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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
16. Von der rechten Ausübung der Herrschgewalt.
Wenn schon darum auch unsere gerechten Väter Sklaven gehabt haben, so walteten sie doch des Hausfriedens in der Weise, daß sie nur hinsichtlich der zeitlichen Güter einen Unterschied machten zwischen dem Los der Kinder und der Lage der Sklaven, dagegen zur Verehrung Gottes, in welchem man die ewigen Güter zu erwarten hat, alle Glieder ihres Hausstandes in gleicher Liebe anleiteten. Das ist so sehr eine Forderung der natürlichen Ordnung, daß davon die Bezeichnung Hausvater kommt, die so allgemein verbreitet ist, daß sich auch die ungerechte Gewaltausübung gern damit benennen läßt. Aber die wahren Hausväter leiten all ihre Hausangehörigen wie Kinder an zur Verehrung und Band 28, S. 1191Gewinnung Gottes und wünschen dabei sehnlichst, in jenes himmlische Haus einzugehen, wo ein Amt Sterblichen zu befehlen nicht nötig ist, weil das Amt der Anleitung sich von selbst erübrigt solchen gegenüber, die bereits in jener Unsterblichkeit glückselig sind; bis man dorthin gelangt, müssen eigentlich mehr die Väter das Befehlen in Geduld aushalten, als die Sklaven das Dienen. Wenn aber ein Hausangehöriger durch Ungehorsam den Hausfrieden stört, so wird er zurechtgewiesen durch Scheltworte oder Schläge oder sonst eine gerechte und erlaubte Strafart, so gut es eben Gesetz und Herkommen unter den Menschen gestatten, und zwar zu seinem eigenen Besten, damit er sich dem Frieden, von dem er abgewichen war, wieder füge. Denn so wenig, als es Wohlwollen ist, wenn man jemand dazu verhilft, ein höheres Gut zu verlieren, ist es auch ohne Fehl, wenn man durch Schonung geschehen läßt, daß einer in noch schwereres Übel gerät. Es gehört also zu den Pflichten des Rechtlichen, nicht allein niemand ein Übel zuzufügen, sondern auch von der Sünde zurückzuhalten oder die Sünde zu strafen, damit entweder der Betroffene selbst durch Erfahrung gebessert werde oder andere durch das Beispiel abgeschreckt werden. Weil nun die menschliche Familie den Anfang oder ein Teilchen des staatlichen Gemeinwesens bilden soll, jeglicher Anfang aber zu einem seiner Art entsprechenden Ziele, und jeglicher Teil zur Vollständigkeit des Ganzen, wovon er ein Teil ist, in Beziehung steht, so folgt daraus ganz klar, daß der Hausfriede zum Frieden des Gemeinwesens, d. h. daß die geordnete Eintracht der Hausgenossen im Befehlen und Gehorchen zu der geordneten Eintracht der Bürger im Befehlen und Gehorchen eine Beziehung hat. Daher kommt es, daß der Hausvater aus dem Gesetze des Gemeinwesens die Vorschriften zu entnehmen hat, nach denen er sein Haus so leiten soll, daß es sich dem Frieden des Gemeinwesens anpaßt.
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The City of God
Chapter 16.--Of Equitable Rule.
And therefore, although our righteous fathers 1 had slaves, and administered their domestic affairs so as to distinguish between the condition of slaves and the heirship of sons in regard to the blessings of this life, yet in regard to the worship of God, in whom we hope for eternal blessings, they took an equally loving oversight of all the members of their household. And this is so much in accordance with the natural order, that the head of the household was called paterfamilias; and this name has been so generally accepted, that even those whose rule is unrighteous are glad to apply it to themselves. But those who are true fathers of their households desire and endeavor that all the members of their household, equally with their own children, should worship and win God, and should come to that heavenly home in which the duty of ruling men is no longer necessary, because the duty of caring for their everlasting happiness has also ceased; but, until they reach that home, masters ought to feel their position of authority a greater burden than servants their service. And if any member of the family interrupts the domestic peace by disobedience, he is corrected either by word or blow, or some kind of just and legitimate punishment, such as society permits, that he may himself be the better for it, and be readjusted to the family harmony from which he had dislocated himself. For as it is not benevolent to give a man help at the expense of some greater benefit he might receive, so it is not innocent to spare a man at the risk of his falling into graver sin. To be innocent, we must not only do harm to no man, but also restrain him from sin or punish his sin, so that either the man himself who is punished may profit by his experience, or others be warned by his example. Since, then, the house ought to be the beginning or element of the city, and every beginning bears reference to some end of its own kind, and every element to the integrity of the whole of which it is an element, it follows plainly enough that domestic peace has a relation to civic peace,--in other words, that the well-ordered concord of domestic obedience and domestic rule has a relation to the well-ordered concord of civic obedience and civic rule. And therefore it follows, further, that the father of the family ought to frame his domestic rule in accordance with the law of the city, so that the household may be in harmony with the civic order.
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The patriarchs. ↩