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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

19. Das äußere Gebaren und die Lebensführung des Christenvolkes.

In welcher äußeren Gebarung oder Lebensweise man dem Glauben anhängt, durch den man zu Gott gelangt, berührt den Gottesstaat nicht im mindesten, wofern nur die Lebensweise nicht den göttlichen Geboten zuwiderläuft; daher nötigt er selbst auch die Philosophen, wenn sie Christen werden, nicht zur Änderung ihrer Lebensgebarung oder Lebensgewohnheit, die der Religion in keiner Weise hinderlich ist, wohl aber zur Änderung falscher Lehrmeinungen. Demnach kümmert er sich überhaupt nicht um jene Unterscheidung, die Varro von den Zynikern hergenommen hat, wenn nicht etwa dabei Schändlichkeiten oder Maßlosigkeiten mitunterlaufen. Was aber die drei Arten von Lebensverwendung betrifft, nämlich das Mußeleben, das Leben im öffentlichen Amt und die aus beiden gemischte Lebensart, so kann man allerdings unbeschadet des Glaubens in jeder der drei Arten sein Leben zubringen und zum ewigen Lohn gelangen, jedoch kommt es darauf an, das Streben nach Wahrheit mit dienstbereiter Liebe glücklich zu vereinen. Man soll nicht so ganz der Muße leben, daß man in seiner Zurückgezogenheit auf die Förderung des Nächsten gar nicht Bedacht nimmt, noch auch so völlig im öffentlichen Dienste aufgehen, daß man die Betrachtung der göttlichen Dinge nicht für nötig hält. Band 28, S. 1196Am Mußeleben soll nicht tatenloses Feiern anziehen, sondern die Erforschung und Aufdeckung der Wahrheit; in ihr soll man voranschreiten und seine Entdeckungen dem Nächsten nicht neidisch vorenthalten. Beim öffentlichen Dienste dagegen soll man nicht die irdische Ehren- oder Machtstellung lieben, weil ja doch alles unter der Sonne eitel ist, sondern die Leistung, die eben durch diese Ehren- oder Machtstellung zustande kommt, wenn sie in rechter und nutzbringender Weise zustande kommt, so nämlich, daß sie zum gottgewollten Besten der Untergebenen ausschlägt, wovon wir schon oben gehandelt haben1. In diesem Sinne sagt der Apostel2: „Wer nach dem Bischofsamt verlangt, verlangt nach einer guten Leistung.“ Er wollte darlegen, was das Bischofsamt sei, daß der Name auf ein werktätiges Amt hinweist, nicht auf ein Ehrenamt. Das Wort ist nämlich griechisch und davon abgeleitet, daß der, der zum Vorsteher gemacht wird, über die, denen er vorgesetzt wird, eine Aufsicht führt, und zwar indem er die Obsorge über sie ausübt; denn σκοπός heißt Aufsicht; demnach können wir ἐπισκοπεῖν etwa mit „Oberaufsicht führen“ wiedergeben. Wer also nur Beförderung, nicht Förderung sucht, wird nicht im Zweifel gelassen, daß er nicht Bischof ist. Von dem Streben nach Erkenntnis der Wahrheit, wie es zu einer rühmlichen Muße gehört, wird also niemand abgehalten; eine Vorgesetztenstelle aber, wie dergleichen zur Leitung des Volkes notwendig sind, mag man wohl geziemenderweise inne haben und verwalten, jedoch danach zu streben ist ungeziemend. Demnach ist es die Liebe zur Wahrheit, die zu heiliger Muße drängt, und der Zwang der Liebe, der billig Unmuße auf sich nimmt. Wenn also eine solche Last von keiner Seite auferlegt wird, so soll man seine Muße der Erfassung und Betrachtung der Wahrheit weihen; wird sie aber auferlegt, so soll man sie auf sich nehmen wegen des Zwanges der Liebe; aber auch dann soll man die Freude an der Wahrheit nicht gänzlich in den Hintergrund drängen, damit man nicht jenen Genuß entbehren müsse und dieser Zwang einen erdrücke.


  1. XIX 6. ↩

  2. 1 Tim. 3, 1. ↩

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The City of God

Chapter 19.--Of the Dress and Habits of the Christian People.

It is a matter of no moment in the city of God whether he who adopts the faith that brings men to God adopts it in one dress and manner of life or another, so long only as he lives in conformity with the commandments of God. And hence, when philosophers themselves become Christians, they are compelled, indeed, to abandon their erroneous doctrines, but not their dress and mode of living, which are no obstacle to religion. So that we make no account of that distinction of sects which Varro adduced in connection with the Cynic school, provided always nothing indecent or self-indulgent is retained. As to these three modes of life, the contemplative, the active, and the composite, although, so long as a man's faith is preserved, he may choose any of them without detriment to his eternal interests, yet he must never overlook the claims of truth and duty. No man has a right to lead such a life of contemplation as to forget in his own ease the service due to his neighbor; nor has any man a right to be so immersed in active life as to neglect the contemplation of God. The charm of leisure must not be indolent vacancy of mind, but the investigation or discovery of truth, that thus every man may make solid attainments without grudging that others do the same. And, in active life, it is not the honors or power of this life we should covet, since all things under the sun are vanity, but we should aim at using our position and influence, if these have been honorably attained, for the welfare of those who are under us, in the way we have already explained. 1 It is to this the apostle refers when he says, "He that desireth the episcopate desireth a good work." 2 He wished to show that the episcopate is the title of a work, not of an honor. It is a Greek word, and signifies that he who governs superintends or takes care of those whom he governs: for epi means over, and skopein, to see; therefore episkopein means "to oversee." 3 So that he who loves to govern rather than to do good is no bishop. Accordingly no one is prohibited from the search after truth, for in this leisure may most laudably be spent; but it is unseemly to covet the high position requisite for governing the people, even though that position be held and that government be administered in a seemly manner. And therefore holy leisure is longed for by the love of truth; but it is the necessity of love to undertake requisite business. If no one imposes this burden upon us, we are free to sift and contemplate truth; but if it be laid upon us, we are necessitated for love's sake to undertake it. And yet not even in this case are we obliged wholly to relinquish the sweets of contemplation; for were these to be withdrawn, the burden might prove more than we could bear.


  1. Ch. 6. ↩

  2. 1 Tim. iii. 1. ↩

  3. Augustin's words are: eti, quippe, super; skopos, vero, intentio est: ergo episkopein, si velimus, latine superintendere possumus dicere. ↩

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