gedanken verfielen; daher haben wir für diesen Abschnitt die Auseinandersetzung der Bestimmungen aufgespart, welche klar und deutlich gegen eine Erteilung der Kirchengemeinschaft in solchen Fällen, selbst in der alten Zeit, getroffen worden sind2.

Schon in den Sprichwörtern Salomos, welche wir παροιμίαι nennen, heißt es speziell vom Ehebruch als von etwas nicht wieder gut zu Machendem: „Der S. 447 Ehebrecher bringt durch Niedrigkeit seiner Gedanken Verderben über seine Seele; Unehre und Schande warten seiner. Seine Schmach wird nicht vertilgt in Ewigkeit; denn der eifernde Grimm schont nicht des Mannes am Tage des Gerichts”3. Wenn du der Ansicht sein solltest, dieser Ausspruch beziehe sich auf die Heiden, so hast du sicher von Isaias hinsichtlich der Gläubigen den Ausspruch vernommen: „Ziehet aus aus ihrer Mitte, sondert euch ab und rühret Unreines nicht an”4. Du findest im Anfang der Psalmen: „Selig der Mann, der nicht geht zum Rate der Gottlosen, noch auf dem Wege der Sünder steht und auf dem Stuhle des Verderbens nicht sitzt”5. Nachher heißt es da: „Ich habe nicht gesessen in der Ratsversammlung der Toren und werde nicht eingehen zu den Übeltätern, ich haßte die Versammlung der Übeltäter, und bei den Gottlosen werde ich nicht sitzen” und „ich will mit den Unschuldigen meine Hände waschen und zu Deinem Altar hinzutreten, o Herr”6, einer so gut wie mehrere; denn es heißt auch: „Mit dem Heiligen wirst du heilig und mit dem unschuldigen Manne wirst du unschuldig sein; mit dem Auserwählten wirst du auserwählt und mit dem Verkehrten verkehrt sein”7. Und anderswo heißt es: „Zu dem Sünder spricht der Herr: Warum verkündigest du meine Gerechtigkeiten und nimmst in den Mund meinen Bund? Wenn du einen Dieb sähest, so liefest du mit ihm und machtest Gemeinschaft mit den Ehebrechern”8. Aus diesen Quellen Belehrung schöpfend, sagt der Apostel: „Ich habe euch auch geschrieben, ihr solltet mit Hurern nicht umgehen, natürlich nicht mit Hurern dieser Welt” usw., „sonst müßtet ihr ja aus der Welt hinausgehen. Jetzt aber schreibe ich euch: Wenn bei euch einer ein Mitbruder heißt, der ein Hurer oder Götzendiener ist” -- wie sind sie doch so eng verbunden! -- „oder ein Betrüger” -- denn was ist so nahe miteinander S. 448 verwandt! -- usw., „mit solchen sollt ihr gemeinschaftlich nicht einmal Speise nehmen” -- geschweige denn die Eucharistie, -- „denn auch ein wenig Sauerteig verdirbt die ganze Masse”9. Ebenso schreibt er an Timotheus: „Lege niemandem vorschnell die Hände auf und nimm nicht teil an fremden Sünden”10, ebenso an die Epheser: „Wollet nicht ihre Mitgenossen sein; denn ihr wäret einmal auch Finsternis”11. Noch eindringlicher ist folgendes: „Wollet nicht teilnehmen an den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr überwindet sie! Denn was in der Verborgenheit von ihnen geschieht, ist schimpflich auch nur auszusprechen”12. Was ist schimpflicher als Unkeuschheiten? Wenn er den Thessalonichern gebietet, sich einem dem Müßiggange ergebenen Bruder zu entziehen13, um wieviel mehr noch einem Hurer!

Das sind die Ratschläge Christi, der die Kirche liebt, „der sich für sie dahingegeben hat, auf daß er sie heilige, sie reinigend durch das Bad des Wassers in seinem Wort, und sich eine Gemeinde in Herrlichkeit herstelle ohne Makel und Runzel” -- natürlich nach dem Bade, -- „damit sie heilig sei und ohne Fehl”14, von da an natürlich ohne Runzel des Alters, wie eine Jungfrau, ohne Makel der Hurerei, wie eine Braut, ohne die Schande der Gemeinheit, wie eine Gereinigte.

Wie, wenn du nun auf die Idee verfielest, uns auch hier zur Antwort zu geben, es werde allerdings den Sündern, vor allem den durch fleischliche Vergehen Befleckten, die Kirchengemeinschaft genommen, aber nur für jetzt, sie sei ihnen indes, wohlgemerkt, infolge des Wetteifers der Buße15 wieder zurückzugeben, wie es der Barmherzigkeit Gottes entspreche, gemäß der er lieber die Buße des Sünders will als seinen Tod. -- Dieses Fundament eurer Anschauung muß nämlich bis S. 449 auf den Grund zusammengeschlagen werden. Wir behaupten daher, wenn es der göttlichen Milde angemessen gewesen wäre, den Erweis derselben auch den nach der Annahme des Glaubens Gefallenen zu gewähren, so würde sich der Apostel in folgender Weise ausgedrückt haben: Wollet nicht Gemeinschaft haben mit den Werken der Finsternis -- außer wenn sie Buße getan haben, und mit solchen Leuten sollt ihr nicht einmal Speise genießen -- außer nachdem sie sich vor den Brüdern am Boden gewälzt und ihnen die Schuhe abgeputzt haben, und wer den Tempel Gottes verunehrt hat, den wird Gott verderben -- außer wenn er in der Kirche die Asche von allen Kochherden für seinen Kopf verbraucht hat. Denn er hätte für das, was er verdammte, ebenfalls die genaue Bestimmung beigeben müssen, für wie lange und unter welcher Bedingung er es verdammte, falls seine Strenge im Verdammen wirklich nur eine zeitweilige und bedingte, keine dauernde war. Da er nun aber in allen seinen Briefen, und zwar nach Annahme der Taufe die Zulassung solcher Leute untersagt und die Zugelassenen aus der Gemeinschaft stößt, ohne alle Hoffnung auf irgendeine Bedingung oder Frist, so steht er mehr auf seiten unserer Ansicht und gibt zu erkennen, jene Buße, welche vor Annahme des Glaubens, vor der Taufe stattfindet, sei dem Herrn willkommener und gelte für besser als der Tod des Sünders, welch letzterer einmal16 abzuwaschen ist durch die Gnade Christi, der auch nur einmal für unsere Sünden den Tod erlitten hat.

Dies statuiert der Apostel auch an seiner eigenen Person. Er sagt nämlich, Christus sei zu dem Zwecke gekommen, die Sünder zu erretten, „deren erster er selbst gewesen sei”, und was fügt er hinzu? „Ich habe Barmherzigkeit gefunden, da ich in Unwissenheit gehandelt habe, im Unglauben”17. So bezieht sich denn jene Milde Gottes, welche lieber die Bekehrung des Sünders will als seinen Tod, auf die noch Unwissenden und Ungläubigen, um deren Erlösung willen Christus gekommen ist, nicht auf die, welche Gott bereits S. 450 erkahnt und die Geheimnisse des Glaubens kennen gelernt haben. Wenn nun Unwissenden und Ungläubigen die Nachsicht Gottes zugute kommt, dann zieht sicherlich die Buße die Nachsicht auf sich herab, unbeschadet übrigens jener Art der Buße, die nach Annahme des Glaubens stattfindet und durch welche man für die leichteren Fehler Vergebung vom Bischöfe erlangen kann, oder für die größeren und unvergebbaren von Gott allein.


  1. quando veniae tempus eum damnatione concurrat quam excludit wird unrichtig übersetzt: „Da im Punkte der Verdammung noch die Zeitfrage hinzutritt.” Andere wollen lesen : non concurrat, was falsch ist. Concurro steht hier im juristischen Sinne, wie z. B. die für die Zahlung einer Schuldsumme festgesetzte Zeit konkurriert mit einer bis dahin zu erbringenden. Leistung. Veniae tempus ist also die für Erlangung der Verzeihung gegebene Zeit, welche mit der Zeit der Verdammung zusammenläuft, wobei die Buße mit der Strafe wetteifert, um letztere aufzuheben. Was hier veniae tempus genannt wird, heißt nachher in demselben Kapitel ambitus paenitentiae. Excludere ist = abrogieren, außer Kraft und Wirksamkeit setzen; vgl. z. B. adv. Marc. I, 20 (316/11), I, 1 (291/9) usw. ↩

  2. cauta sunt im juristischen Sinne, Stipulationen. Bestimmungen, die getroffen werden. ↩

  3. Spr. 6, 32 ff. ↩

  4. Is. 52, 11. ↩

  5. Ps. 1, 1. ↩

  6. Ehd. 25, 4 ff. ↩

  7. Ebd. 17, 26. 27.  ↩

  8. Ebd. 49, 16. 18. ↩

  9. 1 Kor. 5, 6. 9 ff. ↩

  10. 1 Tim. 5, 22. ↩

  11. Eph. 5, 7. ↩

  12. Ebd. 5, 11 ff. ↩

  13. 2 Thess. 3, 6. ↩

  14. Eph. 5, 25 ff. ↩

  15. vgl. S. 446 Anm. 1. ↩

  16. nämlich durch die Taufe.  ↩

  17. 1 Tim. 1, 18. ↩

Übersetzung ausblenden
On Modesty

Chapter XVIII.--Answer to a Psychical Objection.

"But these (passages)," says (our opponent), "will pertain to the interdiction of all immodesty, and the enforcing of all modesty, yet without prejudice to the place of pardon; which (pardon) is not forthwith quite denied when sins are condemned, since the time of the pardon is concurrent with the condemnation which it excludes."

This piece of shrewdness on the part of the Psychics was (naturally) sequent; and accordingly we have reserved for this place the cautions which, even in the times of antiquity, were openly taken with a view to the refusing of ecclesiastical communion to cases of this kind.

For even in the Proverbs, which we call Paroemiae, Solomon specially (treats) of the adulterer (as being) nowhere admissible to expiation. "But the adulterer," he says, "through indigence of senses acquireth perdition to his own soul; sustaineth dolors and disgraces. His ignominy, moreover, shall not be wiped away for the age. For indignation, full of jealousy, will not spare the man in the day of judgment." 1 If you think this said about a heathen, at all events about believers you have already heard (it said) through Isaiah: "Go out from the midst of them, and be separate, and touch not the impure." 2 You have at the very outset of the Psalms, "Blessed the man who hath not gone astray in the counsel of the impious, nor stood in the way of sinners, and sat in the state-chair of pestilence;" 3 whose voice, 4 withal, (is heard) subsequently: "I have not sat with the conclave of vanity; and with them who act iniquitously will I not enter"--this (has to do with "the church" of such as act ill--"and with the impious will I not sit;" 5 and, "I will wash with the innocent mine hands, and Thine altar will I surround, Lord" 6 --as being "a host in himself"--inasmuch as indeed "With an holy (man), holy Thou wilt be; and with an innocent man, innocent Thou wilt be; and with an elect, elect Thou wilt be; and with a perverse, perverse Thou wilt be." 7 And elsewhere: "But to the sinner saith the Lord, Why expoundest thou my righteous acts, and takest up my testament through thy mouth? If thou sawest a thief, thou rannest with him; and with adulterers thy portion thou madest." 8 Deriving his instructions, therefore, from hence, the apostle too says: "I wrote to you in the Epistle, not to be mingled up with fornicators: not, of course, with the fornicators of this world"--and so forth--"else it behoved you to go out from the world. But now I write to you, if any is named a brother among you, (being) a fornicator, or an idolater" (for what so intimately joined?), "or a defrauder" (for what so near akin?), and so on, "with such to take no food even," 9 not to say the Eucharist: because, to wit, withal "a little leaven spoileth the flavour of the whole lump." 10 Again to Timotheus: "Lay hands on no one hastily, nor communicate with others' sins." 11 Again to the Ephesians: "Be not, then, partners with them: for ye were at one time darkness." 12 And yet more earnestly: "Communicate not with the unfruitful works of darkness; nay rather withal convict them. For (the things) which are done by them in secrecy it is disgraceful even to utter." 13 What more disgraceful than immodesties? If, moreover, even from a "brother" who "walketh idly" 14 he warns the Thessalonians to withdraw themselves, how much more withal from a fornicator! For these are the deliberate judgments of Christ, "loving the Church," who "hath delivered Himself up for her, that He may sanctify her (purifying her utterly by the laver of water) in the word, that He may present the Church to Himself glorious, not having stain or wrinkle"--of course after the laver--"but (that) she may be holy and without reproach;" 15 thereafter, to wit, being "without wrinkle" as a virgin, "without stain" (of fornication) as a spouse, "without disgrace" (of vileness), as having been "utterly purified."

What if, even here, you should conceive to reply that communion is indeed denied to sinners, very especially such as had been "polluted by the flesh," 16 but (only) for the present; to be restored, to wit, as the result of penitential suing: in accordance with that clemency of God which prefers a sinner's repentance to his death? 17 --for this fundamental ground of your opinion must be universally attacked. We say, accordingly, that if it had been competent to the Divine clemency to have guaranteed the demonstration of itself even to the post-baptismally lapsed, the apostle would have said thus: "Communicate not with the works of darkness, unless they shall have repented;" and, "With such take not food even, unless after they shall have wiped, with rolling at their feet, the shoes of the brethren;" and, "Him who shall have marred the temple of God, shall God mar, unless he shall have shaken off from his head in the church the ashes of all hearths." For it had been his duty, in the case of those things which he had condemned, to have equally determined the extent to which he had (and that conditionally) condemned them--whether he had condemned them with a temporary and conditional, and not a perpetual, severity. However, since in all Epistles he both prohibits such a character, (so sinning) after believing, from being admitted (to the society of believers); and, if admitted, detrudes him from communion, without hope of any condition or time; he sides more with our opinion, pointing out that the repentance which the Lord prefers is that which before believing, before baptism, is esteemed better than the death of the sinner,--(the sinner, I say,) once for all to be washed through the grace of Christ, who once for all has suffered death for our sins. For this (rule), even in his own person, the apostle has laid down. For, when affirming that Christ came for this end, that He might save sinners, 18 of whom himself had been the "first," what does he add? "And I obtained mercy, because I did (so) ignorantly in unbelief." 19 Thus that clemency of God, preferring the repentance of a sinner to his death, looks at such as are ignorant still, and still unbelieving, for the sake of whose liberation Christ came; not (at such) as already know God, and have learnt the sacrament of the faith. But if the clemency of God is applicable to such as are ignorant still, and unbelieving, of course it follows that repentance invites clemency to itself; without prejudice to that species of repentance after believing, which either, for lighter sins, will be able to obtain pardon from the bishop, or else, for greater and irremissible ones, from God only. 20


  1. Prov. vi. 32-34. ↩

  2. Isa. lii. 11, quoted in 2 Cor. vi. 17. ↩

  3. Ps. i. 1 in LXX. ↩

  4. i.e., the voice of this "blessed man," this true "Asher." ↩

  5. Ps. xxvi. 4, 5 (in LXX. xxv. 4, 5). ↩

  6. Ps. xxvi. (xxv. in LXX.) 6, not quite exactly. ↩

  7. Ps. xviii. 25, 26 (in LXX. Ps. xviii. 26, 27), nearly. ↩

  8. Ps. l. (xlix. in LXX.) 16, 18. ↩

  9. 1 Cor. v. 9-11. ↩

  10. Ver. 6. ↩

  11. 1 Tim. v. 22. ↩

  12. Eph. v. 7, 8 ad init. ↩

  13. Vers. 11, 12. ↩

  14. 2 Thess. iii. 6. ↩

  15. Eph. v. 26, 27. ↩

  16. Comp. Jude 23 ad fin. ↩

  17. Comp. Ezek. xxxiii. 11, etc.; and see cc. ii., xxii. ↩

  18. See 1 Tim. i. 15. ↩

  19. 1 Tim. i. 13, 16. ↩

  20. See cc. iii. and xi., above. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
De Pudicitia vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
De la pudicité vergleichen
On Modesty
Über die Ehrbarkeit (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Elucidations - On Modesty

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung