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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

22. Die Götter der Römer haben sich stets völlig gleichgültig dazu verhalten, daß der Staat an Sittenlosigkeit zugrunde ging.

Was jedoch die vorliegende Frage betrifft, so mag man den römischen Staat, den der Vergangenheit und den gegenwärtigen, herausstreichen wie man will; es bleibt doch bestehen, daß er nach den gelehrtesten römischen Schriftstellern lange schon vor Christi Ankunft zum schlechtesten und sittenlosesten herabgesunken war oder vielmehr überhaupt kein Staat mehr war und an völliger Sittenlosigkeit zugrunde gegangen war. Damit es nun nicht zu diesem Äußersten komme, hätten die Götter, seine Schutzherren, dem sie verehrenden Volke vor allem Lebens- und Sittenvorschriften geben sollen, da sie doch vom Volke mit so vielen Tempeln, so vielen Priestern und vielgestaltigen Opfern, mit so zahlreichen und mannigfaltigen Gottesdiensten, mit soviel festlichen Feiern und mit so vielen und großartigen Festspielen verehrt wurden; aber bei all dem haben die Dämonen lediglich ihr Geschäft besorgt, gleichgültig dagegen, wie ihre Verehrer lebten, nein, eifrig darauf hinarbeitend, daß sie ein schlechtes Leben führen sollten, wenn sie nur zu ihren Ehren all das in knechtischer Furcht leisteten. Oder wenn die Götter solche Vorschriften erließen, so möge man die der römischen Bürgerschaft gegebenen Gesetze aufweisen, zeigen und verlesen, die die Gracchen übertreten haben, als sie durch Aufstände alles durcheinander brachten, oder ein Marius, ein Cinna, ein Carbo, als sie sogar zu Bürgerkriegen übergingen, die Band 1, S. 114aus ganz ungerechten Gründen unternommen, mit Grausamkeit geführt und noch grausamer beendet wurden, ein Sulla endlich, dessen Leben, Sitten und Taten nach der Schilderung Sallusts und anderer Geschichtsschreiber nur allgemeinen Abscheu erregen können. Hier gibt es keinen Ausweg: der Staat war damals zugrunde gegangen.

Werden sie vielleicht — wie es oft geschieht — im Hinblick auf diese Sittenverwilderung unter der Bürgerschaft den Ausspruch Vergils1 zur Verteidigung ihrer Götter entgegenhalten:

„Von den verlass'nen Altären und Tempeln entwichen die Götter
Insgesamt, auf denen das Wohl des Reiches beruhte“?

Ist dem so, dann haben unsere Gegner vor allem keinen Grund, sich über die christliche Religion zu beklagen, als hätten, durch diese beleidigt, ihre Götter sie verlassen, da ja ihre Vorfahren längst schon durch ihre Sittenlosigkeit die vielen kleinen Götter wie Mücken von den Altären der Stadt verjagt haben. Aber wo war diese Schar von Gottheiten zu der Zeit, als lange vor der Verderbnis der alten Sitten Rom von den Galliern eingenommen und niedergebrannt wurde? Damals ist ja die ganze Stadt in die Gewalt der Feinde gekommen, nur der kapitolinische Hügel war noch übrig, und auch der wäre erobert worden, wenn nicht statt der schlafenden Götter wenigstens die Gänse gewacht hätten. Infolge dessen wäre Rom beinahe dem Aberglauben der Ägyptier mit ihrer Tier- und Vogelanbetung verfallen; schon feierte man zu Ehren der Gans Feste. Indes handle ich hier noch nicht von derlei äußerlichen und mehr den Leib als die Seele betreffenden Übeln, wie sie von Feinden oder durch anderes Mißgeschick verursacht werden; vielmehr steht jetzt zur Besprechung der Sittenverfall, der mit allmähliger Veränderung anhub, dann aber wie ein Gießbach der Tiefe zudrängte, so daß das Gemeinwesen, obwohl die Häuser und die Mauern keinen Schaden aufwiesen, zur Ruine wurde und Band 1, S. 115hervorragende Geister kein Bedenken trugen, es für verloren zu erklären. Mit Recht aber wären "die Götter insgesamt von den verlassenen Altären und Tempeln entwichen“ zum Ruin des Staates, wofern die Bürgerschaft ihre Vorschriften über rechtschaffenes Leben und Gerechtigkeit verachtet hätte. So jedoch, was waren das, ich bitte euch, für Götter! Sie weigerten sich mit dem ihnen ergebenen Volke zu leben und hatten doch nichts getan, um es durch Belehrung von den schlechten Wegen auf gute zu bringen!


  1. Aen. 2, 351 f. ↩

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La cité de dieu

CHAPITRE XXII.

LES DIEUX DES ROMAINS N’ONT JAMAIS PRIS SOIN D’EMPÊCHER QUE LES MOEURS NE FISSENT PÉRIR LA RÉPUBLIQUE.

Mais, pour revenir à la question, qu’on célèbre tant qu’on voudra la république romaine, telle qu’elle a été ou telle qu’elle est, il est certain que, selon leurs plus savants écrivains, elle était déchue bien avant l’avénement du Christ; que dis-je? n’ayant plus de moeurs, elle n’était déjà plus. Pour l’empêcher de périr, qu’auraient dû faire les dieux protecteurs? lui donner les préceptes qui règlent la vie et forment les moeurs, en échange de tant de prêtres, de temples, de sacrifices, de cérémonies, de fêtes et de jeux solennels. Mais en tout cela les démons ne songeaient qu’à leur intérêt, se mettant fort peu en peine de la manière dont le peuple vivait, le portant au contraire à mal vivre, pourvu qu’asservi par la crainte il continuât de les honorer. Si on répond qu’ils lui ont donné des préceptes, qu’on les cite, qu’on les montre; qu’on nous dise à quel commandement des dieux ont désobéi les Gracques en troublant l’Etat par leurs séditions; Marius, Cinna et Carbon, en allumant des guerres civiles injustes dans leurs commencements, cruelles dans leur progrès, sanglantes dans leur terme; Sylla enfin, dont on ne saurait lire la vie, les moeurs, les actions dans Salluste et dans les autres historiens, sans frémir d’horreur. Qui n’avouera qu’une telle république avait cessé d’exister? Dira-t-on, pour la défense de ces dieux, qu’ils ont abandonné Rome à cause de cette corruption même, selon ces vers de Virgile1:

« Les dieux protecteurs de cet empire ont tous abandonné leurs temples et leurs autels».

Mais d’abord, s’il en est ainsi, les païens n’ont pas le droit de se plaindre que la religion chrétienne leur ait fait perdre la protection de leurs dieux, puisque déjà les moeurs corrompues de leurs ancêtres avaient chassé des autels de Rome, comme des mouches, tout cet essaim de petites divinités. Où était d’ailleurs cette armée de dieux, lorsque Rome, longtemps avant la corruption des moeurs antiques, fut prise et brûlée par les Gaulois? S’ils étaient là, ils dormaient sans doute; car de toute la ville tombée au pouvoir de l’ennemi, il ne restait aux Romains que le Capitole, qui aurait été pris comme tout le reste, si les oies n’eussent veillé pendant le sommeil des dieux2. Et de là, l’institution de la fête des oies, qui fit presque tomber Rome dans les superstitions des Egyptiens, adorateurs des bêtes et des oiseaux3. Mais mon dessein n’est pas de parler présentement de ces maux extérieurs qui se rapportent au corps plutôt qu’à l’esprit et qui ont pour cause la guerre ou tout autre fléau; je ne parle que de la décadence des moeurs, d’abord insensiblement altérées, puis s’écoulant comme un torrent et entraînant si rapidement la république dans leur ruine qu’il n’en restait plus, au jugement de graves esprits, que les murailles et les maisons. Certes, les dieux auraient eu raison de se retirer d’elle pour la laisser périr, et, comme dit Virgile, d’abandonner leurs temples et leurs autels, si elle eût méprisé leurs préceptes de vertu et de justice; mais que dire de ces dieux, qui ne veulent plus vivre avec un peuple qui les adore, sous prétexte qu’il vit mal, quand ils ne lui ont pas appris à bien vivre?


  1. Enéide, liv. II, V. 351, 352. ↩

  2. Voyez Tite-Live, lib. V, cap. 38 et seq., et cap. 47, 48. ↩

  3. Voyez Plutarque, De fort. Roman., § 12. ↩

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