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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
28. Müssen wir, um uns dem Bilde der göttlichen Dreifaltigkeit mehr anzunähern, auch die Liebe lieben, mit der wir Sein und Bewußtsein lieben?
Doch genug, soweit es der Plan des hier übernommenen Werkes zu fordern scheint, von jenen beiden Begriffen, dem Sein und dem Bewußtsein, sowie davon, wie sehr beides in uns Gegenstand der Liebe ist, und wie auch in den tiefer stehenden Wesen sich etwas bei aller Verschiedenheit doch Ähnliches vorfindet. Dagegen war noch nicht davon die Rede, ob auch die Liebe, mit der beides erfaßt wird, Gegenstand der Liebe sei. Und sie ist es; Beweis dafür ist, daß gerade sie an den Menschen, die mit Recht geliebt werden, in besonderem Maße geliebt wird. Nennt man doch in der Tat einen guten Menschen nicht etwa den, der weiß, was gut ist, sondern den, der das Gute liebt. Warum also nehmen wir nicht auch in uns selbst eine Liebe zu jener Liebe wahr, kraft deren wir uns zu allem Guten, das wir lieben, hingezogen fühlen? Es gibt nämlich auch eine Liebe, die sich dem zuwendet, was nicht Gegenstand der Liebe sein soll, und diese Liebe haßt in sich, wer die liebt, die das Liebenswerte zum Gegenstand hat. Beide können sich ja in demselben Menschen vorfinden, und es ist ein Vorzug des Menschen, daß, während die eine, die ein gutes Leben bewirkt, zunimmt, die andere, die ein schlechtes Leben bewirkt, abnimmt, bis unser ganzes Leben vollkommen geheilt und zum Guten umgewandelt wird. Wären wir nämlich Tiere, so würden wir das Leben des Fleisches und was seiner Sinnesrichtung entspricht, lieben und hätten an diesem Gut unser Genügen und würden weiter, da es uns wohl wäre, nichts anderes suchen. Ebenso würden wir, wenn wir Bäume wären, zwar nicht durch eine von den Sinnen getragene Bewegung Liebe zu irgendetwas äußern können, aber wir würden eine Art Streben nach dem bekunden, was uns möglichst ertragreich und fruchtbar machen kann. Wären wir Steine, Wogen, Wind, Flamme oder etwas dergleichen, ganz ohne Empfindung und Leben, so würde uns Band 16, S. 631doch eine Art von Streben nach der uns zukommenden Stelle und Einordnung nicht mangeln. Denn in den Bewegungen der Schwerkraft kommt gleichsam die Liebe der leblosen Körper zum Ausdruck, sei es, daß sie durch ihre Schwere nach abwärts oder durch ihre Leichtigkeit nach aufwärts trachten. Wie nämlich der Geist durch die Liebe, so wird der leblose Körper durch die Schwerkraft zu seinen Bewegungen veranlaßt. Da wir also Menschen sind, erschaffen nach dem Bilde unseres Schöpfers, dem die wahre Ewigkeit, die ewige Wahrheit und die ewige und wahre Liebe eignet und der selbst die ewige, wahre und liebreiche Dreifaltigkeit ist, nicht vermengt noch getrennt, so laßt uns in den unter uns stehenden Dingen, da auch sie weder überhaupt da wären, noch irgendeine Gestalt hätten, noch irgendwie Ordnung anstrebten oder festhielten, wenn sie nicht von dem erschaffen wären, der im höchsten Sinne ist, im höchsten Sinne weise, im höchsten Sinne gut ist, laßt uns das alles, was er erschaffen und mit wunderbarer Beständigkeit ausgerüstet hat, durchgehen und seine Spuren suchen, die darin, hier mehr, dort weniger eingedrückt sind. In uns selbst aber wollen wir sein Bild erkennen und wie der jüngere Sohn im Evangelium1„in uns gehen, uns erheben und zurückkehren“, zu dem, von dem wir uns durch die Sünde entfernt hatten. Dort wird unser Sein den Tod nicht kennen, unser Wissen nicht den Irrtum, unsere Liebe keinen Anstoß. Unterdessen aber, so sicher wir festhalten an unserm Sein, Wissen und Lieben und nicht auf fremdes Zeugnis hin daran glauben, sondern es in eigenster Person als wirklich vorhanden empfinden und mit dem inneren, durchaus untrüglichen Auge erblicken, so suchen und haben wir doch dafür noch andere Zeugen — wir können ja auch nicht aus uns selbst inne werden, wie lang diese Dreiheit bestehen, ob sie niemals aufhören, und wo sie einmünden werde, wenn sie gut, und wo, wenn sie schlecht angewendet wird —, Zeugen, in deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel gesetzt werden darf. Doch das genauer zu begründen ist nicht hier, sondern weiter Band 16, S. 632unten der rechte Platz. In diesem Buch will ich ja über den Staat Gottes, soweit er nicht in der Sterblichkeit des irdischen Lebens pilgert, sondern unsterblich immer im Himmel weilt, d. h. über die heiligen, Gott getreuen Engel, die niemals abtrünnig waren noch sein werden, die Gott von jenen, welche sich vom ewigen Licht abgekehrt haben und dadurch Finsternis geworden sind, gleich anfangs geschieden hat, wie bereits ausgeführt wurde, über diesen Teil des Gottesstaates will ich die begonnenen Erörterungen mit Gottes Beistand, so gut ich es vermag, weiter führen.
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Luk. 15, 8. ↩
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The City of God
Chapter 28.--Whether We Ought to Love the Love Itself with Which We Love Our Existence and Our Knowledge of It, that So We May More Nearly Resemble the Image of the Divine Trinity.
We have said as much as the scope of this work demands regarding these two things, to wit, our existence, and our knowledge of it, and how much they are loved by us, and how there is found even in the lower creatures a kind of likeness of these things, and yet with a difference. We have yet to speak of the love wherewith they are loved, to determine whether this love itself is loved. And doubtless it is; and this is the proof. Because in men who are justly loved, it is rather love itself that is loved; for he is not justly called a good man who knows what is good, but who loves it. Is it not then obvious that we love in ourselves the very love wherewith we love whatever good we love? For there is also a love wherewith we love that which we ought not to love; and this love is hated by him who loves that wherewith he loves what ought to be loved. For it is quite possible for both to exist in one man. And this co-existence is good for a man, to the end that this love which conduces to our living well may grow, and the other, which leads us to evil may decrease, until our whole life be perfectly healed and transmuted into good. For if we were beasts, we should love the fleshly and sensual life, and this would be our sufficient good; and when it was well with us in respect of it, we should seek nothing beyond. In like manner, if we were trees, we could not, indeed, in the strict sense of the word, love anything; nevertheless we should seem, as it were, to long for that by which we might become more abundantly and luxuriantly fruitful. If we were stones, or waves, or wind, or flame, or anything of that kind, we should want, indeed, both sensation and life, yet should possess a kind of attraction towards our own proper position and natural order. For the specific gravity of bodies is, as it were, their love, whether they are carried downwards by their weight, or upwards by their levity. For the body is borne by its gravity, as the spirit by love, whithersoever it is borne. 1 But we are men, created in the image of our Creator, whose eternity is true, and whose truth is eternal, whose love is eternal and true, and who Himself is the eternal, true, and adorable Trinity, without confusion, without separation; and, therefore, while, as we run over all the works which He has established, we may detect, as it were, His footprints, now more and now less distinct even in those things that are beneath us, since they could not so much as exist, or be bodied forth in any shape, or follow and observe any law, had they not been made by Him who supremely is, and is supremely good and supremely wise; yet in ourselves beholding His image, let us, like that younger son of the gospel, come to ourselves, and arise and return to Him from whom by our sin we had departed. There our being will have no death, our knowledge no error, our love no mishap. But now, though we are assured of our possession of these three things, not on the testimony of others, but by our own consciousness of their presence, and because we see them with our own most truthful interior vision, yet, as we cannot of our selves know how long they are to continue, and whether they shall never cease to be, and what issue their good or bad use will lead to, we seek for others who can acquaint us of these things, if we have not already found them. Of the trustworthiness of these witnesses, there will, not now, but subsequently, be an opportunity of speaking. But in this book let us go on as we have begun, with God's help, to speak of the city of God, not in its state of pilgrimage and mortality, but as it exists ever immortal in the heavens,--that is, let us speak of the holy angels who maintain their allegiance to God, who never were, nor ever shall be, apostate, between whom and those who forsook light eternal and became darkness, God, as we have already said, made at the first a separation.
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Compare the Confessions, xiii. 9. ↩