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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

27. Welch erschrecklichen Verfall der öffentlichen Zucht bei den Römern die Weihe unzüchtiger Spiele zur Versöhnung ihrer Götter herbeiführte.

Tullius, ein würdiger Mann, aber ein schlechter Philosoph, machte bei der Bewerbung um die Ädilität der Band 1, S. 125ganzen Bürgerschaft bekannt, daß er es zu seinen Amtspflichten rechne, die Mutter Flora durch Festspiele zu versöhnen1; diese Spiele aber werden gemeinhin je frömmer desto ausgelassener gefeiert. An einer anderen Stelle2 sagt er, damals schon Konsul zu einer Zeit, da sich der Staat in äußerster Gefahr befand: Zehn Tage lang seien Spiele abgehalten und nichts sei versäumt worden, um die Götter zu versöhnen; als wenn es nicht besser gewesen wäre, solche Götter durch Enthaltsamkeit zu reizen, statt sie durch Ausschweifung zu versöhnen, sie durch Ehrbarkeit sogar zu feindseliger Gesinnung zu treiben, statt sie durch solche Greuel zu besänftigen. Denn die Leute, wegen deren drohender Haltung sie versöhnt wurden, hätten auch mit der unmenschlichsten Grausamkeit nicht soviel Schaden tun können, als die Götter, da man sie mit den unsaubersten Lastern versöhnte. Hat man sich doch, um den Gefahren für den Leib zu begegnen, die man von einem Feinde befürchtete, die Götter auf eine Weise günstig gestimmt, durch die die Tugend in der Seele vernichtet wurde; denn die Götter hätten die Verteidigung der Mauern wider den stürmenden Feind nicht übernommen, ohne vorher die guten Sitten der Bürger im Sturm erobert zu haben. Und diese Versöhnungsfeiern, deren Mimen die Römer mit dem Instinkt ursprünglicher Tüchtigkeit der Bürgerehre beraubten, aus der Zunft stießen, für unehrlich erkannten und in Verruf erklärten, diese Orgien der Ausgelassenheit, der Unkeuschheit, der Schamlosigkeit, der nichtswürdigsten Unzucht, ich sage, so schandbare Versöhnungsfeiern solcher Götter, einen Greuel und Gegenstand des Abscheues für die wahre Religion, diese verführerischen Schauspiele, voll Anwürfen gegen die Götter, diese Schandtaten der Götter, ob nun frevelhaft und schimpflich begangen oder noch frevelhafter und schimpflicher fingiert: die gesamte Bürgerschaft lernte sie durch öffentliche Schaustellung und Deklamation kennen, sie sah, daß an solchen Taten die Götter Gefallen fänden, und glaubte deshalb derlei nicht nur Band 1, S. 126ihnen vorführen, sondern auch für sich nachahmen zu sollen; nichts aber erfuhr sie von jenen angeblich guten und ehrbaren Lehren, die an so wenige und dazu so insgeheim ergingen (wenn sie überhaupt ergingen), als ob man deren Verbreitung noch mehr scheue als deren Befolgung.


  1. Cic. in Verrem II 5, 14. ↩

  2. Cic. Cato 3, 8. ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XXVII: Quanta euersione publicae disciplinae Romani dis suis placandis sacrauerint obscena ludorum.

Uir grauis et philosophaster Tullius aedilis futurus clamat in auribus ciuitatis, inter cetera sui magistratus officia sibi Floram matrem ludorum celebritate placandam; qui ludi tanto deuotius, quanto turpius celebrari solent. dicit alio loco iam consul in extremis periculis ciuitatis, et ludos per decem dies factos, neque rem ullam quae ad placandos deos pertineret praetermissam; quasi non satius erat tales deos inritare temperantia quam placare luxuria, et eos honestate etiam ad inimicitias prouocare quam tanta deformitate lenire. neque enim grauius fuerant quamlibet crudelissima inmanitate nocituri homines, propter quos placabantur, quam nocebant ipsi, cum uitiositate foedissima placarentur. quandoquidem ut auerteretur quod metuebatur ab hoste in corporibus, eo modo di conciliabantur, quo uirtus debellaretur in mentibus, qui non obponerentur defensores obpugnatoribus moenium, nisi prius fierent expugnatores morum bonorum. hanc talium numinum placationem petulantissimam inpurissimam inpudentissimam nequissimam inmundissimam, cuius actores laudanda Romanae uirtutis indoles honore priuauit, tribu mouit, agnouit turpes, fecit infames, hanc, inquam, pudendam ueraeque religioni auersandam et detestandam talium numinum placationem, has fabulas in deos inlecebrosas atque criminosas, haec ignominiosa deorum uel scelerate turpiterque facta uel sceleratius turpiusque conficta oculis et auribus publicis ciuitas tota discebat, haec commissa numinibus placere cernebat, et ideo non solum illis exhibenda, sed sibi quoque imitanda credebat, non illud nescio quid uelut bonum et honestum, quod tam paucis et tam occulte dicebatur - si tamen dicebatur - , ut magis ne innotesceret, quam ne non fieret, timeretur.

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