Traduction
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
2. Von dem Tod, der die Seele trotz ihrem ewigen Leben treffen kann, und dem Tode, dem der Leib verfallen ist.
Band 16, S. 693Jedoch über die Arten des Todes muß ich etwas eingehender handeln. Es gibt nämlich auch einen Seelentod, obwohl man die menschliche Seele mit Recht als unsterblich bezeichnet. Denn unsterblich heißt sie deshalb, weil sie nicht aufhört zu leben und zu empfinden, wenn auch in noch so geringem Grade; der Leib dagegen heißt sterblich deshalb, weil er alles Lebens verlustig gehen kann und durch sich selbst überhaupt nicht lebt. Der Tod der Seele nun also tritt ein, wenn Gott sie verläßt, wie der des Leibes, wenn ihn die Seele verläßt. Also tritt der Tod beider und somit des ganzen Menschen ein, wenn eine von Gott verlassene Seele den Leib verläßt. In diesem Falle hat weder die Seele ihr Leben aus Gott noch der Leib das seine aus der Seele. Diesem Tod des ganzen Menschen folgt alsdann der, den göttliche Aussprüche als den zweiten Tod bekräftigen1. Ihn hat der Erlöser gemeint bei dem Worte2: „Fürchtet den, der Macht hat, Leib und Seele ins Verderben der Hölle zu stürzen“. Da dies erst nach der unzertrennlichen Vereinigung des Leibes mit der Seele geschehen kann, so mag es sonderbar erscheinen, daß man von einem Tode des Leibes spricht, wo doch der Leib nicht von der Seele verlassen, sondern als beseelt und mit Empfindung begabt gepeinigt wird. Denn bei jener letzten und ewigen Strafe, von welcher in anderm Zusammenhang eingehender zu handeln ist, kann man wohl von einem Tod der Seele sprechen, weil sie nicht aus Gott lebt, aber von einem Tod des Leibes, das ist merkwürdig, da der Leib doch durch die Seele belebt wird. Sonst könnte er ja die leiblichen Peinen nicht fühlen, die nach der Auferstehung eintreten werden. Vielleicht darf man dem Leibe, wenn sich in ihm die Seele nicht des Lebens halber, sondern der Pein halber befindet, das Leben deshalb absprechen, weil das Leben immerhin noch ein Gut, die Pein ein Übel ist. Die Seele Band 16, S. 694lebt also aus Gott, wenn sie gut lebt; sie vermag ja nur gut zu leben, wenn Gott in ihr das Gute wirkt; der Leib dagegen lebt durch die Kraft der Seele, wenn die Seele im Leibe lebt, gleichviel ob sie selbst aus Gott lebt oder nicht. Das Leben der Gottlosen in ihren Leibern ist eben nicht ein Leben ihrer Seelen, sondern ihrer Leiber; und ein solches können auch die toten, d. i. gottverlassenen Seelen mitteilen, da deren Eigenleben, auf dem auch ihre Unsterblichkeit beruht, nicht aufhört, mag es auch noch so schwach sein. Jedoch im Zustand der schließlichen Verdammnis wird dieses Leben nicht mit Unrecht als Tod und nicht mehr als Leben bezeichnet, obwohl der Mensch da immer noch Empfindung hat; denn diese Empfindung ist nicht durch Lustgefühl angenehm noch durch Ruhe heilwirksam, sondern durch Schmerz peinvoll. Und als zweiter Tod wird dieses Leben bezeichnet, weil es eintritt nach dem ersten Tod, durch den die Trennung der zusammenhängenden Naturen, sei es Gottes und der Seele oder der Seele und des Leibes, herbeigeführt wird3. Von dem ersten Tode des Leibes kann man daher sagen, daß er für die Guten gut sei, für die Bösen schlimm; der zweite dagegen ohne Zweifel ist für niemand gut, trifft aber auch keinen Guten.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput II: De ea morte, quae animae semper utcumque uicturae accidere potest, et ea, cui corpus obnoxium est.
Sed de ipso genere mortis uideo mihi paulo diligentius disserendum. quamuis enim anima humana ueraciter inmortalis perhibeatur, habet tamen quandam etiam ipsa mortem suam. nam ideo dicitur inmortalis, quia modo quodam quantulocumque non desinit uiuere atque sentire; corpus autem ideo mortale, quoniam deseri omni uita potest nec per se ipsum aliquatenus uiuit. mors igitur animae fit, cum eam deserit deus, sicut corporis, cum id deserit anima. ergo utriusque rei, id est totius hominis, mors est, cum anima deo deserta deserit corpus. ita enim nec ex deo uiuit ipsa nec corpus ex ipsa. huiusmodi autem totius hominis mortem illa sequitur, quam secundam mortem diuinorum eloquiorum appellat auctoritas. hanc saluator significauit, ubi ait: eum timete qui habet potestatem et corpus et animam perdere in gehennam. quod cum ante non fiat, quam cum anima corpori sic fuerit copulata, ut nulla diremptione separentur, mirum uideri potest quomodo corpus ea morte dicatur occidi, qua non anima deseritur, sed animatum sentiens que cruciatur. nam in illa ultima poena ac sempiterna, de qua suo loco diligentius disserendum est, recte mors animae dicitur, quia non uiuit ex deo; mors autem corporis quonam modo, cum uiuat ex anima? non enim aliter potest ipsa corporalia, quae post resurrectionem futura sunt, sentire tormenta. an quia uita qualiscumque aliquod bonum est, dolor autem malum, ideo nec uiuere corpus dicendum est, in quo anima non uiuendi causa est, sed dolendi? uiuit itaque anima ex deo, cum uiuit bene; non enim potest bene uiuere nisi deo in se operante quod bonum est; uiuit autem corpus ex anima, cum anima uiuit in corpore, seu uiuat ipsa seu non uiuat ex deo. inpiorum namque in corporibus uita non animarum, sed corporum uita est; quam possunt eis animae etiam mortuae, hoc est deo deserente, quantulacumque propria uita, ex qua et inmortales sunt, non desistente, conferre. uerum in damnatione nouissima quamuis homo sentire non desinat, tamen, quia sensus ipse nec uoluptate suauis nec quiete salubris, sed dolore poenalis est, non inmerito mors est potius appellata quam uita. ideo autem secunda, quia post illam primam est, qua fit cohaerentium diremptio naturarum, siue dei et anima siue animae et corporis. de prima igitur corporis morte dici potest, quod bonis bona sit, malis mala; secunda uero sine dubio sicut nullorum bonorum est, ita nulli bona.