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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
4. Beispiele aus der Natur, an denen sich zeigt, dass lebende Körper mitten in Peinen dauernd standzuhalten vermögen.
Wenn nun also nach dem fachmännischen Urteil der Naturforscher der Salamander in Feuerflammen lebt; wenn manche jedermann bekannte Berge Siziliens, die seit unvordenklichen Zeiten bis heute und weiterhin Feuer speien und dabei unversehrt bleiben, wenigstens so viel beweisen, daß nicht alles, was brennt, verzehrt Band 28, S. 1313wird; wenn das Verhalten der Seele erkennen läßt, daß nicht alles, was Schmerz zu empfinden vermag, auch ohne weiteres dem Tode verfallen sei: warum heischt man dann von uns noch erst Beispiele aus der Welt der Wirklichkeit, an denen wir glaubhaft machen sollen, daß der Leib der Menschen, die mit ewiger Pein bestraft werden, der Seele nicht verlustig gehe durch das Feuer und ohne Versehrung brenne und ohne der Vernichtung anheimzufallen leide? Eine solche Eigenschaft wird dem Wesen des Fleisches eben mitgeteilt werden von Gott, der den vielen Dingen, die wir mit Augen sehen, so wunderbare und verschiedenartige Eigenschaften verliehen hat, daß wir darüber nur deshalb nicht staunen, weil es ihrer so viele sind. Wer sonst als ‚Gott, der Schöpfer aller Dinge’1, hat zum Beispiel dem Fleisch des Pfauen die Eigenschaft verliehen, daß es sich vor Fäulnis bewahrt? Das kam mir so unglaublich vor, daß ich es auf bloßes Hörensagen hin nicht annehmen wollte; als mir darum einmal in Karthago ein Pfauenbraten vorgesetzt wurde, ließ ich vom Brustfleisch ein hinreichend großes Stück zurückbehalten; nach Verlauf einer Zeit, in der jedes andere gekochte Fleisch in Verwesung übergegangen wäre, ließ ich es hervorholen und auftragen, und siehe, es machte sich dem Geruchssinn in keiner Weise unangenehm bemerkbar. Wiederum aufbewahrt, zeigte es sich nach mehr als dreißig Tagen im gleichen Zustand und ebenso auch nach einem Jahre, nur daß es etwas trockener und ein wenig zusammengeschrumpft war. Wer hat dem Stroh die kühlende Kraft verliehen, Schneemassen zu erhalten, die damit eingedeckt sind, und wieder die wärmende Kraft, unreifes Obst zu zeitigen?
Oder die wunderbaren Eigenschaften des Feuers selbst, wie mannigfaltig! Es ist licht und schwärzt doch alles, was es anbrennt, und so schön seine Farbe ist, verunstaltet es doch beinahe alles, was es erreicht und beleckt, und macht aus dem glühenden Brand eine tiefschwarze Kohle, Aber auch das ist nicht etwa eine Art Gesetz; denn im Gegenteil werden Steine, die in weißglühendem Feuer erhitzt werden, selbst auch weiß, und Band 28, S. 1314wenn auch das Feuer mehr eine rötliche, die Steine mehr eine weißliche Farbe haben, so stimmt doch die weiße Farbe gut zum Lichte, während die schwarze zur Finsternis passt. So hat das Feuer, das im Holze glüht, um Steine zu brennen, entgegengesetzte Wirkungen an Stoffen, die einander nicht entgegengesetzt sind. Denn Stein und Holz sind zwar nicht das gleiche, aber sie bilden auch nicht einen Gegensatz zueinander wie weiß und schwarz, aber das Feuer macht den Stein weiß, das Holz schwarz, selbst hell, erhellt es den Stein und verdunkelt das Holz und würde sich zugleich im Holz völlig verzehren, wenn es nicht im Steine weiterlebte. Oder die Kohlen, wie merkwürdig! So zerbrechlich, daß der leichteste Schlag genügt, sie zu zertrümmern, der leichteste Druck, sie zu Asche zu reiben, und doch wieder so fest, daß keine Feuchtigkeit sie verdirbt und die Zeit ihnen nicht ankann, so daß man sie beim Setzen von Marksteinen unterzulegen pflegt und damit nach noch so langer Zeit jeden Prozeßgegner überführen kann, der den Stein nicht als Markstein anerkennen will. Das Feuer ist es, der Zerstörer der Dinge, das den Kohlen so unzerstörbare Dauer verleiht, sowie sie in den feuchten Boden vergraben sind, wo doch das Holz verfaulen würde.
Betrachten wir auch das wunderbare Verhalten des Kalksteins. Daß er im Feuer weiß wird, wo andere Dinge schwarz werden, ist soeben hervorgehoben worden; überdies nimmt er Feuer an vom Feuer, ganz verborgenerweise, und trägt es als ein Klumpen, der sich kalt anfühlt, so versteckt in sich, daß es für keinen einzigen unserer Sinne wahrnehmbar ist; nur aus der Erfahrung weiß man, daß schlummerndes Feuer darin steckt auch während der Zeit, da es nicht wahrnehmbar ist. Deshalb nennen wir einen solchen Kalk einen lebendigen, gleich als wäre das verborgene Feuer die unsichtbare Seele der sichtbaren Erscheinung, Und wie wunderbar ist es erst, daß sich der Kalk entzündet, wenn man ihn löscht. Um ihm nämlich das verborgene Feuer zu entziehen, wird er in Wasser geschüttet oder wird Wasser darüber gegossen, und er erhitzt sich, jetzt, vorher kalt, gerade an dem, wodurch sonst alles Heiße abgekühlt wird. Während nun der Klumpen sozusagen Band 28, S. 1315seine Seele aushaucht, tritt das entweichende Feuer, das vorher verborgen war, in die Erscheinung, und weiterhin ist dann der Kalk infolge dieses dem Sterben ähnlichen Vorganges so kalt, daß er durch Zugießen von Wasser nicht mehr ins Sieden kommt und man ihn, wie vorher lebendig, so jetzt gelöscht nennt. Ein Wunder, in der Tat, an dem gar nichts fehlt! Und doch ist das noch nicht alles. Denn wenn man statt des Wassers Öl verwendet, das doch eher eine Nahrung ist für das Feuer, so mag man darübergießen oder für ihn angießen, so viel man will, er gerät nicht in Hitze. Würden wir ein solches Wunder von einem indischen Steine lesen2 oder hören, ohne es erproben zu können, so würden wir sicher an Lüge denken oder doch mindestens uns gewaltig darüber wundern. Aber was in täglich sich wiederholenden Bekundungen vor unseren Augen steht, macht eben infolge dieser Häufigkeit, mag es auch nicht minder wunderbar sein, keinen Eindruck mehr; wir haben selbst aus dem fernen Indien stammenden wunderbaren Dingen gegenüber das Staunen verlernt, wenn sie bei uns heimisch geworden sind.
Diamant zum Beispiel findet man bei uns in den Händen vieler, namentlich Goldschmiede und Edelsteinschneider haben solche; diesem Stein kann man weder mit Eisen noch mit Feuer noch sonst mit Gewaltanwendung beikommen, wie man versichert3, wohl aber mit Bocksblut. Aber wer einen solchen Stein hat und seine Eigenschaften kennt, ist darüber durchaus nicht so erstaunt wie einer, dem seine Widerstandsfähigkeit zum erstenmal vor Augen geführt wird. Und wer sich davon nicht mit eigenen Augen überzeugen kann, glaubt es vielleicht gar nicht; oder wenn er es glaubt, so ist er doch darüber verwundert wie über etwas, was man nicht aus Erfahrung kennt; ergibt sich nun Gelegenheit, sich durch Beobachtung davon zu überzeugen, so ist man zunächst erstaunt über die ungewohnte Erscheinung, aber häufige Beobachtung stumpft allmählich den Reiz der Neuheit ab und benimmt damit das Staunen. Vom Band 28, S. 1316Magnetstein wissen wir, daß er das Eisen mit wunderbarer Gewalt an sich zieht; als ich dies das erste Mal sah, kam es mir ganz unheimlich vor. Ich sah da4, wie der Magnet einen eisernen Ring anzog und in Schwebe hielt; als man nun diesen Ring einem anderen näherte, zog er, wie wenn ihm der Magnetstein seine Kraft mitgeteilt hätte, diesen anderen Ring an sich und hielt ihn in Schwebe und, wie der erste Ring am Steine, so hing der zweite am ersten; es kam noch ein dritter und vierter Ring hinzu und jeder hing sich in gleicher Weise an seinen Vorgänger; und so bildete sich nun schon eine Art Kette, deren Glieder aneinander herabhingen, verbunden durch äußere Berührung, ohne ineinander geschmiedet zu sein. Ist sie nicht erstaunlich, diese Kraft des Steines, die sich nicht auf ihn beschränkte, sondern so viele angehängte Glieder durchdrang und sie mit unsichtbaren Banden an ihn kettete? Aber noch viel merkwürdiger ist, was ich von meinem Bruder und Mitbischof Severus von Mileve über diesen Stein erfuhr. Als Augenzeuge erzählte er, wie Bathanarius, ehemals Comes von Afrika, bei einem Gastmahl, an dem der Bischof teilnahm, einen solchen Stein hervorholte und unter eine Silberplatte hielt, auf die er ein Stück Eisen legte; und so, wie er dann unter der Platte die Hand bewegte, in der er den Stein hielt, bewegte sich auf der Platte das Eisen, und es wurde in heftiger Bewegung der Stein unten von der Hand und das Eisen oben vom Stein hin- und hergeschoben, während die Silberplatte dazwischen war und in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen wurde. Was ich da berichte, habe ich teils mit eigenen Augen gesehen, teils von einem Manne gehört, dem ich so festen Glauben schenke, als hätte ich es selbst gesehen. Ich will aber auch noch mitteilen, was ich vom Magnetstein gelesen habe. Legt man einen Diamant neben ihn, so zieht er das Eisen nicht an oder läßt es, sowie ihm der Diamant nahekommt, gleich los, falls er es schon angezogen hat. Indien liefert diese Steine; aber wenn selbst wir bereits das Staunen darüber verlernt haben, da wir sie jetzt kennen, so natürlich erst Band 28, S. 1317recht die Indier, von denen sie kommen, vorausgesetzt, daß man sie dort leicht haben kann, etwa so wie bei uns den Kalkstein, über den wir uns, weil man es täglich sehen kann, nicht verwundern, wenn er sich merkwürdigerweise durch Wasser erhitzt, womit man doch sonst das Feuer löscht, und durch Öl nicht erhitzt, womit man doch sonst das Feuer zum Auflodern bringt.
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The City of God
Chapter 4.--Examples from Nature Proving that Bodies May Remain Unconsumed and Alive in Fire.
If, therefore, the salamander lives in fire, as naturalists 1 have recorded, and if certain famous mountains of Sicily have been continually on fire from the remotest antiquity until now, and yet remain entire, these are sufficiently convincing examples that everything which burns is not consumed. As the soul too, is a proof that not everything which can suffer pain can also die, why then do they yet demand that we produce real examples to prove that it is not incredible that the bodies of men condemned to everlasting punishment may retain their soul in the fire, may burn without being consumed, and may suffer without perishing? For suitable properties will be communicated to the substance of the flesh by Him who has endowed the things we see with so marvellous and diverse properties, that their very multitude prevents our wonder. For who but God the Creator of all things has given to the flesh of the peacock its antiseptic property? This property, when I first heard of it, seemed to me incredible; but it happened at Carthage that a bird of this kind was cooked and served up to me, and, taking a suitable slice of flesh from its breast, I ordered it to be kept, and when it had been kept as many days as make any other flesh stinking, it was produced and set before me, and emitted no offensive smell. And after it had been laid by for thirty days and more, it was still in the same state; and a year after, the same still, except that it was a little more shrivelled, and drier. Who gave to chaff such power to freeze that it preserves snow buried under it, and such power to warm that it ripens green fruit?
But who can explain the strange properties of fire itself, which blackens everything it burns, though itself bright; and which, though of the most beautiful colors, discolors almost all it touches and feeds upon, and turns blazing fuel into grimy cinders? Still this is not laid down as an absolutely uniform law; for, on the contrary, stones baked in glowing fire themselves also glow, and though the fire be rather of a red hue, and they white, yet white is congruous with light, and black with darkness. Thus, though the fire burns the wood in calcining the stones, these contrary effects do not result from the contrariety of the materials. For though wood and stone differ, they are not contraries, like black and white, the one of which colors is produced in the stones, while the other is produced in the wood by the same action of fire, which imparts its own brightness to the former, while it begrimes the latter, and which could have no effect on the one were it not fed by the other. Then what wonderful properties do we find in charcoal, which is so brittle that a light tap breaks it and a slight pressure pulverizes it, and yet is so strong that no moisture rots it, nor any time causes it to decay. So enduring is it, that it is customary in laying down landmarks to put charcoal underneath them, so that if, after the longest interval, any one raises an action, and pleads that there is no boundary stone, he may be convicted by the charcoal below. What then has enabled it to last so long without rotting, though buried in the damp earth in which [its original] wood rots, except this same fire which consumes all things?
Again, let us consider the wonders of lime; for besides growing white in fire, which makes other things black, and of which I have already said enough, it has also a mysterious property of conceiving fire within it. Itself cold to the touch, it yet has a hidden store of fire, which is not at once apparent to our senses, but which experience teaches us, lies as it were slumbering within it even while unseen. And it is for this reason called "quick lime," as if the fire were the invisible soul quickening the visible substance or body. But the marvellous thing is, that this fire is kindled when it is extinguished. For to disengage the hidden fire the lime is moistened or drenched with water, and then, though it be cold before, it becomes hot by that very application which cools what is hot. As if the fire were departing from the lime and breathing its last, it no longer lies hid, but appears; and then the lime lying in the coldness of death cannot be requickened, and what we before called "quick," we now call "slaked." What can be stranger than this? Yet there is a greater marvel still. For if you treat the lime, not with water, but with oil, which is as fuel to fire, no amount of oil will heat it. Now if this marvel had been told us of some Indian mineral which we had no opportunity of experimenting upon, we should either have forthwith pronounced it a falsehood, or certainly should have been greatly astonished. But things that daily present themselves to our own observation we despise, not because they are really less marvellous, but because they are common; so that even some products of India itself, remote as it is from ourselves, cease to excite our admiration as soon as we can admire them at our leisure. 2
The diamond is a stone possessed by many among ourselves, especially by jewellers and lapidaries, and the stone is so hard that it can be wrought neither by iron nor fire, nor, they say, by anything at all except goat's blood. But do you suppose it is as much admired by those who own it and are familiar with its properties as by those to whom it is shown for the first time? Persons who have not seen it perhaps do not believe what is said of it, or if they do, they wonder as at a thing beyond their experience; and if they happen to see it, still they marvel because they are unused to it, but gradually familiar experience [of it] dulls their admiration. We know that the loadstone has a wonderful power of attracting iron. When I first saw it I was thunderstruck, for I saw an iron ring attracted and suspended by the stone; and then, as if it had communicated its own property to the iron it attracted, and had made it a substance like itself, this ring was put near another, and lifted it up; and as the first ring clung to the magnet, so did the second ring to the first. A third and a fourth were similarly added, so that there hung from the stone a kind of chain of rings, with their hoops connected, not interlinking, but attached together by their outer surface. Who would not be amazed at this virtue of the stone, subsisting as it does not only in itself, but transmitted through so many suspended rings, and binding them together by invisible links? Yet far more astonishing is what I heard about this stone from my brother in the episcopate, Severus bishop of Milevis. He told me that Bathanarius, once count of Africa, when the bishop was dining with him, produced a magnet, and held it under a silver plate on which he placed a bit of iron; then as he moved his hand with the magnet underneath the plate, the iron upon the plate moved about accordingly. The intervening silver was not affected at all, but precisely as the magnet was moved backwards and forwards below it, no matter how quickly, so was the iron attracted above. I have related what I myself have witnessed; I have related what I was told by one whom I trust as I trust my own eyes. Let me further say what I have read about this magnet. When a diamond is laid near it, it does not lift iron; or if it has already lifted it, as soon as the diamond approaches, it drops it. These stones come from India. But if we cease to admire them because they are now familiar, how much less must they admire them who procure them very easily and send them to us? Perhaps they are held as cheap as we hold lime, which, because it is common, we think nothing of, though it has the strange property of burning when water, which is wont to quench fire, is poured on it, and of remaining cool when mixed with oil, which ordinarily feeds fire.
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Aristotle does not affirm it as a fact observed by himself, but as a popular tradition (Hist. anim. v. 19). Pliny is equally cautious (Hist. nat. xxix. 23). Dioscorides declared the thing impossible (ii. 68).--Saisset. ↩
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So Lucretius, ii. 1025: "Sed neque tam facilis res ulla 'st, quin ea primum Difficilismagis ad credendum constet: itemque Nil adeomagnum, nec tam mirabile quicquam Principis, quod non minuant mirarier omnes Paulatim." ↩