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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
51. Auch durch die ablehnende Haltung der Häretiker wird der katholische Glaube gekräftigt.
Wie nun der Teufel die Tempel der Dämonen verödet und das Menschengeschlecht sich auf den Namen des erlösenden Mittlers stürzen sah, da setzte er Häretiker in Bewegung, die unter christlicher Flagge der christlichen Lehre widersprechen sollten, als ob man derlei Leute gleichgültig ohne alle Beanstandung im Gottesstaat haben könnte, so wie der Staat der Verwirrung gleichgültig1 Philosophen mit verschiedenen und einander widersprechenden Lehrmeinungen duldete. Es werden also die, die in der Kirche Christi ungesunden und verkehrten Anschauungen huldigen, zu Häretikern, wenn sie sich der Zurechtweisung, die sie auf die Bahn der gesunden und richtigen Lehre bringen will, hartnäckig widersetzen2 und ihre tod- und verderbenbringenden Lehrmeinungen nicht aufgeben wollen, sondern sie zu vertreten und zu verteidigen fortfahren; sie begeben sich damit aus der Kirche hinaus und werden nun zu den sie stählenden Gegnern gerechnet. Auch so ja nützen sie3 den wahren, katholischen Gliedern Christi durch ihr übles Verhalten, indem Gott auch der Bösen sich zum Guten bedient und „den ihn Liebenden alles Band 28, S. 1135zum Guten gereicht“4. Denn alle Feinde der Kirche, mag welcher Irrtum immer sie verblenden, in welcher Bosheit immer ihre Schlechtigkeit gründen, erlangen sie die Macht, in äußeren Dingen Wunden zu schlagen, so stählen sie die Geduld der Kirche; beschränkt sich aber ihre Gegnerschaft auf die Vertretung falscher Meinungen, so stählen sie deren Weisheit; sofern sie endlich auch als Feinde zu lieben sind, stählen sie deren Wohlwollen, das auch zum Wohltun fortschreiten kann, sei es, daß man mit ihnen in sanft überredender Belehrung verfährt oder aber in schreckhafter Zucht. Und demnach hat der Teufel, der Fürst des gottlosen Staates, wenn er seine eigenen Gebilde wider den in dieser Welt als Fremdling pilgernden Gottesstaat aufwiegelt, nicht die Genugtuung, daß er ihm irgend schaden würde; vielmehr wird einfach dem Gottesstaat von der göttlichen Vorsehung durch günstiges Geschick Trost zugeleitet, damit er in widrigem nicht erliege, und durch widriges Geschick Gelegenheit zur Stählung geboten, damit er durch glückliches nicht verdorben werde, und beides hält sich gegenseitig so die Wage, daß wir eben davon das Psalmwort geschöpft erkennen5: „Nach dem Maße der Zahl meiner Schmerzen in meinem Herzen haben deine Tröstungen meine Seele erquickt.“ Hierauf bezieht sich auch der Ausspruch des Apostels6: „In Hoffnung freudig, in Trübsal geduldig“.
Denn auch das, was derselbe Lehrer meint mit den Worten7: „Alle, die fromm leben wollen in Christo, werden Verfolgung erleiden“, muß sich bestimmt zu allen Zeiten finden. Mag auch äußerlich Ruhe herrschen, indem die, die draußen sind, nicht wider uns wüten, und es herrscht solche Ruhe zurzeit wirklich und sie gewährt gar viel Trost, vorab den Schwachen, so fehlt es doch im Innern nicht an solchen, ja es sind ihrer sogar viele, die den Herzen der Frommen durch ihre verderbten Sitten wehe tun; denn durch sie wird der christliche Band 28, S. 1136und katholische Name geschändet; und je teurer dieser denen ist, die fromm leben wollen in Christo, um so mehr schmerzt es sie, daß sich durch Böse im eigenen Lager die Liebe zu diesem Namen vermindert, die sie doch gern immer gesteigert wissen möchten. Auch die Häretiker verursachen den Herzen der Frommen große Betrübnis, wenn man bedenkt, daß sie den christlichen Namen führen und die christlichen Geheimnisse haben und die Schriften und das Bekenntnis zu Christus; sehen sich doch sogar von denen, die gern Christen wären, viele wegen ihrer abweichenden Lehren zum Zaudern veranlaßt, und viele Schmähsüchtige finden auch an ihnen Stoff, den christlichen Namen zu lästern, weil auch sie doch eben Christen genannt werden. Durch schlechte Sitten also und durch Irrmeinungen erleiden die, die fromm leben wollen in Christo, Verfolgung, auch wenn niemand sie äußerlich anfeindet und plagt. Sie erleiden diese Verfolgung eben nicht äußerlich, an ihrem Leibe, sondern in ihren Herzen. Darum heißt es ja: „Nach dem Maße der Zahl meiner Schmerzen in meinem Herzen“, nicht „an meinem Leibe“. Weil man aber andererseits der unwandelbaren göttlichen Verheißungen gedenkt und des Wortes des Apostels8: „Es kennt der Herr die Seinen [denn die er vorhergesehen und vorherbestimmt hat, gleichförmig zu werden dem Bilde seines Sohnes“, von denen kann keiner verloren gehen], so folgt in der nämlichen Psalmstelle allsogleich: „Haben deine Tröstungen meine Seele erquickt“. Ja der Schmerz selbst, der in den Herzen der Frommen entsteht über die Verfolgung durch das Gebaren schlechter oder falscher Christen, gereicht den Betrübten zum Vorteil, weil er hervorgeht aus der Liebe, die nicht will, daß sie verloren gehen, noch daß sie dem Heil anderer im Wege stehen sollen. Endlich fließt auch mächtiger Trost aus ihrer Besserung, die die Herzen der Frommen von ebenso großer Freude überströmen läßt, wie ihre Verderbnis ihnen Schmerz und Pein verursacht hat. Und so schreitet die Kirche auf ihrer Pilgerschaft fort zwischen Verfolgungen seitens der Welt und Tröstungen seitens Band 28, S. 1137Gottes; und das war immer so auf dieser Welt, in diesen bösen Tagen9, nicht erst seit der Zeit der leiblichen Gegenwart Christi und seiner Apostel, sondern schon von Abel an, den als den ersten Gerechten sein gottloser Bruder erschlug, und so wird es bleiben bis zum Ende dieser Welt.
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The City of God
Chapter 51.--That the Catholic Faith May Be Confirmed Even by the Dissensions of the Heretics.
But the devil, seeing the temples of the demons deserted, and the human race running to the name of the liberating Mediator, has moved the heretics under the Christian name to resist the Christian doctrine, as if they could be kept in the city of God indifferently without any correction, just as the city of confusion indifferently held the philosophers who were of diverse and adverse opinions. Those, therefore, in the Church of Christ who savor anything morbid and depraved, and, on being corrected that they may savor what is wholesome and right, contumaciously resist, and will not amend their pestiferous and deadly dogmas, but persist in defending them, become heretics, and, going without, are to be reckoned as enemies who serve for her discipline. For even thus they profit by their wickedness those true catholic members of Christ, since God makes a good use even of the wicked, and all things work together for good to them that love Him. 1 For all the enemies of the Church, whatever error blinds or malice depraves them, exercise her patience if they receive the power to afflict her corporally; and if they only oppose her by wicked thought, they exercise her wisdom: but at the same time, if these enemies are loved, they exercise her benevolence, or even her beneficence, whether she deals with them by persuasive doctrine or by terrible discipline. And thus the devil, the prince of the impious city, when he stirs up his own vessels against the city of God that sojourns in this world, is permitted to do her no harm. For without doubt the divine providence procures for her both consolation through prosperity, that she may not be broken by adversity, and trial through adversity, that she may not be corrupted by prosperity; and thus each is tempered by the other, as we recognize in the Psalms that voice which arises from no other cause, "According to the multitude of my griefs in my heart, Thy consolations have delighted my soul." 2 Hence also is that saying of the apostle, "Rejoicing in hope, patient in tribulation." 3
For it is not to be thought that what the same teacher says can at any time fail, "Whoever will live piously in Christ shall suffer persecution." 4 Because even when those who are without do not rage, and thus there seems to be, and really is, tranquillity, which brings very much consolation, especially to the weak, yet there are not wanting, yea, there are many within who by their abandoned manners torment the hearts of those who live piously, since by them the Christian and catholic name is blasphemed; and the dearer that name is to those who will live piously in Christ, the more do they grieve that through the wicked, who have a place within, it comes to be less loved than pious minds desire. The heretics themselves also, since they are thought to have the Christian name and sacraments, Scriptures, and profession, cause great grief in the hearts of the pious, both because many who wish to be Christians are compelled by their dissensions to hesitate, and many evil-speakers also find in them matter for blaspheming the Christian name, because they too are at any rate called Christians. By these and similar depraved manners and errors of men, those who will live piously in Christ suffer persecution, even when no one molests or vexes their body; for they suffer this persecution, not in their bodies, but in their hearts. Whence is that word, "According to the multitude of my griefs in my heart;" for he does not say, in my body. Yet, on the other hand, none of them can perish, because the immutable divine promises are thought of. And because the apostle says, "The Lord knoweth them that are His; 5 for whom He did foreknow, He also predestinated [to be] conformed to the image of His Son," 6 none of them can perish; therefore it follows in that psalm, "Thy consolations have delighted my soul." 7 But that grief which arises in the hearts of the pious, who are persecuted by the manners of bad or false Christians, is profitable to the sufferers, because it proceeds from the charity in which they do not wish them either to perish or to hinder the salvation of others. Finally, great consolations grow out of their chastisement, which imbue the souls of the pious with a fecundity as great as the pains with which they were troubled concerning their own perdition. Thus in this world, in these evil days, not only from the time of the bodily presence of Christ and His apostles, but even from that of Abel, whom first his wicked brother slew because he was righteous, 8 and thenceforth even to the end of this world, the Church has gone forward on pilgrimage amid the persecutions of the world and the consolations of God.