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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
3. Auch der Ehebruch des Paris kann den Zorn der Götter nicht erregt haben, da sie ja selbst miteinander Ehebruch begingen.
Es ist also keine Berechtigung zu der Annahme vorhanden, daß die Götter, die angeblichen „Stützen des Reiches“1, als sie der Übermacht der Griechen erlagen, den Trojanern ob ihrer Eidbrüchigkeit gezürnt hätten. Ebensowenig hat der Ehebruch des Paris2, wie manche zur Entschuldigung der Götter vorbringen, ihren Groll erregt und sie bestimmt, Troja im Stich zu lassen. Liegt es ihnen doch viel näher, zu Sünden anzureizen und anzuleiten als sie zu strafen. „Die Stadt Rom“, sagt Sallust3, „wurde, wie ich vernommen habe, erstmals gegründet und besetzt von den Trojanern, die als Flüchtlinge unter Anführung des Äneas ohne festen Sitz umherirrten“. Hätten also die Götter den Ehebruch des Paris strafen zu sollen geglaubt, so hätten sie für dieselbe Schandtat noch mehr oder doch auch die Römer strafen müssen, weil die Mutter des Äneas4 einen solchen beging. Aber wie hätten sie an Paris eine Schandtat verabscheuen sollen, die sie an ihrer Genossin Venus nicht verabscheuten, den Ehebruch meine ich (um mich auf dieses eine zu beschränken), den sie mit Anchises beging und dessen Frucht Äneas war? Etwa deshalb, weil sich Menelaos über jene Schandtat entrüstete, während zu dieser Vulcanus ein Auge zudrückte? Die Götter sind nämlich, denke ich, nicht eifersüchtig auf ihre Gemahlinnen, so wenig, daß sie sich nichts daraus machen, sie auch mit Menschen zu teilen. Aber Band 1, S. 134vielleicht macht man geltend, es seien nur Fabeln, gegen die ich meinen Spott kehre, und ich behandle eine so gewichtige Sache nicht ernst genug. Gut, so wollen wir annehmen, wenn es beliebt, Äneas sei nicht der Sohn der Venus. Ich bin damit einverstanden, nur darf man dann auch den Romulus nicht für einen Sohn des Mars ausgeben wollen. War er dies, warum sollte nicht Äneas der Sohn der Venus gewesen sein? Oder dürfen zwar Götter mit sterblichen Weibern, nicht aber sterbliche Männer mit Göttinen geschlechtlichen Umgang pflegen? Es wäre doch eine harte oder vielmehr unglaubliche Bestimmung, die der Venus in ihrer eigenen Rechtssphäre das verwehrt, was nach dem Rechte derselben Venus dem Mars in geschlechtlichem Umgang erlaubt war. Indes das eine wie das andere hat bei den Römern Billigung gefunden. Denn ebenso wie in alten Zeiten Romulus den Mars für seinen Vater hielt, hat in neueren Zeiten Cäsar die Venus für seine Ahnfrau gehalten.
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The City of God
Chapter 3.--That the Gods Could Not Be Offended by the Adultery of Paris, This Crime Being So Common Among Themselves.
There is no ground, then, for representing the gods (by whom, as they say, that empire stood, though they are proved to have been conquered by the Greeks) as being enraged at the Trojan perjury. Neither, as others again plead in their defence, was it indignation at the adultery of Paris that caused them to withdraw their protection from Troy. For their habit is to be instigators and instructors in vice, not its avengers. "The city of Rome," says Sallust, "was first built and inhabited, as I have heard, by the Trojans, who, flying their country, under the conduct of Aeneas, wandered about without making any settlement." 1 If, then, the gods were of opinion that the adultery of Paris should be punished, it was chiefly the Romans, or at least the Romans also, who should have suffered; for the adultery was brought about by Aeneas' mother. But how could they hate in Paris a crime which they made no objection to in their own sister Venus, who (not to mention any other instance) committed adultery with Anchises, and so became the mother of Aeneas? Is it because in the one case Menelaus 2 was aggrieved, while in the other Vulcan 3 connived at the crime? For the gods, I fancy, are so little jealous of their wives, that they make no scruple of sharing them with men. But perhaps I may be suspected of turning the myths into ridicule, and not handling so weighty a subject with sufficient gravity. Well, then, let us say that Aeneas is not the son of Venus. I am willing to admit it; but is Romulus any more the son of Mars? For why not the one as well as the other? Or is it lawful for gods to have intercourse with women, unlawful for men to have intercourse with goddesses? A hard, or rather an incredible condition, that what was allowed to Mars by the law of Venus, should not be allowed to Venus herself by her own law. However, both cases have the authority of Rome; for Caesar in modern times believed no less that he was descended from Venus, 4 than the ancient Romulus believed himself the son of Mars.