21. Die Könige Latiums, von denen der erste, Äneas, und der zwölfte, Aventinus, zu Göttern gemacht wurden.
Latium hatte nach Äneas, den man zum Gott Band 28, S. 1075gemacht hat, elf Könige, von denen keiner zum Gott gemacht wurde. Dagegen Aventinus, der zwölfte König nach Äneas, vermehrte wiederum, als er im Krieg umgekommen und auf dem Berge, der jetzt noch seinen Namen führt, beigesetzt war, die Zahl solcher Götter, wie man sie sich machte. Nach anderer Angabe wäre er übrigens nicht im Kampf gefallen, sondern verschollen, und wäre der Aventinische Hügel nicht nach ihm benannt, sondern nach dem Herzufliegen der Vögel1. Weiterhin wurde keiner mehr zum Gott gemacht bis zu Romulus, dem Gründer Roms. Zwischen Aventinus und Romulus werden zwei Könige genannt, der erste war, um ihn mit einem Vergilschen Verse einzuführen2,
„Procas, der nächste sodann, der Stolz des trojanischen Volkes“.
Zu seiner Zeit nahm, da nun Rom bereits sozusagen vor der Geburt stand, das assyrische Reich, das größte von allen, nach so langer Dauer ein Ende. Auf die Meder ging es über nach beinahe 1305jährigem Bestand, wenn man des Belus Regierungszeit miteinrechnet, der den Ninus zeugte und, noch mit einem kleinen Herrschaftsgebiete zufrieden, der erste König dort gewesen war. Procas regierte vor Amulius. Dieser Amulius hatte die Tochter seines Bruders Numitor, Rhea mit Namen, auch Ilia genannt, die Mutter des Romulus, zur vestalischen Jungfrau gemacht, und sie nun hat, so sagt man, um ihren Keuschheitsbruch zu verherrlichen oder zu beschönigen, von Mars Zwillinge empfangen, wofür man als Beweis anführt, daß eine Wölfin die ausgesetzten Kinder ernährt habe. Denn dieses Tier bringt man mit dem Mars in Verbindung, und die Wölfin hätte also, so ist die Annahme, ihre Zitzen den Kindern deshalb gereicht, weil sie sie als die Söhne ihres Herrn, des Mars, erkannte. Freilich gibt es auch Leute, die da sagen, die Kinder seien, wie sie so ausgesetzt wimmernd da lagen, von irgendeiner Buhldirne aufgelesen und an ihrer Brust zuerst gesäugt worden (die Buhldirnen nannte man eben Wölfinnen [lupa], wovon noch heute ihre Schandhäuser Band 28, S. 1076Lupanarien heißen), und nachher seien sie zu dem Hirten Faustulus gekommen und von dessen Frau Acca ernährt worden. Was Wunder übrigens, wenn Gott diese Kinder, durch die ein so mächtiger Staat gegründet werden sollte, zur Beschämung eines Menschenkönigs, der sie hatte ins Wasser werfen heißen, mit seiner Macht aus dem Wasser errettete und ihnen durch ein wildes Tier mit Nahrung zu Hilfe kam? Auf Amulius folgte in der Herrschaft über Latium dessen Bruder Numitor, und im ersten Jahre der Regierung Numitors wurde Rom gegründet; und Numitor regierte sonach weiterhin mit einem seiner Enkel, und zwar mit Romulus.
