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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

18. Sallusts Ausführungen über die gegenteilige Beeinflussung der Sitten der Römer durch Furcht und durch Sicherheit.

Ich will daher zurückhalten und lieber Sallust als Zeugen aufrufen. Kaum hat er zum Ruhme seines Volkes den Ausspruch getan, an den diese Erörterung anknüpfte, nämlich: „Der Sinn für Recht und Sittlichkeit war bei ihnen von Natur aus ebenso stark wie infolge von Gesetzen“, voll des Lobes über die Zeit, da der Staat nach Vertreibung der Könige binnen kurzer Frist mächtig anwuchs, so vernimmt man von ihm im ersten Buch seines Geschichtswerkes, und zwar gleich am Anfang das Eingeständnis, daß es auch damals als die Regierungsgewalt von den Königen an die Konsuln überging, schon sehr bald zu Ungerechtigkeiten der Mächtigeren und in deren Gefolge zur Lostrennung der Plebejer von den Patriziern und zu anderen Mißhelligkeiten unter der Bürgerschaft gekommen sei. Nachdem er nämlich erwähnt hat, daß im römischen Volk zwischen dem zweiten und dem letzten punischen Krieg der beste sittliche Zustand und die größte Eintracht geherrscht habe, wie er sagt, nicht aus Liebe zur Gerechtigkeit, sondern aus Furcht wegen der fortwährenden Gefährdung des Friedens, solang Karthago stand (in demselben Sinne Band 1, S. 103wollte ja auch Nasica1 zur Abwehr der Sittenlosigkeit und zur Erhaltung jenes vortrefflichen Sittenzustandes, bei dem durch Furcht die Laster in Schranken gehalten wurden, von der Zerstörung Karthagos nichts wissen), fährt er unmittelbar darauf fort mit den Worten2:

„Allein Zwietracht, Habsucht, Gunstbuhlerei und die sonstigen Übelstände, die im Wohlergehen nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge entstehen, haben nach dem Untergang Karthagos mächtig Überhand genommen“;

er gibt uns damit zu verstehen, daß solche Übelstände auch vorher nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge entstanden und Überhand nahmen. Deshalb fügt er zur Begründung dieser Worte bei: „Denn zu Unbilden der Mächtigeren und in deren Gefolge zur Trennung der Plebejer von den Patriziern und zu anderen Mißhelligkeiten unter den Bürgern kam es schon von Anfang an und nur nach Vertreibung der Könige, so lange, bis die Furcht vor Tarquinius und der gefährliche Krieg mit Etrurien ein Ende nahm, herrschte Recht und Billigkeit“. Er gibt also offenbar selbst für diese kurze Zeit, in der nach Verbannung das heißt Verjagung der Könige Recht und Billigkeit herrschte, die Furcht als Grund dieser Erscheinung an; die Furcht bezog sich auf den Krieg, den König Tarquinius, von Reich und Stadt vertrieben, im Bunde mit den Etruskern wider die Römer führte3. Nun beachte man, was er gleich daranschließt: „Hernach plagten die Patrizier das Volk durch herrisches Wesen, verfügten über Leib und Leben geradeso wie die Könige, vertrieben die Leute von ihrer Scholle und führten allein unter Ausschluß der übrigen das Regiment. Da sich das Volk durch diese Grausamkeiten und vorab durch Wucher schwer bedrückt fühlte, während es doch bei den beständigen Kriegen die Last der Steuern und. des Kriegsdienstes mitzutragen hatte, griff es zu den Waffen und besetzte den heiligen Berg und den Aventin; damals erwarb es sich den Volkstribunat und andere Rechte. Erst der zweite punische Krieg setzte den Zwistigkeiten und dem Kampfe ein Ziel.“ Man sieht Band 1, S. 104daraus, in welcher Verfassung sich schon von diesem Zeitpunkte ab, nämlich kurz nach Vertreibung der Könige, die Römer befanden, von denen er sagt: „Der Sinn für Recht und Sittlichkeit war bei ihnen ebenso stark von Natur aus als infolge von Gesetzen“,

Wenn sich nun aber schon diese Zeiten, in denen es um den römischen Staat gar herrlich und gut stand nach seinen Lobrednern, in solchem Lichte zeigen, wie haben wir dann wohl über den folgenden Zeitabschnitt zu urteilen, da „sich allmählich“, um mich der Worte desselben Geschichtsschreibers4 zu bedienen, „der Wandel vom herrlichsten und besten Staate zum schlechtesten und sittenlosesten vollzog“, nämlich nach der Zerstörung Karthagos, wie er erwähnt hat? Sallust schildert diese Zeiten in knapper Übersicht in seinem Geschichtswerk; dort kann man auch seinen Nachweis lesen, welch schrecklicher Sittenverfall einriß infolge des Wohlergehens und wie er schließlich zu Bürgerkriegen führte. „Seit dieser Zeit“, sagt er5, „ging es mit den Sitten der Vorfahren nicht allmählich, wie vorher, sondern in jähem Sturze wie bei einem Gießbach abwärts; der junge Nachwuchs sank durch Ausschweifung und Habsucht so tief, daß man von ihm mit Recht sagen konnte, er sei nur dazu geboren, um weder selbst ein Vermögen besitzen noch ein solches andern in Ruhe lassen zu können.“ Danach erzählt Sallust allerlei von den Lastern des Sulla und den sonstigen schrecklichen Zuständen im Staate, und andere Schriftsteller sagen das gleiche, wenn auch nicht in gleicher sprachlicher Meisterschaft.

Du siehst daraus jedoch, wie ich glaube, und jeder, der die Augen aufmacht, erkennt ohne Mühe und vollkommen klar, in welchen Sumpf der gräulichsten Sittenlosigkeit jener Staat vor der Ankunft unseres himmlischen Königs versunken war. Denn das hat sich zugetragen, nicht allein bevor Christus, im Fleische unter uns weilend, sein Lehramt aufnahm, sondern schon bevor er von der Jungfrau geboren ward. Da nun unsere Gegner die entsetzlichen Übelstände von damals, die früher noch einigermaßen erträglich waren, nach der Zerstörung Band 1, S. 105Karthagos aber unerträglich und schauderhaft wurden, ihren Göttern nicht beizumessen wagen, die doch den Seelen der Menschen jene Meinungen, aus denen solche Laster emporwuchern konnten, mit böswilliger Schlauheit einimpften, warum messen sie das Unheil der Gegenwart unserm Christus bei, der mit heilsamster Lehre auf der einen Seite die Verehrung der falschen und trügerischen Götter verbietet, auf der andern Seite die verderblichen und schandbaren Begierden der Menschen mit der Kraft göttlicher Autorität verpönt und verdammt und der an diesen Übeln krankenden und dahinsiechenden Welt allenthalben die Seinigen nach und nach entzieht, um mit ihnen einen ewigen Staat zu gründen, der überaus glorreich ist nach dem Richtspruch der Wahrheit, nicht nach dem billigen Beifall der Torheit.


  1. Oben I 30. ↩

  2. Sall. Hist. 1, 9. ↩

  3. Vgl. unten III, 16. ↩

  4. Sall. Catil. 5. 9 ↩

  5. Sall. Hist. I 12. ↩

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La cité de dieu

CHAPITRE XVIII.

TÉMOIGNAGE DE SALLUSTE SUR LES MOEURS DU PEUPLE ROMAIN, TOUR A TOUR CONTENUES PAR LA CRAINTE ET RELÂCHÉES PAR LA SÉCURITÉ.

Au lieu donc de poursuivre, j’aime mieux rapporter le témoignage de ce même Salluste, qui m’a donné occasion d’aborder ce sujet en disant du peuple romain « que son caractère, autant que ses lois, le rendait bon et équitable ». Salluste veut ici glorifier ce temps où Rome, après la chute des rois, prit en très-peu d’années d’incroyables accroissements, et cependant il ne laisse pas d’avouer, dès le commencement du premier livre de son Histoire1, que dans ce même temps, quand l’autorité passa des rois aux consuls, les patriciens ne tardèrent pas à opprimer le peuple, ce qui occasionna la séparation du peuple et du sénat et une foule de dissensions civiles. En effet, après avoir rappelé qu’entre la seconde et la troisième guerre punique, les bonnes moeurs et la concorde régnaient parmi le peuple romain, heureux état de choses qu’il attribue, non à l’amour de la justice, mais à cette crainte salutaire de l’ennemi que Scipion Nasica voulait entretenir en s’opposant à la ruine de Carthage, l’historien ajoute ces paroles : « Mais, Carthage prise, la discorde, la cupidité, l’ambition, et tous les vices qui naissent d’ordinaire de la prospérité se développèrent rapidement ». D’où l’on doit conclure qu’auparavant ils avaient commencé de paraître et de grandir. Salluste ajoute, pour appuyer son sentiment: « Car les violences des citoyens puissants, qui amenèrent la « séparation du peuple et du sénat, et une foule de dissensions civiles, troublèrent Rome dès le principe, et l’on n’y vit fleurir la modération et l’équité qu’au temps où les rois furent expulsés, alors qu’on redoutait les Tarquins et la guerre avec l’Etrurie ». On voit ici Salluste chercher la cause de cette modération et de cette équité qui régnèrent à Rome pendant un court espace de temps après l’expulsion des Tarquins. Cette cause, à ses yeux, c’est la crainte; on redoutait, en effet, la guerre terrible que le roi Tarquin, appuyé sur ses alliés d’Etrurie, faisait au peuple qui l’avait chassé de son trône et de ses Etats. Mais ce qu’ajoute l’historien mérite une attention particulière : « Après cette époque, dit-il, les patriciens traitèrent les gens du peuple en esclaves, condamnant celui-ci à mort et celui-là aux verges, comme avaient fait les rois, chassant le petit propriétaire de son champ, et imposant à celui qui n’avait rien la plus dure tyrannie. Accablé de ces vexations, écrasé surtout par l’usure, le bas peuple, sur qui des guerres continuelles faisaient peser avec le service militaire les plus lourds impôts, prit les armes et se retira sur le mont Sacré et sur l’Aventin2; ce fut ainsi qu’il obtint ses tribuns et d’autres prérogatives. Mais la lutte elles dissensions ne furent entièrement éteintes qu’à la seconde guerre punique ». Voilà ce que devinrent, au bout de quelque temps, peu après l’expulsion des rois, ces Romains dont Salluste nous dit: « Que leur caractère, autant que leurs lois, les rendait justes et équitables ». Or, si telle a été la république romaine aux jours de sa vertu et de sa beauté, que dirons-nous du temps qui a suivi, où, comme dit Salluste : « Changeant peu à peu, de belle et vertueuse qu’elle était , elle devint laide et corrompue », et cela, comme il a soin de le remarquer, depuis la ruine de Carthage? On peut voir, dans son Histoire, le tableau rapide qu’il trace de ces tristes temps, et par quels degrés la corruption, née des prospérités de Rome, aboutit enfin à la guerre civile : « Depuis cette époque, dit-il, les antiques moeurs, au lieu de s’altérer insensiblement, s’écoulèrent comme un torrent; car le luxe et la cupidité avaient tellement dépravé la jeunesse que nul ne pouvait plus conserver son propre patrimoine ni souffrir la conservation de celui d’autrui ». Salluste parle ensuite avec quelque étendue des vices de Sylla et des autres hontes de la république, et tous les historiens sont ici d’accord avec lui, quoiqu’ils n’aient pas son éloquence. Voilà, ce me semble, des témoignages suffisants pour faire voir à quiconque voudra y prendre garde dans quel abîme de corruption Rome était tombée avant l’avènement de Notre-Seigneur , car tous ces désordres avaient éclaté, non-seulement avant que Jésus-Christ revêtu d’un corps eût commencé à enseigner sa doctrine, mais avant qu’il fût né d’une vierge. Si donc les païens n’osent imputer à leurs dieux les maux de ces temps antérieurs, tolérables avant la ruine de Carthage, intolérables depuis, bien que leurs dieux seuls, dans leur méchanceté et leur astuce, en jetassent la semence dans l’esprit des hommes par les folles opinions qu’ils y répandaient, pourquoi imputent-ils les maux présents à Jésus-Christ, dont la doctrine salutaire défend d’adorer ces dieux faux et trompeurs, et qui, condamnant par une autorité divine ces dangereuses et criminelles convoitises du coeur humain, retire peu à peu sa famille d’un monde corrompu et qui tombe, pour établir, non sur les applaudissements de la vanité, mais sur le jugement de la vérité même, son éternelle et glorieuse cité!


  1. Salluste avait écrit l’histoire de Rome pendant la période de quatorze ans environ comprise entre 78 avant J-C. et 65 après. Cet ouvrage est perdu; il n’en reste que des fragments. ↩

  2. Ce fut dix-sept ans après l’expulsion des Tarquins que le peuple se retira sur le mont Sacré. Voyez Tite-Live, lib. II, cap. 32, et lib. III, cap. 50. ↩

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