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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
17. Freiwilliger Tod aus Furcht vor Strafe oder Schande.
Wer möchte demnach nicht in menschlicher Teilnahme selbst jenen Frauen verziehen wissen, die Selbstmord begangen haben, nur um nicht derartiges erdulden zu müssen? Und wenn man hinwieder denen, die nicht Selbstmord üben wollten, um nicht durch eigene Untat der Untat eines andern zu entgehen, ein solches Verhalten zum Vorwurf macht, dann setzt man sich dem Vorwurf des Unverstandes aus. Allerdings nämlich ist, wenn es nicht einmal gestattet ist, aus eigener Vollmacht einen Übeltäter zu töten, es sei denn, daß ein Gesetz die Befugnis gibt, ihn zu töten, natürlich auch der Selbstmörder ein Mörder, und er lädt durch den Selbstmord umso größere Schuld auf sich, je weniger er schuld ist an der Ursache, die ihn zum Selbstmord treibt. Denn Band 1, S. 52wenn wir schon die Tat des Judas mit Recht verabscheuen und die Wahrheit über ihn urteilt, daß er durch seinen Tod am Stricke das Verbrechen des frevelhaften Verrates eher gesteigert als gesühnt hat, weil er an der Barmherzigkeit Gottes verzweifelnd, sich einer unheilvollen Reue überließ und sich so die Möglichkeit einer heilsamen Reue versperrte, um wieviel mehr muß man sich vor dem Selbstmord hüten, wenn man keinen Anlaß hat, irgend etwas durch eine solche selbst vollzogene Strafe zu sühnen! Judas nämlich hat, da er Selbstmord beging, zwar einen verbrecherischen Menschen getötet, aber er hat dadurch gleichwohl sein Leben geendet, schuldbeladen nicht nur mit Christi Tod, sondern auch mit dem eigenen Tod, weil er dem Tode anheimfiel zwar wegen seines Verbrechens, aber eben durch ein neues Verbrechen von seiner Seite. Warum aber sollte jemand, der nichts Schlimmes getan, sich selbst Schlimmes antun und durch Selbstmord einen schuldlosen Menschen morden, nur um nicht die Schuld eines andern an sich zuzulassen, und warum soll er gegen sich eine Sünde begehen, nur damit an ihm keine fremde begangen werde?
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The City of God
Chapter 17.--Of Suicide Committed Through Fear of Punishment or Dishonor.
And consequently, even if some of these virgins killed themselves to avoid such disgrace, who that has any human feeling would refuse to forgive them? And as for those who would not put an end to their lives, lest they might seem to escape the crime of another by a sin of their own, he who lays this to their charge as a great wickedness is himself not guiltless of the fault of folly. For if it is not lawful to take the law into our own hands, and slay even a guilty person, whose death no public sentence has warranted, then certainly he who kills himself is a homicide, and so much the guiltier of his own death, as he was more innocent of that offence for which he doomed himself to die. Do we justly execrate the deed of Judas, and does truth itself pronounce that by hanging himself he rather aggravated than expiated the guilt of that most iniquitous betrayal, since, by despairing of God's mercy in his sorrow that wrought death, he left to himself no place for a healing penitence? How much more ought he to abstain from laying violent hands on himself who has done nothing worthy of such a punishment! For Judas, when he killed himself, killed a wicked man; but he passed from this life chargeable not only with the death of Christ, but with his own: for though he killed himself on account of his crime, his killing himself was another crime. Why, then, should a man who has done no ill do ill to himself, and by killing himself kill the innocent to escape another's guilty act, and perpetrate upon himself a sin of his own, that the sin of another may not be perpetrated on him?