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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
20. Buch

6. Worin die erste Auferstehung besteht und worin die zweite.

Hierauf fährt er fort1: „Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, die Stunde kommt, und jetzt ist sie da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne verliehen, das Leben in sich selbst zu haben.“ Noch Band 28, S. 1227spricht er hier nicht von der zweiten Auferstehung, von der leiblichen, die am Ende stattfinden wird, sondern von der ersten, die jetzt stattfindet. Eben diese will er kennzeichnen mit den Worten: „Die Stunde kommt und jetzt ist sie da.“ Aber diese Auferstehung ist nicht eine Auferstehung der Leiber, sondern der Seelen. Denn auch die Seelen haben ihren Tod, nämlich in Gottlosigkeit und Sünden“2, und solche Tote meint der Herr, wenn er sagt3: „Laß die Toten ihre Toten begraben“; die seelisch Toten mögen die leiblich Toten begraben. In bezug also auf diese der Seele nach Erstorbenen durch Gottlosigkeit und Bosheit sagt er: „Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und die sie hören, werden leben.“ „Die sie hören“, heißt es, d. i. die gehorchen, die glauben und bis zum Ende ausharren. Er macht hier auch keinerlei Unterschied zwischen Guten und Bösen. Denn für alle ist es gut, seine Stimme zu hören und zu leben, indem sie zum Leben der Gottseligkeit übergehen aus dem Tode der Gottlosigkeit. Von diesem Tode sagt der Apostel4: „Alle also sind gestorben, und für alle ist er gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ Alle ohne jegliche Ausnahme also sind gestorben in Sünden, sei es in angeborenen oder überdies in freiwillig hinzugefügten, aus Unwissenheit darüber, was gerecht ist, oder wissend darum, ohne es doch zu vollbringen; und für alle diese Toten ist der eine Lebende gestorben, der eine, der keinerlei Sünde hatte; und nun sollen sie, zum Leben gebracht durch den Nachlaß der Sünden, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für alle gestorben ist um unserer Sünden willen und auferstanden ist um unserer Rechtfertigung willen5; im Glauben an den, der den Gottlosen rechtfertigt6, aus der Gottlosigkeit gerechtfertigt, gleichsam zum Leben erweckt aus dem Tode, sollen, wir nun imstande sein, an der ersten Auferstehung, die jetzt stattfindet, teilzuhaben. An dieser ersten haben ja nur die Anteil, die in Band 28, S. 1228Ewigkeit glückselig sein werden; an der zweiten dagegen, von der der Herr gleich hernach spricht, haben nach seiner Lehre wie die Seligen auch die Unseligen Anteil. Die erste Auferstehung ist das Werk des Erbarmens, die zweite das Werk des Gerichtes. Darum heißt es im Psalm7: „Erbarmen und Gericht will ich Dir besingen, Herr.“

Von diesem Gericht redet er gleich im Anschluß an obige Stelle mit den Worten8: „Und er hat ihm die Macht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ Er weist hier darauf hin, daß er in demselben Fleische zum Richten kommen wird, worin er kam, gerichtet zu werden. Darauf eben beziehen sich die Worte: „weil er der Menschensohn ist“. Und weiter sagt er dann9 von der zweiten Auferstehung, von der wir hier sprechen: „Verwundert euch nicht darüber; denn die Stunde wird kommen, da alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören, und die, die Gutes getan haben, hervorgehen werden zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung im Gerichte.“ Das Gericht, das er hier meint, ist die Verdammnis, wie er kurz vorher dasselbe Wort für Verdammnis gebraucht hat in der Stelle10: „Wer auf mein Wort hört und an den glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben übergegangen;“ das will sagen: da ein solcher teilnimmt an der ersten Auferstehung, durch die man jetzt vom Tode zum Leben übergeht, so wird er nicht in die Verdammnis kommen, die der Herr mit dem Worte Gericht bezeichnet, ebenso wie in unserer Stelle da, wo es heißt: „die aber Böses getan haben, zur Auferstehung im Gerichte“, d. i. in der Verdammnis. Wer also nicht verdammt werden will in der zweiten Auferstehung, der erhebe sich in der ersten. Denn „die Stunde kommt, und jetzt ist sie da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die darauf hören, werden leben“, d. i. werden nicht in die Band 28, S. 1229Verdammnis kommen, die der zweite Tod heißt; diesem Tod werden nach der zweiten Auferstehung, die eine Auferstehung der Leiber sein wird, alle die überantwortet werden, die sich in der ersten Auferstehung, welche eine Auferstehung der Seelen ist, nicht erheben. „Denn die Stunde wird kommen“11, „in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorgehen werden.“ Der Herr sagt nicht, wie er bei der ersten Auferstehung gesagt hat: „und die darauf hören, werden leben“. Denn nicht alle werden leben, nämlich eines Lebens teilhaftig werden, das allein diesen Namen verdient, weil es ein glückseliges Leben ist. Aber irgendwie werden natürlich alle leben; sonst könnten sie nicht hören und aus ihren Gräbern unter Auferstehung des Fleisches hervorgehen. Warum aber nicht alle im wahren Sinne dann leben werden, erläutert der Herr in den anschließenden Worten; „die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens“, das also sind die, die leben werden; „die aber Böses getan haben, zur Auferstehung im Gerichte“, das sind die, die nicht leben werden, weil sie des zweiten Todes sterben werden. Böses getan haben sie, weil sie schlecht gelebt haben; und schlecht gelebt haben sie, weil sie bei der ersten Auferstehung, die jetzt stattfindet, bei der Auferstehung der Seelen, sich nicht neubelebt oder doch in der Neubelebung nicht bis zum Ende ausgeharrt haben. Wie es also eine doppelte Wiedergeburt gibt, von der ich oben schon gesprochen habe12, die eine dem Glauben nach, jetzt sich vollziehend durch die Taufe, die andere dem Leibe nach, dereinst sich vollziehend durch das große und letzte Gericht in der leiblichen Unverweslichkeit und Unsterblichkeit, so gibt es auch eine doppelte Auferstehung13, eine erste, die jetzt stattfindet und eine seelische Auferstehung ist, welche Band 28, S. 1230vor dem zweiten Tode bewahrt, und eine zweite, die nicht jetzt stattfindet, sondern am Ende der Weltzeit, nicht eine seelische, sondern eine leibliche, welche durch das Jüngste Gericht die einen in den zweiten Tod senden wird, die anderen in ein Leben, das keinen Tod mehr kennt.


  1. Ebd. 5, 25 f. ↩

  2. Vgl. oben XIII 2. ↩

  3. Matth. 8, 22. ↩

  4. 2 Kor. 5, 14 f. ↩

  5. Röm. 4, 25. ↩

  6. Ebd. 4, 5. ↩

  7. Ps. 100, 1. ↩

  8. Joh. 5, 27. ↩

  9. Ebd. 5, 28 f. ↩

  10. Ebd. 5, 24. ↩

  11. es heißt hier nicht: „und jetzt ist sie da“, denn erst am Ende der Weltzeit wird sie eintreten, d. i. mit dem letzten und umfassendsten Gottesgericht ↩

  12. XX 5, 3. Absatz am Schluß. ↩

  13. Über die Quelle dieser Lehre Augustins von der zweiten Auferstehung und weiterhin von der Bedeutung des tausendjährigen Reiches und der Fesselung des Teufels s. H. Scholz, Glaube und Unglaube in der Weltgeschichte [1911], 114—117. ↩

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