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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

23. Die wechselnden irdischen Verhältnisse sind nicht von der Gunst oder der Anfeindung der Dämonen, sondern von dem Ratschluß des wahren Gottes abhängig.

Ja sie scheinen ihnen sogar zur Befriedigung ihrer Begierden behilflich gewesen zu sein, jedenfalls haben sie deren Zügelung nicht zu ihrer Sache gemacht; standen sie doch dem Marius, einem politischen Neuling von obskurer Herkunft, dem blutrünstigen Urheber und Leiter von Bürgerkriegen, bei, daß er siebenmal Konsul wurde und in seinem siebenten Konsulate hochbetagt starb, ehe er in die Hände Sullas fiel, der bald hernach als Sieger auftrat. Haben ihm nämlich die Götter dazu nicht verholfen, so ist das ja ein köstliches Eingeständnis; denn dann kann auch ohne die Gunst ihrer Götter dem Menschen ein so großes zeitliches Glück, das ihnen nur zu sehr am Herzen liegt, zuteil werden; Menschen wie ein Marius können dem Zorn der Götter zum Trotz in den Vollgenuß des Wohlergehens, der Kraft, der Macht, der Ehren, des Ansehens und der Langlebigkeit gelangen und darin bis ans Ende verbleiben, und Menschen wie ein Regulus können trotz der Freundschaft der Götter durch Gefangenschaft, Sklaverei, Mangel, Schlaflosigkeit und Schmerzen gepeinigt und zu Tode gemartert werden. Wenn sie das zugeben, so gestehen sie damit schlankweg, daß die Götter nichts nützen und es überflüssig ist, sie zu verehren. Denn wenn die Götter hinsichtlich der seelischen Tugenden und der Rechtschaffenheit des Lebens, wofür der Lohn nach dem Tode zu erwarten steht, eher abträgliche Einrichtungen dem Band 1, S. 116Volke darboten und wenn sie nun auch hinsichtlich der vergänglichen und zeitlichen Güter ihren Feinden nicht zu schaden und ihren Freunden nicht zu nützen vermögen, was verehrt man sie dann, was fordert man so stürmisch, daß man sie verehren solle? Warum murrt man in bedrängten und schlimmen Zeiten, als hätten sie sich beleidigt zurückgezogen, und schleudert ihretwegen wider die christliche Religion die empörendsten Schmähungen? Haben sie aber Gewalt, in derlei Dingen Gutes und Schlimmes zu erweisen, warum standen sie dann hierin dem ruchlosen Marius zur Seite, während sie den wackeren Regulus im Stiche ließen? Sieht man hieran nicht, daß sie höchst ungerecht und böse sind? Wenn man aber meint, daß sie gerade deshalb zu fürchten und zu verehren seien, so tut man ihnen abermals der Ehre zuviel an; denn Regulus hat sie offenbar nicht weniger verehrt als Marius. Auch darf man darum nicht meinen, daß man sich nur für ein möglichst schlechtes Leben zu entscheiden brauche, da die Götter angeblich dem Marius günstiger waren als dem Regulus. Denn einer der trefflichsten unter den Römern, Metellus, der fünf Söhne von konsularischem Rang hatte, war auch in zeitlichen Gütern mit Glück gesegnet, der ruchlose Catilina dagegen, der in der drückendsten Armut lebte und in dem durch seinen Frevel veranlaßten Kriege fiel, hatte in zeitlichen Dingen Unglück, und des allein wahrhaften und sicheren Glückes erfreuen sich nur die Guten, die Gott verehren, der allein solches Glück verleihen kann. Als demnach jenes Gemeinwesen an Sittenverderbnis zugrunde ging, haben ihre Götter nichts getan zur Lenkung oder Besserung der Sitten, um dem Untergang vorzubeugen; im Gegenteil, sie haben durch Verschlechterung und Verderbung der Sitten dazu beigetragen, den Untergang zu beschleunigen. Auch sollen sie sich ja nicht in den Tugendmantel hüllen, als hätten sie sich zurückgezogen, gleichsam beleidigt durch die Schlechtigkeit der Bürger. Nein, nein, sie waren da; sie verraten sich, sie werden überführt; sie vermochten freilich nicht durch Vorschriften Abhilfe zu schaffen, aber auch nicht durch Schweigen sich verborgen zu halten. Ich will nicht daran erinnern, daß Marius von den mitleidigen Band 1, S. 117Minturnensern der Göttin Marica1 in ihrem Haine empfohlen ward, es möge ihm alles gut gelingen, und siehe da, er, der eben noch am Rande des Abgrundes stand, kehrte unversehrt und blutgierig an der Spitze eines blutgierigen Heeres in die Stadt zurück; wie blutig dort sein Sieg war, wie unbürgerlich, unmenschlicher als ein Feindessieg, das mag man bei den Geschichtsschreibern nachlesen. Doch, wie gesagt, ich will das übergehen und schreibe auch dieses bluttriefende Glück des Marius nicht einer Marica zu, sondern vielmehr der geheimen Vorsehung Gottes, die denen den Mund schließen und Befreiung vom Irrtum gewähren wollte, welche sich nicht von Voreingenommenheit leiten lassen, sondern mit klarem Blick darauf achten, daß die Dämonen, wenn sie auch in dieser Hinsicht irgend etwas vermögen, doch nur soviel vermögen, als ihnen nach dem geheimen Ratschluß des Allmächtigen gestattet ist, damit wir das irdische Glück nicht überschätzen, das ja auch den bösen Menschen, wie eben dem Marius, in der Regel zuteil wird, aber es auch anderseits nicht für verwerflich halten, da sich dessen, wie wir sehen, auch viele fromme und gute Verehrer des einen wahren Gottes wider den Willen der Dämonen in hohem Grade zu erfreuen hatten, und damit wir nicht gar wegen eben dieser zeitlichen Güter oder Übel die unreinen Geister günstig stimmen oder fürchten zu sollen glauben, da sie ebenso wie die bösen Menschen auf Erden nicht alles, was sie wollen, zu tun vermögen, sondern nur soviel, als nach der Fügung Gottes zugelassen wird, dessen Gerichte niemand völlig begreift, niemand mit Recht begeifert.


  1. Eine Nymphe und Nationalgottheit der Latiner. Die Flucht gelang dem Marius dadurch, dass ihm die Minturnenser den Weg durch den heiligen Hain der Marica zu nehmen gestatteten; Plutarch, Caius Marius, 39. ↩

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The City of God

Chapter 23.--That the Vicissitudes of This Life are Dependent Not on the Favor or Hostility of Demons, But on the Will of the True God.

But, further, is it not obvious that the gods have abetted the fulfilment of men's desires, instead of authoritatively bridling them? For Marius, a low-born and self-made man, who ruthlessly provoked and conducted civil wars, was so effectually aided by them, that he was seven times consul, and died full of years in his seventh consulship, escaping the hands of Sylla, who immediately afterwards came into power. Why, then, did they not also aid him, so as to restrain him from so many enormities? For if it is said that the gods had no hand in his success, this is no trivial admission that a man can attain the dearly coveted felicity of this life even though his own gods be not propitious; that men can be loaded with the gifts of fortune as Marius was, can enjoy health, power, wealth, honours, dignity, length of days, though the gods be hostile to him; and that, on the other hand, men can be tormented as Regulus was, with captivity, bondage, destitution, watchings, pain, and cruel death, though the gods be his friends. To concede this is to make a compendious confession that the gods are useless, and their worship superfluous. If the gods have taught the people rather what goes clean counter to the virtues of the soul, and that integrity of life which meets a reward after death; if even in respect of temporal and transitory blessings they neither hurt those whom they hate nor profit whom they love, why are they worshipped, why are they invoked with such eager homage? Why do men murmur in difficult and sad emergencies, as if the gods had retired in anger? and why, on their account, is the Christian religion injured by the most unworthy calumnies? If in temporal matters they have power either for good or for evil, why did they stand by Marius, the worst of Rome's citizens, and abandon Regulus, the best? Does this not prove themselves to be most unjust and wicked? And even if it be supposed that for this very reason they are the rather to be feared and worshipped, this is a mistake; for we do not read that Regulus worshipped them less assiduously than Marius. Neither is it apparent that a wicked life is to be chosen, on the ground that the gods are supposed to have favored Marius more than Regulus. For Metellus, the most highly esteemed of all the Romans, who had five sons in the consulship, was prosperous even in this life; and Catiline, the worst of men, reduced to poverty and defeated in the war his own guilt had aroused, lived and perished miserably. Real and secure felicity is the peculiar possession of those who worship that God by whom alone it can be conferred.

It is thus apparent, that when the republic was being destroyed by profligate manners, its gods did nothing to hinder its destruction by the direction or correction of its manners, but rather accelerated its destruction by increasing the demoralization and corruption that already existed. They need not pretend that their goodness was shocked by the iniquity of the city, and that they withdrew in anger. For they were there, sure enough; they are detected, convicted: they were equally unable to break silence so as to guide others, and to keep silence so as to conceal themselves. I do not dwell on the fact that the inhabitants of Minturnae took pity on Marius, and commended him to the goddess Marica in her grove, that she might give him success in all things, and that from the abyss of despair in which he then lay he forthwith returned unhurt to Rome, and entered the city the ruthless leader of a ruthless army; and they who wish to know how bloody was his victory, how unlike a citizen, and how much more relentlessly than any foreign foe he acted, let them read the histories. But this, as I said, I do not dwell upon; nor do I attribute the bloody bliss of Marius to, I know not what Minturnian goddess [Marica], but rather to the secret providence of God, that the mouths of our adversaries might be shut, and that they who are not led by passion, but by prudent consideration of events, might be delivered from error. And even if the demons have any power in these matters, they have only that power which the secret decree of the Almighty allots to them, in order that we may not set too great store by earthly prosperity, seeing it is oftentimes vouchsafed even to wicked men like Marius; and that we may not, on the other hand, regard it as an evil, since we see that many good and pious worshippers of the one true God are, in spite of the demons pre-eminently successful; and, finally, that we may not suppose that these unclean spirits are either to be propitiated or feared for the sake of earthly blessings or calamities: for as wicked men on earth cannot do all they would, so neither can these demons, but only in so far as they are permitted by the decree of Him whose judgments are fully comprehensible, justly reprehensible by none.

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