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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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The City of God

Chapter 6.--That the Gods Exacted No Penalty for the Fratricidal Act of Romulus.

I add another instance: If the sins of men so greatly incensed those divinities, that they abandoned Troy to fire and sword to punish the crime of Paris, the murder of Romulus' brother ought to have incensed them more against the Romans than the cajoling of a Greek husband moved them against the Trojans: fratricide in a newly-born city should have provoked them more than adultery in a city already flourishing. It makes no difference to the question we now discuss, whether Romulus ordered his brother to be slain, or slew him with his own hand; it is a crime which many shamelessly deny, many through shame doubt, many in grief disguise. And we shall not pause to examine and weigh the testimonies of historical writers on the subject. All agree that the brother of Romulus was slain, not by enemies, not by strangers. If it was Romulus who either commanded or perpetrated this crime; Romulus was more truly the head of the Romans than Paris of the Trojans; why then did he who carried off another man's wife bring down the anger of the gods on the Trojans, while he who took his brother's life obtained the guardianship of those same gods? If, on the other hand, that crime was not wrought either by the hand or will of Romulus, then the whole city is chargeable with it, because it did not see to its punishment, and thus committed, not fratricide, but parricide, which is worse. For both brothers were the founders of that city, of which the one was by villainy prevented from being a ruler. So far as I see, then, no evil can be ascribed to Troy which warranted the gods in abandoning it to destruction, nor any good to Rome which accounts for the gods visiting it with prosperity; unless the truth be, that they fled from Troy because they were vanquished, and betook themselves to Rome to practise their characteristic deceptions there. Nevertheless they kept a footing for themselves in Troy, that they might deceive future inhabitants who re-peopled these lands; while at Rome, by a wider exercise of their malignant arts, they exulted in more abundant honors.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

6. Die Götter haben auch den Brudermord des Romulus nicht gestraft.

Band 1, S. 136Ein anderes Beispiel: Hätten diese Gottheiten an den Sünden der Menschen Mißfallen gehabt und deshalb, durch die Untat des Paris gereizt, Troja im Stiche gelassen und es dem Feuer und Schwert überantwortet, so würde sie der Brudermord des Romulus noch mehr wider die Römer erbittert haben, als sie die Beschimpfung eines griechischen Ehemannes wider die Trojaner erbitterte; mehr noch hätte sie der Brudermord in einem eben erst entstehenden Staate gereizt als der Ehebruch in einem schon blühenden Staate. Es macht dabei für die Frage, die uns hier beschäftigt, keinen Unterschied, ob Romulus dazu nur den Befehl gegeben oder ob er die Tat eigenhändig vollführt hat, was die einen keck in Abrede stellen, andere aus Verlegenheit in Zweifel ziehen und wieder andere aus schmerzlicher Empfindung nicht hören wollen. Auch wir werden uns bei der genaueren Untersuchung dieser Frage, wozu wir die Nachrichten vieler Schriftsteller heranziehen und abwägen müßten, nicht aufhalten; soviel steht fest, daß der Bruder des Romulus öffentlich ermordet wurde, und zwar nicht von Feinden noch von Auswärtigen. Romulus nun war unumschränkter Herr in Rom, weit mehr als Paris in Troja1; wenn also er die Tat begangen oder anbefohlen hat, warum hat Paris, der Entführer einer fremden Gemahlin, den Zorn der Götter über die Trojaner heraufbeschworen, während Romulus, der Mörder seines Bruders, den Schutz derselben Götter über die Römer herabzog? Wenn aber Romulus mit diesem Verbrechen nichts zu schaffen hat, weder durch Ausführung noch durch Anordnung einer Tat, die doch unbedingt Strafe heischte, so ist der ganze Staat in das Verbrechen verwickelt, weil er es nicht geahndet hat, und dann handelt es sich nicht um einen Brudermord, sondern, was noch schlimmer ist, um einen Vatermord. Denn Gründer des Staates war der eine wie der andere, nur dass Band 1, S. 137der eine, durch ruchlosen Mord hinweggerafft, nicht zur Herrschaft gelangen sollte. Es läßt sich also überhaupt nicht angeben, welches Mißverdienst Troja auf sich geladen habe, daß es von den Göttern im Stich gelassen worden wäre, wodurch es dem Untergang hätte anheimfallen können, noch auch welches Verdienst Rom erworben habe, daß es von den Göttern zum Wohnsitz wäre auserkoren worden, wodurch es hätte aufblühen können; nichts ist geschehen, als daß die Götter besiegt von dort flohen und sich zu den Römern begaben, um diese ebenso zu betrügen; oder vielmehr sie blieben dort, auf der Stätte von Troja, um die neuen Ansiedler jener Gegend nach ihrer Art wieder zu betrügen, und erfreuten sich in Rom, wo sie die nämlichen Künste der Berückung ärger trieben, noch größerer Ehren.


  1. Paris war nicht König der Trojaner, sondern nur der Sohn eines trojanischen Königs. ↩

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