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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
4. Aus den Erörterungen Varros geht hervor, daß bei den Götterverehrern die menschlichen Dinge für früher vorhanden gelten als die göttlichen.
Leicht wird sich jeder, der nicht durch hartnäckige Gesinnung sein eigener Feind ist, aus unseren bisherigen Ausführungen und den weiteren Darlegungen darüber klar, daß man in dieser ganzen, so herrlich und fein geordneten und abgeteilten Entwicklung des Band 1, S. 306Gegenstandes umsonst nach dem ewigen Leben suche und man auch nur bei großer Naivität erwarten oder wünschen könne, daß davon die Rede sei. Denn überall handelt es sich hier um Einrichtungen, die von Menschen oder von Dämonen getroffen wurden, und zwar nicht von solchen, die unsere Gegner gute Dämonen nennen, sondern, um es gerade herauszusagen, von unreinen und ohne Frage bösartigen Geistern, die verderbliche Meinungen, durch welche die menschliche Seele mehr und mehr in Nichtigkeit verstrickt und unfähig wird, sich der unwandelbaren und ewigen Wahrheit anzugleichen und ihr anzuhängen, in unfaßbarer Neidgesinnung unvermerkt in die Gedankengänge der Gottlosen einschmuggeln oder auch zuweilen offen den Sinnen beibringen und durch trügerische Bezeugung, so gut es nur immer sein kann, bestätigen. Gibt doch Varro selbst als Grund, weshalb er zuerst über die menschlichen und dann erst über die göttlichen Dinge geschrieben habe, an: weil die Staaten zuerst da gewesen und von ihnen erst solche Einrichtungen getroffen worden seien. Die wahre Religion aber ist nicht von einem irdischen Staate eingerichtet worden, sondern sie begründete ihrerseits den himmlischen Staat. Sie senkt der wahre Gott, der Spender des ewigen Lebens, seinen wahren Verehrern ein und unterrichtet sie darin.
Varro läßt sich, wenn er gesteht, er habe deshalb zuerst die menschlichen Dinge abgehandelt und dann die göttlichen, weil die göttlichen von den Menschen eingeführt worden sind, von einem Gedankengang leiten, den er in folgendem Bilde ausdrückt: „Wie der Maler vor dem Bilde da ist und der Baumeister vor dem Gebäude, so sind die Staaten früher da als das, was von ihnen eingeführt worden ist“. Er hätte sich jedoch, wie er sagt, zuerst mit den Göttern und dann mit den Menschen befaßt, wenn er über die gesamte Natur der Götter hätte handeln wollen; wie wenn er in seinem Werk nur von einem Teil und nicht von der gesamten Natur der Götter schriebe, oder wie wenn nicht auch ein Teil, wo nicht die gesamte Natur der Götter früher sein müßte als die der Menschen. Indem er übrigens in den drei letzten Büchern die gewissen und die Ungewissen und die Band 1, S. 307auserlesenen Götter sorgsam behandelt, gewinnt es da nicht den Anschein, als habe er keine Natur der Götter beiseite gelassen? Was soll es also heißen, wenn er sagt: „Würde ich die gesamte Natur der Götter und der Menschen behandeln, so hätte ich zuerst die göttlichen Dinge erledigt, ehe ich an die menschlichen gegangen wäre“? Entweder nämlich schreibt er über die gesamte Natur der Götter oder über einen Teil oder über gar keine. Wenn er über die gesamte schreibt, so muß er sie natürlich den menschlichen Dingen voranstellen; und wenn er über einen Teil schreibt, warum soll nicht auch dieser den menschlichen Dingen vorangehen? Oder wäre es unwürdig, einen Teil des Göttlichen selbst über das gesamte Menschenwesen zu stellen? Oder wenn es zuviel verlangt wäre, einen Teil des Göttlichen den gesamten menschlichen Dingen voranzustellen, so wäre es doch billig, ihn wenigstens den römischen Angelegenheiten voranzustellen. Er handelt ja in den Büchern über die menschlichen Dinge nicht von dem, was sich auf den ganzen Erdkreis bezieht, sondern nur von dem, was sich auf Rom bezieht, und bemerkt dazu gleichwohl, er habe mit Recht die Bücher über die menschlichen Dinge in der Reihenfolge der Abfassung vor den Büchern über die göttlichen Dinge vorgenommen, sowie der Maler dem Bilde, der Baumeister dem Gebäude vorangehe, und gesteht damit ganz offen ein, daß auch diese göttlichen Dinge ebenso wie ein Gemälde oder ein Gebäude von Menschen geschaffen worden sind. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß er über keine Natur von Göttern gehandelt hat und das nur nicht gerade heraussagen, sondern es bloß den Einsichtigen zu verstehen geben wollte. Wenn man nämlich sagt, "nicht die gesamte“, so versteht man das allerdings gewöhnlich im Sinne von „ein Teil“; man kann es aber auch verstehen im Sinne von „gar keine“; denn „gar keine“ ist nicht bloß das Gegenteil zu „ein Teil“, sondern auch zu „die gesamte“. Wenn es nämlich, wie er selbst sagt, die gesamte Natur der Götter wäre, wovon er geschrieben hätte, so hätte er sie der Reihenfolge der Erörterung nach vor die menschlichen Dinge setzen müssen; was er aber nicht sagt und gleichwohl die Wahrheit gebieterisch fordert, Band 1, S. 308ist, daß die Natur von Göttern, auch wenn es nicht die gesamte, sondern nur überhaupt etwas wäre, doch wenigstens den römischen Verhältnissen hätte vorangestellt werden müssen; sie wird aber mit Recht zurückgestellt; also ist sie überhaupt keine; sie existiert nicht. Und so müssen wir sagen: er wollte eigentlich die göttlichen Dinge den menschlichen voranstellen, aber er wollte eben nicht falsche Dinge den wahren voranstellen. Denn in seinen Ausführungen über die menschlichen Dinge folgte er der geschichtlichen Wahrheit; dagegen in seinen Ausführungen über die sogenannten göttlichen Dinge stützte er sich lediglich auf Meinungen, die Nichtiges zum Inhalt haben. Das ist es also, worauf er mit einer feinen Andeutung hinweisen wollte, indem er nicht nur die göttlichen Dinge erst nach den menschlichen vornahm, sondern auch diese Anordnung begründete. Hätte er nämlich den Grund hiefür nicht angegeben, so würde dieses sein Vorgehen von anderen vielleicht anders gedeutet. Aber eben mit dieser Begründung, die er gibt, hat er willkürliche Vermutungen abgeschnitten und zugleich hinlänglich dargetan, daß er die Menschen über ihre Einrichtungen stelle, nicht aber die Natur der Menschen über die von Göttern, So hat er bekannt, daß die Bücher über die göttlichen Dinge nicht von etwas Wirklichem handeln, was zur Natur gehört, sondern von etwas Erdichtetem, was in die Kategorie des Irrtums gehört. Deutlicher hat er das, wie ich im vierten Buch1 erwähnt habe, an einer anderen Stelle niedergelegt, wo er sagt, wenn er einen neuen Staat zu begründen hätte, würde er nach der Anweisung der Natur geschrieben haben; weil er jedoch einen schon lang vorhandenen Staat vorfand, so habe er sich eben dessen Überlieferungen anbequemen müssen.
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Kap. 31. ↩
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La cité de dieu
CHAPITRE IV.
IL RÉSULTE DES DISSERTATIONS DE VARRON QUE LES ADORATEURS DES FAUX DIEUX REGARDAIENT LES CHOSES HUMAINES COMME PLUS ANCIENNES QUE LES CHOSES DIVINES.
Il résulte déjà très-clairement de ce que nous avons dit, une conséquence qui deviendra plus claire encore par ce qui nous reste à dire: c’est que pour tout homme qui n’est point opiniâtre jusqu’à devenir ennemi de soi-même, il y aurait de l’impudence à s’imaginer que toutes ces belles et savantes divisions de Varron aient quelque pouvoir pour faire espérer la vie éternelle. Qu’est-ce, en effet, que tout cela, sinon des institutions tout humaines ou des inventions des démons? Et je ne parle pas des démons que les païens appellent bons démons; je parle de ces esprits immondes et sans contredit malfaisants, qui répandent en secret dans l’esprit des impies des opinions pernicieuses, et quelquefois les confirment ouvertement par leurs prestiges, afin d’égarer les hommes de plus en plus, et de les empêcher de s’unir à la vérité éternelle et immuable. Varron lui-même l’a si bien senti qu’il a placé dans son livre les choses humaines avant les choses divines, donnant pour raison que ce sont les sociétés qui ont commencé à s’établir, et qu’elles ont ensuite établi les cultes. Or, la vraie religion n’est point une institution de quelque cité de la terre; c’est elle qui forme la Cité céleste, et elle est inspirée par le vrai Dieu, arbitre de la vie éternelle, qui enseigne lui-même la vérité à ses adorateurs.
Varron avoue donc que s’il a placé les choses humaines avant les divines, c’est que celles-ci sont l’ouvrage des hommes, et voici comment il raisonne: « De même, dit-il, que le peintre existe avant son tableau et l’architecte avant son édifice, ainsi les sociétés existent avant les institutions sociales ». Il ajoute qu’il aurait parlé des dieux avant de parler des hommes, s’il avait voulu dans son livre embrasser toute la nature divine ; comme s’il ne traitait que d’une partie de la nature divine et non de cette nature tout entière ! et comme si même une partie de la nature divine ne devait pas être mise avant la nature (121) humaine! Mais puisque dans les trois livres qui terminent son ouvrage, il classe les dieux d’une façon si exacte en certains, incertains et choisis, ne semble-t-il pas avoir voulu ne rien omettre dans la nature divine? Que vient-il donc nous dire , que s’il eût embrassé la nature divine tout entière, il eût parlé des dieux avant de parler des hommes?car enfin, de trois choses l’une: ou il traite de touts la nature divine, ou bien il traite d’une partie, ou enfin ce dont il traite n’est rien de la nature divine. S’il traite de la nature divine tout entière, elle doit sans nul doute avoir sur la nature humaine la priorité; s’il traite d’une partie de la nature divine, pourquoi la priorité ne lui serait-elle pas acquise également? Est-ce que toute partie quelconque de la nature divine ne doit pas être mise au-dessus de la nature humaine? En tout cas, si c’est trop faire pour une partie de la nature divine que de la préférer à la nature humaine tout entière, du moins fallait-il la préférer à ce qui n’est qu’une partie des choses humaines, je veux dire aux institutions des Romains; car les livres de Varron regardent Rome et non pas toute l’humanité. Et cependant il croit bien faire d’ajourner les choses divines, sous prétexte que le peintre précède son tableau et l’architecte son édifice; n’est-ce pas avouer nettement que ce qu’il appelle choses divines n’est à ses yeux, comme la peinture et l’architecture, que l’ouvrage des hommes? Il ne reste donc plus que la troisième hypothèse, savoir, que l’objet de son traité n’est rien de divin, et voilà ce dont il ne serait pas convenu ouvertement, mais ce qu’il a peut-être voulu faire entendre aux esprits éclairés. En effet, il se sert d’une expression équivoque, qui veut dire, dans le sens ordinaire, que l’objet de son traité n’est pas toute la nature- divine, mais qui peut signifier aussi que ce n’est rien de vraiment divin. Dans le fait, s’il avait traité de toute la nature divine, le véritable ordre était, il en convient lui-même, de la placer avant la nature humaine; et comme il est clair d’ailleurs, sinon par le témoignage de Varron, du moins par l’évidence de la vérité, que dans le cas même où il n’aurait voulu traiter que d’une partie de la nature divine, elle devait encore avoir la priorité, il s’ensuit finalement que l’objet dont il traite n’a rien de véritablement divin. Dès lors, il ne faut pas dire que Varron a voulu préférer les choses humaines aux choses divines; il faut dire qu’il n’a pas voulu préférer des choses fausses à des choses vraies. Car dans ce qu’il écrit touchant les choses humaines, il suit l’ordre des événements, au lieu qu’en traitant des choses divines, qu’a-t-il suivi, sinon des opinions vaines et fantastiques? Et c’est ce qu’il a voulu finement insinuer, non-seulement par l’ordre qu’il a suivi, mais encore par la raison qu’il en donne. Peut-être, s’il eût suivi cet ordre sans en dire la raison, nierait-on qu’il ait eu aucune intention semblable; mais, parlant comme il fait, on ne peut lui supposer aucune autre pensée, et il a fait assez voir qu’il a voulu placer les hommes avant les institutions des hommes, et non pas la nature humaine avant la nature des dieux. Ainsi il a reconnu que l’objet de son traité des choses divines n’est pas la vérité qui a son fondement dans la nature, mais la fausseté qui a le sien dans l’erreur. C’est ce qu’il a déclaré ailleurs d’une façon plus formelle encore, comme je l’ai rappelé dans mon quatrième livre1, quand il dit que s’il avait à fonder un Etat nouveau, il traiterait des dieux selon les principes de la nature; mais que, vivant dans un Etat déjà vieux, il ne pouvait que suivre la coutume.
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Au chap. 31. ↩