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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

29. Die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus ist es, die anzuerkennen die Platoniker in ihrem Hochmut sich nicht herbeilassen wollen.

Du verkündest den Vater und seinen Sohn, den du des Vaters Vernunft oder Geist nennst, und ein Mittelwesen zwischen beiden, womit du wohl den Heiligen Geist meinst, und sprichst dabei nach eurer Art von drei Göttern. Sind auch die Ausdrücke, deren ihr euch bedient, nicht einwandfrei, so seht ihr doch einigermaßen und gleichsam nebelhaft verschwommen das Ziel, worauf loszusteuern ist; allein die Menschwerdung des unwandelbaren Sohnes Gottes, durch die wir erlöst werden, um zu den Gütern gelangen zu können, an die wir glauben und die wir wie schwach auch immer erkennen, wollt ihr nicht anerkennen. Immerhin also seht ihr, wenn auch nur von ferne und trüben Auges, das Vaterland, wo die bleibende Stätte ist, aber den Weg, den man zu gehen hat1, gehet ihr nicht. Gleichwohl ist dir der Begriff Gnade nicht fremd, da du ja sagst, es sei nur wenigen gegeben gewesen, zu Gott durch die Kraft der Erkenntnis zu gelangen. Du sagst nicht: „Wenigen paßte es“ oder: „Wenige wollten“, sondern: Wenigen sei es gegeben gewesen, und trittst demnach für die Gnade Gottes ein, nicht für die Hinlänglichkeit menschlicher Kraft. Du bedienst dich sogar dieses Wortes ausdrücklich, wo du im Anschluß an Platos Ausspruch es auch deinerseits als unzweifelhaft hinstellst, daß der Mensch hienieden nimmermehr zu vollendeter Weisheit gelangen könne, daß aber denen, die der Geisteserkenntnis gemäß leben, alles Fehlende durch Gottes Vorsehung und Gnade nach diesem Leben ergänzt werden könne. Hättest du doch „Gottes Gnade durch Jesus Christus unsern Herrn“2erkannt, so hättest du einzusehen vermocht, daß gerade seine Menschwerdung, durch die er Seele und Leib des Menschen Band 16, S. 568angenommen hat, der höchste Erweis der Gnade sei. Aber was hat diese Klage für einen Zweck? Vergebens rede ich auf einen Toten ein, doch vergebens nur, was dich betrifft; dagegen vielleicht nicht vergebens im Hinblick auf die, welche dich schätzen und dir anhangen aus Liebe zur Weisheit oder aus neugierigem Interesse für Künste, die du nie hättest lernen sollen, und an sie wende ich mich eigentlich, wenn ich dich anrede. Gottes Gnade konnte sich nicht gnadenreicher einführen als dadurch, daß der eingeborene Sohn Gottes selbst, unwandelbar in sich beharrend, das Menschtum anzog und den Menschen durch Vermittlung des Menschen die Hoffnung auf seine Liebe eröffnete, damit sie durch diese Hoffnung zu ihm gelangten, der so fern war ihnen den Sterblichen als Unsterblicher, den Wandelbaren als Unwandelbarer, den Gottlosen als Gerechter, den Unseligen als Seliger. Und weil er die Sehnsucht nach Glückseligkeit und Unsterblichkeit von Natur aus in uns hineingelegt hat, so hat er, in der Glückseligkeit verharrend und die Sterblichkeit annehmend, um uns zu gewähren, wonach wir verlangen, zugleich durch sein Leiden uns verachten gelehrt, wovor wir uns fürchten. Aber freilich, um dieser Wahrheit zustimmen zu können, wäre euch Demut nötig, zu der ihr in eurer Halsstarrigkeit gar so schwer zu bringen seid. Aber was ist denn da Unglaubliches daran, vor allem für euch, die ihr Lehren huldigt, die euch selbst zum Glauben daran hinführen sollten; was findet ihr daran Unglaubliches, wenn man sagt, Gott habe Seele und Leib des Menschen angenommen? Gerade ihr schreibet der intellektuellen Seele, das ist doch eben der menschlichen Seele, soviel Würde zu, daß sie nach euch imstande ist, jenem Geist des Vaters, den ihr als Sohn Gottes bekennet, gleichwesentlich zu werden. Was ist es also Unglaubliches, wenn eine einzelne intellektuelle Seele auf unaussprechliche und einzigartige Weise zum Heile vieler angenommen worden ist? Daß aber zu einem ganzen und vollständigen Menschen gehöre, daß mit der Seele auch ein Leib zusammenhänge, erkennen wir ohne weiteres aus unserer eigenen Natur. Das wäre fürwahr noch unglaublicher, wenn es uns nicht stetsfort vor Band 16, S. 569Augen stünde; denn leichter ist es, daran zu glauben, daß sich ein Geist mit einem Geiste oder, um mich der bei euch üblichen Ausdrucksweise zu bedienen, ein körperloses Wesen wieder mit einem körperlosen verbinde, selbst wenn es sich auf der einen Seite um ein menschliches und wandelbares, auf der andern um ein göttliches und unwandelbares handelt, als daran, daß ein Körper mit einem körperlosen Wesen in Verbindung stehe. Oder stoßt ihr euch etwa an dem Außerordentlichen, das in der Geburt eines Leibes aus einer Jungfrau liegt? Aber wenn der Wunderbare auf wunderbare Weise geboren worden ist, so sollte dies doch nicht Gegenstand des Anstoßes, sondern vielmehr Anregung zum Glauben sein. Oder erscheint euch vielleicht der Glaube daran, daß er eben seinen im Tode abgelegten und durch die Auferstehung in einen höheren Zustand versetzten, nun unverweslichen und nicht mehr sterblichen Leib in die Himmelshöhen emporgetragen hat, erscheint euch, sage ich, vielleicht dies unannehmbar im Hinblick auf die Mahnung, die Porphyrius gerade in den hier oft angezogenen Büchern über die Heimkehr der Seele wiederholt betont, man müsse sich von allem Körperlichen lossagen, soll die Seele imstande sein, glückselig bei Gott zu verharren? Jedoch in diesem Punkt wäre vielmehr des Porphyrius Meinung zu korrigieren, zumal da ihr über die Seele dieser sichtbaren Welt und so ungeheuren körperlichen Masse gleich ihm so unannehmbare Ansichten habt. Nach Platos Vorgang3 sagt ihr nämlich von der Welt aus, sie sei ein Lebewesen, und zwar ein völlig glückseliges, dem ihr auch ewige Dauer zuschreibt. Wie läßt es sich nun vereinbaren, daß die Welt niemals von ihrem Körper frei wird und doch niemals der Glückseligkeit entbehrt, wenn man, soll die Seele glückselig sein, alles Körperliche fliehen muß? Ferner nehmt ihr nicht bloß in euren Schriften die Körperlichkeit der Sonne und der übrigen Gestirne an, was jedermann so gut wie ihr ohne weiters sieht und sagt, sondern ihr tretet überdies auf Grund tieferer Kenntnis, wie ihr meint, dafür ein, die Gestirne seien vollkommen Band 16, S. 570glückselige und mitsamt ihren Körpern ewige Lebewesen. Aber merkwürdiger Weise vergeßt ihr diese eure Ausführungen und Lehren oder tut, als wüßtet ihr nicht darum, sowie man euch den Glauben an Christus nahelegt. Christus kam eben in Niedrigkeit und ihr seid hochmütig; das ist der Grund, weshalb ihr unter Berufung auf eure Lehrmeinungen, die ihr doch selbst anfechtet, nicht Christen sein wollt. Es mag ja unter den gelehrtesten Kennern der christlichen Schriften noch etwas genauere Erörterung darüber gepflogen werden, welcher Art die Leiber der Heiligen bei der Auferstehung sein werden; aber das steht uns fest, daß sie von ewiger Dauer und so beschaffen sein werden wie das Vorbild, das Christus durch seine Auferstehung gewiesen hat. Indes sie mögen sein, wie sie wollen: da von ihnen ausgesagt wird, sie seien völlig unverweslich und unsterblich und in nichts der in Gott sich versenkenden Betrachtung der Seele hinderlich, und da es andrerseits auch nach eurer Anschauung in den himmlischen Regionen unsterbliche Körper von unsterblich Glückseligen gibt, warum beruft ihr euch, um dem christlichen Glauben scheinbar aus Vernunftgründen aus dem Wege zu gehen, auf die Meinung, wir müßten alles Körperhafte fliehen, um glückselig zu sein, wenn nicht aus dem Grund, den ich wiederhole: Christus ist gering und niedrig und ihr seid hochmütig? Oder ist es etwa die Scheu, sich zu berichtigen? Auch das ist ein Fehler, der sich nur bei Hochmütigen findet. Ja freilich, gelehrte Leute schämen sich, aus Schülern Platos Schüler Christi zu werden, der einen Fischer durch seinen Geist verstehen und sagen lehrte: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfange bei Gott. Alles ist durch es gemacht worden, und ohne es ist nichts gemacht worden, was gemacht worden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen, und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt“. Von diesem Anfang des heiligen Evangeliums, das nach Johannes benannt ist, sagte, wie ich von dem heiligen Greise Simplicianus, dem Band 16, S. 571nachmaligen Bischof von Mailand4, oft erzählen hörte, ein Platoniker, man sollte ihn in goldenen Buchstaben niederschreiben und in allen Kirchen an der augenfälligsten Stelle anbringen. Aber deshalb ist den Hochmütigen jener göttliche Lehrmeister verächtlich geworden, weil „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“5. Nicht genug also, daß diese Unglückseligen krank sind, brüsten sie sich auch noch in ihrer Krankheit und halten es unter ihrer Würde, die Arznei zu gebrauchen, die sie hätte heilen können6. Denn indem sie so verfahren, bewirken sie nicht ihre Aufrichtung, sondern nur ihren um so tieferen Fall.


  1. Unten X 32. ↩

  2. Röm. 7, 25. ↩

  3. Tim. p. 30 ff. ↩

  4. 397—400 n.Chr. ↩

  5. Joh.. 1, 14. ↩

  6. Hier ist ein Gedanke etwa des Inhalts einzuschalten: „Nun erst ist's um sie geschehen.“ ↩

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The City of God

Chapter 29.--Of the Incarnation of Our Lord Jesus Christ, Which the Platonists in Their Impiety Blush to Acknowledge.

You proclaim the Father and His Son, whom you call the Father's intellect or mind, and between these a third, by whom we suppose you mean the Holy Spirit, and in your own fashion you call these three Gods. In this, though your expressions are inaccurate, you do in some sort, and as through a veil, see what we should strive towards; but the incarnation of the unchangeable Son of God, whereby we are saved, and are enabled to reach the things we believe, or in part understand, this is what you refuse to recognize. You see in a fashion, although at a distance, although with filmy eye, the country in which we should abide; but the way to it you know not. Yet you believe in grace, for you say it is granted to few to reach God by virtue of intelligence. For you do not say, "Few have thought fit or have wished," but, "It has been granted to few,"--distinctly acknowledging God's grace, not man's sufficiency. You also use this word more expressly, when, in accordance with the opinion of Plato, you make no doubt that in this life a man cannot by any means attain to perfect wisdom, but that whatever is lacking is in the future life made up to those who live intellectually, by God's providence and grace. Oh, had you but recognized the grace of God in Jesus Christ our Lord, and that very incarnation of His, wherein He assumed a human soul and body, you might have seemed the brightest example of grace! 1 But what am I doing? I know it is useless to speak to a dead man,--useless, at least, so far as regards you, but perhaps not in vain for those who esteem you highly, and love you on account of their love of wisdom or curiosity about those arts which you ought not to have learned; and these persons I address in your name. The grace of God could not have been more graciously commended to us than thus, that the only Son of God, remaining unchangeable in Himself, should assume humanity, and should give us the hope of His love, by means of the mediation of a human nature, through which we, from the condition of men, might come to Him who was so far off,--the immortal from the mortal; the unchangeable from the changeable; the just from the unjust; the blessed from the wretched. And, as He had given us a natural instinct to desire blessedness and immortality, He Himself continuing to be blessed; but assuming mortality, by enduring what we fear, taught us to despise it, that what we long for He might bestow upon us.

But in order to your acquiescence in this truth, it is lowliness that is requisite, and to this it is extremely difficult to bend you. For what is there incredible, especially to men like you, accustomed to speculation, which might have predisposed you to believe in this,--what is there incredible, I say, in the assertion that God assumed a human soul and body? You yourselves ascribe such excellence to the intellectual soul, which is, after all, the human soul, that you maintain that it can become consubstantial with that intelligence of the Father whom you believe in as the Son of God. What incredible thing is it, then, if some one soul be assumed by Him in an ineffable and unique manner for the salvation of many? Moreover, our nature itself testifies that a man is incomplete unless a body be united with the soul. This certainly would be more incredible, were it not of all things the most common; for we should more easily believe in a union between spirit and spirit, or, to use your own terminology, between the incorporeal and the incorporeal, even though the one were human, the other divine, the one changeable and the other unchangeable, than in a union between the corporeal and the incorporeal. But perhaps it is the unprecedented birth of a body from a virgin that staggers you? But, so far from this being a difficulty, it ought rather to assist you to receive our religion, that a miraculous person was born miraculously. Or, do you find a difficulty in the fact that, after His body had been given up to death, and had been changed into a higher kind of body by resurrection, and was now no longer mortal but incorruptible, He carried it up into heavenly places? Perhaps you refuse to believe this, because you remember that Porphyry, in these very books from which I have cited so much, and which treat of the return of the soul, so frequently teaches that a body of every kind is to be escaped from, in order that the soul may dwell in blessedness with God. But here, in place of following Porphyry, you ought rather to have corrected him, especially since you agree with him in believing such incredible things about the soul of this visible world and huge material frame. For, as scholars of Plato, you hold that the world is an animal, and a very happy animal, which you wish to be also everlasting. How, then, is it never to be loosed from a body, and yet never lose its happiness, if, in order to the happiness of the soul, the body must be left behind? The sun, too, and the other stars, you not only acknowledge to be bodies, in which you have the cordial assent of all seeing men, but also, in obedience to what you reckon a profounder insight, you declare that they are very blessed animals, and eternal, together with their bodies. Why is it, then, that when the Christian faith is pressed upon you, you forget, or pretend to ignore, what you habitually discuss or teach? Why is it that you refuse to be Christians, on the ground that you hold opinions which, in fact, you yourselves demolish? Is it not because Christ came in lowliness, and ye are proud? The precise nature of the resurrection bodies of the saints may sometimes occasion discussion among those who are best read in the Christian Scriptures; yet there is not among us the smallest doubt that they shall be everlasting, and of a nature exemplified in the instance of Christ's risen body. But whatever be their nature, since we maintain that they shall be absolutely incorruptible and immortal, and shall offer no hindrance to the soul's contemplation, by which it is fixed in God, and as you say that among the celestials the bodies of the eternally blessed are eternal, why do you maintain that, in order to blessedness, every body must be escaped from? Why do you thus seek such a plausible reason for escaping from the Christian faith, if not because, as I again say, Christ is humble and ye proud? Are ye ashamed to be corrected? This is the vice of the proud. It is, forsooth, a degradation for learned men to pass from the school of Plato to the discipleship of Christ, who by His Spirit taught a fisherman to think and to say, "In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the Word was God. The same was in the beginning with God. All things were made by Him; and without Him was not anything made that was made. In Him was life; and the life was the light of men. And the light shineth in darkness; and the darkness comprehended it not." 2 The old saint Simplicianus, afterwards bishop of Milan, used to tell me that a certain Platonist was in the habit of saying that this opening passage of the holy gospel, entitled, According to John, should be written in letters of gold, and hung up in all churches in the most conspicuous place. But the proud scorn to take God for their Master, because "the Word was made flesh and dwelt among us." 3 So that, with these miserable creatures, it is not enough that they are sick, but they boast of their sickness, and are ashamed of the medicine which could heal them. And, doing so, they secure not elevation, but a more disastrous fall.


  1. According to another reading, "You might have seen it to be," etc. ↩

  2. John i. 1-5. ↩

  3. John i. 14. ↩

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