Übersetzung
ausblenden
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
13. Warum begraben wir die Leiber der Heiligen?
Man darf jedoch deshalb die Leiber der Toten und vorab der Gerechten und Gläubigen, deren sich der Geist als seiner Organe und Gefäße zu jeglichem guten Werke mit Ehrfurcht bedient hat, nicht geringschätzen und wegwerfen. Denn wenn schon des Vaters Kleid oder Ring oder sonst etwas dergleichen den Nachkommen umso teurer ist, je größer die Liebe zu den Eltern war, so darf man die Leiber erst recht nicht geringschätzen, die doch viel vertrauter und inniger mit uns zusammenhängen als irgend eine Gewandung, die wir tragen; sie sind ja nicht ein bloß äußerlich anhaftender Schmuck oder Behelf, sondern gehören zur menschlichen Natur. Deshalb hat man auch die Leichen der Gerechten in alter Zeit mit gewissenhafter Pietät behandelt, hat ihre Leichenbegängnisse gefeiert und für ein Begräbnis gesorgt; sie selbst haben bei Lebzeiten über die Bestattung oder Übertragung ihrer Leichname ihren Söhnen Anweisungen gegeben und von Tobias wird erwähnt — der Engel bezeugt es —, daß er sich durch das Bestatten der Toten Gottes Gunst verschafft hat1. Auch der Herr selbst, der doch am dritten Tage auferstehen sollte, verkündet es2 als ein gutes Werk des frommen Weibes und bezeichnet es als würdig der Verkündigung, daß sie eine kostbare Salbe über seine Glieder ausgoß und dies zu seinem Begräbnis getan habe. Und mit Worten der Anerkennung werden im Evangelium3 jene Männer erwähnt, die seinen Leichnam vom Kreuze sorgsam abnahmen und ihm eine ehrenvolle Einhüllung und Bestattung verschafften. Jedoch diese Schriftstellen wollen nicht sagen, daß den Leichnamen eine Empfindung innewohne, sondern, um den Glauben an die Auferstehung zu befestigen, deuten sie an, daß sich die göttliche Vorsehung, welcher derartige Band 1, S. 47Liebesdienste wohlgefällig sind, auch auf die Leiber der Toten erstrecke. Zugleich liegt darin eine heilsame Lehre, wie groß die Belohnung erst sein wird für Almosen, die wir lebenden und empfindenden Menschen erweisen, wenn nicht einmal das bei Gott verloren geht, was man an Rücksicht und Sorgfalt entseelten menschlichen Gliedern angedeihen läßt. Die heiligen Patriarchen haben auch sonst über Beisetzung und Übertragung ihrer Leiber mancherlei Äußerungen getan, die sie in prophetischem Sinne aufgefaßt wissen wollten; doch ist hier nicht der Ort davon zu handeln, da das Beigebrachte schon genügt. Wenn jedoch nicht einmal der gewiß schwer empfundene Mangel an dem, was den Lebenden zur Erhaltung nötig ist, wie Nahrung und Kleidung, bei den Guten die Kraft der Geduld und Ergebung bricht, noch die Frömmigkeit aus den Herzen reißt, sondern dieselbe prüft und ihre Fruchtbarkeit erhöht, wieviel weniger macht dann der Mangel dessen, was man den Toten an Pflege und Bestattungsfürsorge zuzuwenden pflegt, solche unglücklich, die schon an den verborgenen Wohnsitzen der Frommen der Ruhe genießen! Wenn es daher an diesen Dingen bei der Verwüstung der großen Stadt oder auch anderer Städte gemangelt hat, so bedeutet das weder für die Überlebenden, die das nicht bieten konnten, eine Schuld, noch für die Toten, die das nicht zu fühlen vermögen, eine Strafe.
Edition
ausblenden
De civitate Dei (CCSL)
Caput XIII: Quae sit ratio sanctorum corpora sepeliendi.
Nec ideo tamen contemnenda et abicienda sunt corpora defunctorum maximeque iustorum atque fidelium, quibus tamquam organis et uasis ad omnia bona opera sancte usus est spiritus. si enim paterna uestis et anulus, ac si quid huiusmodi tanto carius est posteris, quanto erga parentes maior adfectus: nullo modo ipsa spernenda sunt corpora, quae utique multo familiarius atque coniunctius quam quaelibet indumenta gestamus. haec enim non ad ornamentum uel adiutorium, quod adhibetur extrinsecus, sed ad ipsam naturam hominis pertinent. unde et antiquorum iustorum funera officiosa pietate curata sunt et exsequiae celebratae et sepultura prouisa, ipsi que cum uiuerent de sepeliendis uel etiam transferendis suis corporibus filiis mandauerunt, et Tobias sepeliendo mortuos deum promeruisse teste angelo commendatur. ipse quoque dominus die tertio resurrecturus religiosae mulieris bonum opus praedicat praedicandumque commendat, quod unguentum pretiosum super membra eius effuderit atque hoc ad eum sepeliendum fecerit. et laudabiliter commemorantur in euangelio qui corpus eius de cruce acceptum diligenter atque honorifice tegendum sepeliendumque curarunt. uerum istae auctoritates non hoc admonent, quod insit ullus cadaueribus sensus, sed ad dei prouidentiam, cui placent etiam talia pietatis officia, corpora quoque mortuorum pertinere significant propter fidem resurrectionis adstruendam. ubi et illud salubriter discitur, quanta possit esse remuneratio pro elemosynis, quas uiuentibus et sentientibus exhibemus, si neque hoc apud deum perit, quod exanimis hominum membris officii diligentiae que persoluitur. sunt quidem et alia, quae sancti patriarchae de corporibus suis uel condendis uel transferendis prophetico spiritu dicta intellegi uoluerunt; non autem hic locus est, ut ea pertractemus, cum sufficiant ista, quae diximus. sed si ea, quae sustentandis uiuentibus sunt necessaria, sicut uictus et amictus, quamuis cum graui adflictione desint, non frangunt in bonis perferendi tolerandique uirtutem nec eradicant ex animo pietatem, sed exercitatam faciunt fecundiorem: quanto magis, cum desunt ea, quae curandis funeribus condendis que corporibus defunctorum adhiberi solent, non efficiunt miseros in occultis piorum sedibus iam quietos. ac per hoc quando ista cadaueribus Christianorum in illa magnae urbis uel etiam aliorum oppidorum uastatione defuerunt, nec uiuorum culpa est, qui non potuerunt ista praebere, nec poena mortuorum qui non possunt ista sentire.