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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

13. Die ersten Ehen des Römervolkes, auf ihre Rechtsund Vertragsgrundlagen geprüft.

Band 1, S. 146Wie ganz ohnmächtig erwies sich Juno, die mit ihrem Jupiter bereits

„Schirmte die Römer, die Herren der Welt, das Volk in Toga“1,

erwies sich selbst Venus ihren Äneiden gegenüber, daß sie auf schickliche und rechtmäßige Art zu Weibern kämen! Mußte dieser Mangel so drückend werden, daß sie sich mit List Weiber raubten und darob mit ihren Schwiegervätern zu kriegen genötigt wurden, so daß die armen Frauen, ihren Männern noch grollend ob der erlittenen Unbill, nun auch noch das Blut ihrer Väter zur Mitgift erhielten? Aber es besiegten doch die Römer bei diesem Zusammenstoß ihre Nachbarn! Freilich, doch über wieviele und schwere Wunden und Morde so naher Verwandter und Angrenzer führte der Weg zu diesem Siege! Lucanus2 klagt im Gefühle tiefen und gerechten Schmerzes mit Bezug auf einen einzigen Schwiegervater — Cäsar — und dessen einzigen Schwiegersohn — Pompejus — und zwar spricht er dabei von der Zeit, da Cäsars Tochter, die Gemahlin des Pompejus, schon gestorben war:

„Singen will ich vom Bürgerkrieg auf Emathiens Fluren
— Bürgerkrieg? O müßte ich ihn nicht härter bezeichnen! —
Und von gesetzlich geheiligtem Frevel“.

Also die Römer siegten, um mit den vom Blute der Schwiegerväter triefenden Händen von deren Töchtern jammervolle Umarmungen zu erzwingen, und ihre Weiber, die eben noch während des Kampfes nicht wußten, für wen sie ihre Gebete emporsenden sollten, hätten ihre erschlagenen Väter zu beweinen nicht wagen dürfen, um nicht ihre siegreichen Männer zu beleidigen. Solche Hochzeiten hat dem römischen Volk nicht Venus, sondern Bellona bereitet, oder vielleicht hatte Allecto, die höllische Furie, jetzt, da Juno ihnen gewogen war, mehr Band 1, S. 147Gewalt gegen sie, als da sie durch Junos Bitten wider Äneas aufgereizt ward3. Besser noch war die kriegsgefangene Andromache4 daran als dieses bräutliche Rom. Waren es auch erzwungene Umarmungen, die sie dem Pyrrhos5 gewährte, so hat doch dieser nach der Vereinigung mit ihr keinen Trojaner mehr getötet; die Römer dagegen metzelten ihre Schwiegerväter, da sie deren Töchter bereits ehelich umarmten, in einer Reihe von Kämpfen nieder. Andromache, erst nach dem Siege übergeben, brauchte doch den Tod der Ihrigen nur mehr zu beklagen, nicht mehr zu fürchten; die Sabinerinen, vor dem Kampfe vermählt, hatten den Tod ihrer Angehörigen zu befürchten, wenn ihre Männer auszogen, zu beklagen, wenn sie heimkehrten, und durften weder Furcht noch Klage frei äußern. Denn regte sich in ihnen ein Gefühl der Pietät, so mußte der Untergang ihrer Mitbürger, ihrer Verwandten, ihrer Brüder und Väter sie tief betrüben; nur Gefühllose konnten sich über den Sieg ihrer Männer freuen. Und wechselvoll, wie die Schicksale des Kampfes sind, fielen den einen unter den Streichen der Ihrigen ihre Männer, den anderen ihre Männer und ihre Verwandten in dem gegenseitigen Gemetzel. War doch auch auf römischer Seite die Gefahr nicht gering; es kam selbst zur Belagerung der Stadt und man mußte hinter den verschlossenen Toren Schutz suchen; aber auch diese öffneten sich durch Verrat, die Feinde drangen ein, auf dem Forum sogar entspann sich ein unseliger und nur allzu grimmer Kampf zwischen Vätern und Schwiegersöhnen, die Mädchenräuber wurden geschlagen, in Scharen flüchteten sie sich in das Innere ihrer Häuser und häuften Schande auf ihre früheren Siege, die doch an sich schon schmachvoll und traurig genug waren. Da rief Romulus in der Verzweiflung über die Mutlosigkeit seiner Leute zu Jupiter, er möge sie zum Stehen bringen, ein Moment, das Anlaß gab, dem Gott den Namen „Stator“ beizulegen; aber noch Band 1, S. 148wäre des Unheils kein Ende gewesen, wenn nicht die geraubten Töchter mit aufgelösten Haaren hervorgestürzt wären, ihren Vätern sich zu Füßen geworfen und so deren gerechten Zorn nicht durch sieghafte Waffen, sondern durch kindliches Flehen gebrochen hätten. Darauf sah sich Romulus, dem die Mitherrschaft seines Bruders unerträglich gewesen war, genötigt, den Sabinerkönig Titus Tatius als Mitregenten zu dulden; aber wie hätte er ihn lange ertragen können, da er nicht einmal seinen Zwillingsbruder geduldet hatte? Also ermordete er auch ihn, wurde dadurch ein umso erhabenerer Gott und übernahm allein die Herrschaft. Was sind doch das für eheliche Rechte, was für Kriegsursachen, was für Bande der Brüderlichkeit und Schwägerschaft, was für Grundlagen der Bundesgenossenschaft und des Anspruchs auf göttliche Verehrung! Endlich, welch ein Staatsleben unter dem Schutz so zahlreicher Gottheiten! Du begreifst, wieviel Arges sich da sagen ließe, wenn wir nicht unsere Aufmerksamkeit den folgenden Zeiten zuwenden und deshalb das Thema verlassen müßten.


  1. Verg. Aen. 1, 281. ↩

  2. Phars. I 1 ff. ↩

  3. Verg. Aen. 7, 323 ff. ↩

  4. die Gemahlin Hektars. ↩

  5. d. i. des Achilleus Sohn Neoptolemos, dem sie als trojanisches Beutestück zufiel. ↩

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The City of God

Chapter 13.--By What Right or Agreement The Romans Obtained Their First Wives.

How is it that neither Juno, who with her husband Jupiter even then cherished

"Rome's sons, the nation of the gown," 1

nor Venus herself, could assist the children of the loved Aeneas to find wives by some right and equitable means? For the lack of this entailed upon the Romans the lamentable necessity of stealing their wives, and then waging war with their fathers-in-law; so that the wretched women, before they had recovered from the wrong done them by their husbands, were dowried with the blood of their fathers. "But the Romans conquered their neighbors." Yes; but with what wounds on both sides, and with what sad slaughter of relatives and neighbors! The war of Caesar and Pompey was the contest of only one father-in-law with one son-in-law; and before it began, the daughter of Caesar, Pompey's wife, was already dead. But with how keen and just an accent of grief does Lucan 2 exclaim: "I sing that worse than civil war waged in the plains of Emathia, and in which the crime was justified by the victory!"

The Romans, then, conquered that they might, with hands stained in the blood of their fathers-in-law, wrench the miserable girls from their embrace,--girls who dared not weep for their slain parents, for fear of offending their victorious husbands; and while yet the battle was raging, stood with their prayers on their lips, and knew not for whom to utter them. Such nuptials were certainly prepared for the Roman people not by Venus, but Bellona; or possibly that infernal fury Alecto had more liberty to injure them now that Juno was aiding them, than when the prayers of that goddess had excited her against Aeneas. Andromache in captivity was happier than these Roman brides. For though she was a slave, yet, after she had become the wife of Pyrrhus, no more Trojans fell by his hand; but the Romans slew in battle the very fathers of the brides they fondled. Andromache, the victor's captive, could only mourn, not fear, the death of her people. The Sabine women, related to men still combatants, feared the death of their fathers when their husbands went out to battle, and mourned their death as they returned, while neither their grief nor their fear could be freely expressed. For the victories of their husbands, involving the destruction of fellow-townsmen, relatives, brothers, fathers, caused either pious agony or cruel exultation. Moreover, as the fortune of war is capricious, some of them lost their husbands by the sword of their parents, while others lost husband and father together in mutual destruction. For the Romans by no means escaped with impunity, but they were driven back within their walls, and defended themselves behind closed gates; and when the gates were opened by guile, and the enemy admitted into the town, the Forum itself was the field of a hateful and fierce engagement of fathers-in-law and sons-in-law. The ravishers were indeed quite defeated, and, flying on all sides to their houses, sullied with new shame their original shameful and lamentable triumph. It was at this juncture that Romulus, hoping no more from the valor of his citizens, prayed Jupiter that they might stand their ground; and from this occasion the god gained the name of Stator. But not even thus would the mischief have been finished, had not the ravished women themselves flashed out with dishevelled hair, and cast themselves before their parents, and thus disarmed their just rage, not with the arms of victory, but with the supplications of filial affection. Then Romulus, who could not brook his own brother as a colleague, was compelled to accept Titus Tatius, king of the Sabines, as his partner on the throne. But how long would he who misliked the fellowship of his own twin-brother endure a stranger? So, Tatius being slain, Romulus remained sole king, that he might be the greater god. See what rights of marriage these were that fomented unnatural wars. These were the Roman leagues of kindred, relationship, alliance, religion. This was the life of the city so abundantly protected by the gods. You see how many severe things might be said on this theme; but our purpose carries us past them, and requires our discourse for other matters.


  1. Virgil, Aen. i. 286. ↩

  2. Pharsal. v. 1. ↩

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