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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
7. Die Beschaffenheit jener ersten Tage, die Morgen und Abend hatten, bevor noch die Sonne geschaffen wurde.
Was nämlich wir als Tag bezeichnen, hat seinen Abend lediglich durch den Untergang der Sonne und seinen Morgen durch deren Aufgang; von den Schöpfungstagen aber sind die drei ersten dahingegangen ohne die Sonne, deren Erschaffung erst auf den vierten Tag berichtet wird. Zwar ist gleich anfangs die Rede davon, daß das Licht durch Gottes Wort erschaffen worden sei und daß Gott das Licht von der Finsternis geschieden und das also geschiedene Licht Tag, die Finsternis Nacht genannt habe; allein welcher Art jenes Licht ist und welcher Bewegungswechsel Abend und Morgen verursacht habe und wie der so verursachte Abend und Morgen beschaffen, das entzieht sich unseren Sinnen und kann in seinem Wesen von uns nicht ergründet werden, wir haben es einfach zu glauben. Es mag etwa ein körperhaftes Licht gemeint sein1, sei es in den oberen Schichten des Weltalls, unerreichbar unseren Blicken, sei es ein Licht, von dem nachmals die Sonne das ihre erhielt; oder aber es wird mit dem Worte Licht die heilige Stadt in den heiligen Engeln und den seligen Geistern bezeichnet, von der der Apostel2 sagt: Band 16, S. 595„Jenes obere Jerusalem, unsere ewige Mutter im Himmel“; er sagt ja auch an anderer Stelle3: „Ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind nicht Kinder der Nacht und der Finsternis“; es fragt sich nur, ob wir bei solcher Deutung auch den Abend und Morgen dieses „Tages“ einigermaßen entsprechend aufzufassen vermögen. Etwa so: Das Wissen um das Geschaffene läßt sich im Vergleich zu dem Wissen um den Schöpfer als abendliches Dunkel bezeichnen, und jenes Wissen um das Geschaffene flammt hinwieder auf zum Morgenlicht, wenn es auch seinerseits dem Preis und der Liebe des Schöpfers dient4; es versinkt nicht in Nacht, wofern nicht der Schöpfer aus Liebe zum Geschöpf verlassen wird. Und so hat die Schrift da, wo sie die Schöpfungstage der Reihe nach aufzählt, nirgends das Wort Nacht dazwischen eingeschaltet; sie sagt an keiner Stelle: Es ward Nacht, sondern es heißt: „Es ward Abend und es ward Morgen, ein Tag“; so auch der zweite Tag und die übrigen. Die Erkenntnis der geschaffenen Dinge in sich selbst ist sozusagen farbloser, als wenn sie erkannt werden in der Weisheit Gottes als der Gestaltungskraft, durch die sie geschaffen sind. Man wird demnach jene Erkenntnis besser als Abend denn als Nacht bezeichnen; aber dieser Abend verwandelt sich, wie gesagt, wieder in den Morgen, wenn man sie auf Preis und Liebe des Schöpfers bezieht. Und indem sie5 das tut in der Erkenntnis ihrer selbst, ist es ein Tag; in der Erkenntnis der Feste zwischen den unteren und oberen Wassern, d. i. des Himmels, der zweite Tag; in der Erkenntnis der Erde und des Meeres und alles Sprossenden, was mit Wurzeln in der Erde haftet, der dritte Tag; in der Erkenntnis der Leuchten, der größeren und der kleineren, und aller Gestirne, der vierte Tag; in der Erkenntnis aller wasserentsprungenen schwimmenden und fliegenden Tiere, der fünfte Tag; in der Erkenntnis aller Landtiere und zuletzt des Menschen, der sechste Tag.
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The City of God
Chapter 7.--Of the Nature of the First Days, Which are Said to Have Had Morning and Evening, Before There Was a Sun.
We see, indeed, that our ordinary days have no evening but by the setting, and no morning but by the rising, of the sun; but the first three days of all were passed without sun, since it is reported to have been made on the fourth day. And first of all, indeed, light was made by the word of God, and God, we read, separated it from the darkness, and called the light Day, and the darkness Night; but what kind of light that was, and by what periodic movement it made evening and morning, is beyond the reach of our senses; neither can we understand how it was, and yet must unhesitatingly believe it. For either it was some material light, whether proceeding from the upper parts of the world, far removed from our sight, or from the spot where the sun was afterwards kindled; or under the name of light the holy city was signified, composed of holy angels and blessed spirits, the city of which the apostle says, "Jerusalem which is above is our eternal mother in heaven;" 1 and in another place, "For ye are all the children of the light, and the children of the day; we are not of the night, nor of darkness." 2 Yet in some respects we may appropriately speak of a morning and evening of this day also. For the knowledge of the creature is, in comparison of the knowledge of the Creator, but a twilight; and so it dawns and breaks into morning when the creature is drawn to the praise and love of the Creator; and night never falls when the Creator is not forsaken through love of the creature. In fine, Scripture, when it would recount those days in order, never mentions the word night. It never says, "Night was," but "The evening and the morning were the first day." So of the second and the rest. And, indeed, the knowledge of created things contemplated by themselves is, so to speak, more colorless than when they are seen in the wisdom of God, as in the art by which they were made. Therefore evening is a more suitable figure than night; and yet, as I said, morning returns when the creature returns to the praise and love of the Creator. When it does so in the knowledge of itself, that is the first day; when in the knowledge of the firmament, which is the name given to the sky between the waters above and those beneath, that is the second day; when in the knowledge of the earth, and the sea, and all things that grow out of the earth, that is the third day; when in the knowledge of the greater and less luminaries, and all the stars, that is the fourth day; when in the knowledge of all animals that swim in the waters and that fly in the air, that is the fifth day; when in the knowledge of all animals that live on the earth, and of man himself, that is the sixth day. 3