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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

26. Treue und Frömmigkeit des Kaisers Theodosius.

Und so wahrte ihm auch Theodosius die schuldige Treue, und nicht bloß bei Lebzeiten, sondern auch nach dessen Tode; christlich gesinnt, wie er war, nahm er den verwaisten kleinen Bruder Gratians, Namens Valentinian, welchen Gratians Mörder Maximus verjagt hatte, in seinen Reichsanteil auf und wandte ihm mit väterlicher Teilnahme seinen Schutz zu, da er ihn, den gänzlich hilflosen, doch ohne alle Umstände hätte beseitigen können, wenn in ihm die Gier nach möglichst umfassender Herrschaft mächtiger gelodert hätte als die im Wohltun sich bewährende Liebe; er zog es also vor, ihn Band 1, S. 293aufzunehmen, wahrte ihm die erlangte kaiserliche Würde und tröstete ihn durch solche Menschlichkeit und Huld. Und als sich hierauf Maximus durch den bekannnten Erfolg1 furchtbar machte, warf sich Theodosius in seiner sorgenvollen Bedrängnis nicht dem gotteslästerlichen und unerlaubten Vorwitz2 in die Arme, sondern sandte zu Johannes in der ägyptischen Wüste, den ihm der allgemeine Ruf als einen mit prophetischem Geiste begabten Diener Gottes bezeichnete, und erhielt von ihm eine ganz bestimmte Siegesverheißung. Und nicht lange währte es, so räumte er den Tyrannen Maximus aus dem Wege und setzte den jungen Valentinian in den Reichsanteil, aus dem er vertrieben worden war, mit erbarmungsreichen Edelmut wieder ein; und nachdem dieser alsbald, sei es infolge von Nachstellungen oder auf andere Art oder durch Zufall, ums Leben gekommen war3, überwand er, abermals aufgrund einer prophetischen Aussage durch den Glauben seiner Sache sicher, einen weiteren Tyrannen, Eugenius4, der widerrechtlich an die Stelle Kaiser Valentinians gesetzt worden war und wider dessen sehr starke Truppenmacht er mehr mit Gebet als mit Waffen ankämpfte. Soldaten, die dabei waren, erzählten uns, alle Arten von Wurfgeschossen seien ihnen aus der Hand gerissen worden, ein so heftiger Sturm habe von der Seite, auf der Theodosius stand, dem Feind entgegen getobt und nicht nur die gegen den Feind gerichteten Geschosse mit größter Wucht fortgerissen, sondern auch die eigenen Geschosse des Feindes auf diesen selbst zurückgetrieben. Darum hebt auch der Dichter Claudianus5, obwohl er dem Christentum ferne stand, rühmend von ihm hervor:

„Gottes besonderer Liebling, ...
dem Kriegsdienst leisten die Lüfte
Und wie Verschworne beim Schall der Trompete sich Stürme erheben“.

Band 1, S. 294Als Sieger hervorgehend, wie er geglaubt und vorhergesagt hatte, ließ er die Bildnisse Jupiters stürzen, die zum Schutz wider ihn unter ich weiß nicht was für Zeremonien eine Art Weihe erhalten hatten und in den Alpen aufgestellt worden waren, und schenkte die Blitze daran frohgemut und huldvoll seinen Läufern (Solche eilten in großer Zahl hohen Herren bei ihren Reisen voraus.), die scherzten (was ja die Freude gestattete), sie wollten sich von ihnen, da sie golden seien, gern treffen lassen. Und hat seine Feinde6 des Krieges Ungestüm hinweggerafft, ohne daß er dazu einen Befehl erteilt hätte, so verfügte er, daß deren Söhne, die, obwohl noch nicht Christen, zur Kirche ihre Zuflucht nahmen7, bei dieser Gelegenheit Christen würden und wandte ihnen eine wahrhaft christliche Liebe zu; er beraubte sie nicht ihres Vermögens, bedachte sie vielmehr mit noch höheren Ehren. Gegen niemand ließ er nach dem Siege Privatfeindschaft wirksam werden. Ein Cinna, ein Marius, ein Sulla machten nach Beendigung ihrer Bürgerkriege noch kein Ende8; Theodosius empfand schon den Ausbruch eines solchen zu schmerzlich, als daß er nach dem Abschluß irgend jemand hätte zu Schaden bringen mögen. Zu all dem kam er von Beginn seiner Regierung an unablässig durch höchst gerechte und barmherzige Gesetze wider die Gottlosen der bedrängten Kirche zu Hilfe, die durch den häretischen Valens9, der die Arianer begünstigte, schwer heimgesucht worden war; daß er ein Glied dieser Kirche war, bereitete ihm mehr Freude als die irdische Herrschaft, die er innehatte. Er ordnete an, daß die heidnischen Götterbildnisse allenthalben zerstört würden; denn er war sich darüber völlig klar, daß auch über die irdischen Gaben nicht die Dämonen, sondern der wahre Gott die Verfügungsgewalt habe. Das wunderbarste Schauspiel aber gab er doch durch seine fromme Demut, als er die Thessalonicenser für ihr Band 1, S. 295schweres Verbrechen10, für das er bereits auf Verwendung der Bischöfe Verzeihung zugesagt hatte, durch das stürmische Drängen einiger aus seiner Umgebung zu strafen11 sich bestimmen ließ und nun, durch das kirchliche Zuchtmittel umgewandelt, Buße tat in einer Weise, daß das für ihn fürbittende Volk mehr darüber trauerte, daß es die kaiserliche Majestät in solcher Erniedrigung sah, als es wegen seines Verbrechens deren Zorn gefürchtet hatte. Diese und ähnliche gute Werke, die zu erwähnen zu weit führen würde, nahm er mit sich aus dem irdischen Dunstkreis, der auch die höchsten Gipfel menschlicher Hoheit umgibt; und der Lohn für diese Werke ist ewiges Glück, das Gott spendet und allein den wahrhaft Frommen spendet. Was es dagegen in diesem Leben gibt an ragenden Höhen oder an schlichten Behelfen, wie die Welt selbst, das Licht, die Luft, Erde, Wasser, Früchte, des Menschen Leib und Seele, Sinne, Geist, Leben, spendet er Guten und Bösen; und zu diesen Dingen zählt auch die Herrschaft in jedem beliebigen Umfang, wie er ihn zuteilt nach Maßgabe seines Weltregierungsplanes.

Nun glaube ich auch denen noch eine Erwiderung zu schulden, die, durch die unwiderleglichen Beweise dafür, daß die ganze Schar der falschen Götter nichts fromme hinsichtlich der zeitlichen Güter, der einzigen, nach denen der Toren Sinnen und Trachten steht, eines besseren belehrt, sich darauf steifen möchten, daß man die Götter ja gar nicht wegen eines Vorteils im gegenwärtigen Leben, sondern wegen des Lebens nach dem Tode verehren müsse. Denn denen, die aus Anhänglichkeit an diese Welt einen vergeblichen Kult pflegen wollen und kindischen Sinnes darüber erbost sind, daß man ihnen dies nicht gestatte, wurde in den bisherigen fünf Büchern eine, ich denke ausreichende Erwiderung zuteil. Als die drei ersten davon ausgegeben waren und sich eben in weiteren Kreisen verbreitet hatten, erfuhr ich, daß man von gewisser Seite eine Art Erwiderung Band 1, S. 296darauf vorbereite. Später hieß es dann, die Erwiderung sei bereits geschrieben, man warte nur noch einen Zeitpunkt ab, da man sie ohne Gefahr veröffentlichen könne. Ich möchte aber doch diesen Gegnern raten, lieber nicht zu wünschen, was ihnen am Ende nicht frommt. Denn nur zu leicht redet man sich ein, man habe erwidert, während man doch nur eben nicht hat schweigen wollen. Oder was wäre so wortreich wie die Torheit? Aber weil sie, wenn es ihr darauf ankommt, lauter schreien kann als die Wahrheit, so vermag sie deshalb doch nicht, was diese vermag. Vielmehr sollen sie alles wohl überlegen, was ich vorgebracht habe, und wenn sie sich nach unparteiischer Prüfung etwa sagen müssen, daß man es wohl angreifen kann mit unentwegtem Geschwätz und seichtem Spott, nicht aber widerlegen, dann sollten sie mit ihren Possen zurückhalten und sich lieber von besonnenen Leuten eines besseren belehren, als von ausgeschämten loben lassen. Denn wenn sie den Zeitpunkt abwarten, frech zu schmähen, nicht den, frei die Wahrheit zu sagen, so möge für sie doch ja nicht eintreten, was Tullius ausruft über einen, den man ob seiner Freiheit zu sündigen glücklich nannte: „Der Elende, der sündigen durfte12“. Wer immer es also sei, der sich für glücklich hält, wenn er einmal schmähen darf, er wird viel glücklicher sein, wenn ihm das überhaupt nicht ermöglicht werden sollte, da er auch jetzt, wenn er den nichtigen Schein der Großsprecherei vermeidet und es ihm nur um Klarheit in der Sache zu tun ist, beliebige Einwendungen machen und von denen, die er in freundschaftlicher Form um Erörterung und Aufklärung angeht, würdig und offen das Nötige hören kann, so gut sie es mitzuteilen vermögen.


  1. Die Eroberung des größten Teiles des weströmischen Reiches, der Einfall in Italien und Valentinians Flucht zu Theodosius 388. ↩

  2. Durch Befragung von Orakeln u. Herbeiführung von Vorzeichen. ↩

  3. Im J. 392. ↩

  4. Im J. 394. ↩

  5. Panegyr. de III. Honorii consulatu, 96ff. ↩

  6. Eugenius und den Oberbefehlshaber Arbogast. ↩

  7. In Aquileja; der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, verwendete sich für sie. ↩

  8. Oben III 28. ↩

  9. 364-378 Kaiser des oströmischen Reiches. ↩

  10. Volksaufruhr und Ermordung des kaiserlichen Befehlshabers, 390. ↩

  11. Er liess unter der im Zirkus versammelten Bevölkerung ein dreistündiges Blutbad anrichten. ↩

  12. Wahrscheinlich nach Tuscul. V 19, wo Cicero von dem Konsul Cinna, der ungestraft viele Morde begangen hatte, sagt, er sei elend gewesen, weil man von ihm solche Verbrechen wie etwas selbstverständliches hingenommen habe. ↩

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The City of God

Chapter 26.--On the Faith and Piety of Theodosius Augustus.

And on this account, Theodosius not only preserved during the lifetime of Gratian that fidelity which was due to him, but also, after his death, he, like a true Christian, took his little brother Valentinian under his protection, as joint emperor, after he had been expelled by Maximus, the murderer of his father. He guarded him with paternal affection, though he might without any difficulty have got rid of him, being entirely destitute of all resources, had he been animated with the desire of extensive empire, and not with the ambition of being a benefactor. It was therefore a far greater pleasure to him, when he had adopted the boy, and preserved to him his imperial dignity, to console him by his very humanity and kindness. Afterwards, when that success was rendering Maximus terrible, Theodosius, in the midst of his perplexing anxieties, was not drawn away to follow the suggestions of a sacrilegious and unlawful curiosity, but sent to John, whose abode was in the desert of Egypt,--for he had learned that this servant of God (whose fame was spreading abroad) was endowed with the gift of prophecy,--and from him he received assurance of victory. Immediately the slayer of the tyrant Maximus, with the deepest feelings of compassion and respect, restored the boy Valentinianus to his share in the empire from which he had been driven. Valentinianus being soon after slain by secret assassination, or by some other plot or accident, Theodosius, having again received a response from the prophet, and placing entire confidence in it, marched against the tyrant Eugenius, who had been unlawfully elected to succeed that emperor, and defeated his very powerful army, more by prayer than by the sword. Some soldiers who were at the battle reported to me that all the missiles they were throwing were snatched from their hands by a vehement wind, which blew from the direction of Theodosius' army upon the enemy; nor did it only drive with greater velocity the darts which were hurled against them, but also turned back upon their own bodies the darts which they themselves were throwing. And therefore the poet Claudian, although an alien from the name of Christ, nevertheless says in his praises of him, "O prince, too much beloved by God, for thee Aeolus pours armed tempests from their caves; for thee the air fights, and the winds with one accord obey thy bugles." 1 But the victor, as he had believed and predicted, overthrew the statues of Jupiter, which had been, as it were, consecrated by I know not what kind of rites against him, and set up in the Alps. And the thunderbolts of these statues, which were made of gold, he mirthfully and graciously presented to his couriers who (as the joy of the occasion permitted) were jocularly saying that they would be most happy to be struck by such thunderbolts. The sons of his own enemies, whose fathers had been slain not so much by his orders as by the vehemence of war, having fled for refuge to a church, though they were not yet Christians, he was anxious, taking advantage of the occasion, to bring over to Christianity, and treated them with Christian love. Nor did he deprive them of their property, but, besides allowing them to retain it, bestowed on them additional honors. He did not permit private animosities to affect the treatment of any man after the war. He was not like Cinna, and Marius, and Sylla, and other such men, who wished not to finish civil wars even when they were finished, but rather grieved that they had arisen at all, than wished that when they were finished they should harm any one. Amid all these events, from the very commencement of his reign, he did not cease to help the troubled church against the impious by most just and merciful laws, which the heretical Valens, favoring the Arians, had vehemently afflicted. Indeed, he rejoiced more to be a member of this church than he did to be a king upon the earth. The idols of the Gentiles he everywhere ordered to be overthrown, understanding well that not even terrestrial gifts are placed in the power of demons, but in that of the true God. And what could be more admirable than his religious humility, when, compelled by the urgency of certain of his intimates, he avenged the grievous crime of the Thessalonians, which at the prayer of the bishops he had promised to pardon, and, being laid hold of by the discipline of the church, did penance in such a way that the sight of his imperial loftiness prostrated made the people who were interceding for him weep more than the consciousness of offence had made them fear it when enraged? These and other similar good works, which it would be long to tell, he carried with him from this world of time, where the greatest human nobility and loftiness are but vapor. Of these works the reward is eternal happiness, of which God is the giver, though only to those who are sincerely pious. But all other blessings and privileges of this life, as the world itself, light, air, earth, water, fruits, and the soul of man himself, his body, senses, mind, life, He lavishes on good and bad alike. And among these blessings is also to be reckoned the possession of an empire, whose extent He regulates according to the requirements of His providential government at various times. Whence, I see, we must now answer those who, being confuted and convicted by the most manifest proofs, by which it is shown that for obtaining these terrestrial things, which are all the foolish desire to have, that multitude of false gods is of no use, attempt to assert that the gods are to be worshipped with a view to the interest, not of the present life, but of that which is to come after death. For as to those who, for the sake of the friendship of this world, are willing to worship vanities, and do not grieve that they are left to their puerile understandings, I think they have been sufficiently answered in these five books; of which books, when I had published the first three, and they had begun to come into the hands of many, I heard that certain persons were preparing against them an answer of some kind or other in writing. Then it was told me that they had already written their answer, but were waiting a time when they could publish it without danger. Such persons I would advise not to desire what cannot be of any advantage to them; for it is very easy for a man to seem to himself to have answered arguments, when he has only been unwilling to be silent. For what is more loquacious than vanity? And though it be able, if it like, to shout more loudly than the truth, it is not, for all that, more powerful than the truth. But let men consider diligently all the things that we have said, and if, perchance, judging without party spirit, they shall clearly perceive that they are such things as may rather be shaken than torn up by their most impudent garrulity, and, as it were, satirical and mimic levity, let them restrain their absurdities, and let them choose rather to be corrected by the wise than to be lauded by the foolish. For if they are waiting an opportunity, not for liberty to speak the truth, but for license to revile, may not that befall them which Tully says concerning some one, "Oh, wretched man! who was at liberty to sin?" 2 Wherefore, whoever he be who deems himself happy because of license to revile, he would be far happier if that were not allowed him at all; for he might all the while, laying aside empty boast, be contradicting those to whose views he is opposed by way of free consultation with them, and be listening, as it becomes him, honorably, gravely, candidly, to all that can be adduced by those whom he consults by friendly disputation.


  1. Panegyr, de tertio Honorii consulatu. ↩

  2. Tusc. Quaest.v. 19. ↩

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